Timmendorfer Strand früher und heute…
Da wir schon in der Nähe waren, konnten wir es uns nicht nehmen lassen auch einen Abstecher zum Timmendorfer Strand zu machen. Nach wie vor zählt Timmendorf zu den Hot Spots an der Lübecker Bucht und lockt jedes Jahr zahlreiche Besucher an.
Timmendorf Strand gilt als mondän und schick und lockt mit seinem Lifestyle vor allem Städter an. So manches Mal könnte man meinen Timmendorf Strand gehört zu Hamburg.
Klar, es ist schnell und bequem von Hamburg über die A1 zu erreichen, aber es gibt ja noch mehr Seebäder in unmittelbarer Nähe. Warum haben so viele ausgerechnet hier ihren Zweitwohnsitz?
Wir selber sind hier früher auch oft hergefahren, daher habe ich viele Kindheitserinnerungen an diese Gegend, doch inzwischen durfte ich über den Tellerrand hinausschauen und habe so viele andere Strände und Seebäder kennengelernt, die ich persönlich viel viel schöner finde.
Trotzdem macht es Spaß ab und an mal wieder vorbeizugucken, um zu sehen, was sich verändert hat. So auch heute. Es ist aber ein ähnliches Feeling als würden wir nach Hamburg fahren. Wir kommen gerne zum Gucken, lassen die Eindrücke wirken und sind irgendwie immer wieder froh fahren zu können.
Ich kann aber nicht leugnen, dass ich hier automatisch mit mir und einem Teil meines Leben konfrontiert wurde. Passiert euch das auch manchmal, wenn ihr an Orte fahrt, die ihr aus Kindheitstagen kennt und diese nach einiger Zeit wieder besucht?
Die Natur habe ich schon immer geliebt, aber als junges Mädchen waren Popstars und Mode mindestens genauso wichtig. Im Laufe der Zeit wurden die Röcke immer kürzer und die Absätze immer höher.
Shoppen gehen durfte man ungeniert als Hobby bezeichnen. Die ersten gemeinsamen Spaziergänge mit meinem Mann meisterte ich noch bravourös in Highheels.
In meinem Leben hat sich einiges verändert. Ich habe mich verändert, und zwar grundlegend. Erst schleichend und dann unaufhaltsam. Was früher Röcke und Highheels waren, sind heute Jeans und Turnschuhe. Kurzum, aus einer Barbiepuppe ist eine taffe Deern geworden.
Shoppen gehen passiert nur noch im Notfall. Dafür bin ich aus der Natur nicht mehr wegzukriegen. Vermutlich ist das auch der Grund, warum ich mich hier nicht mehr so recht wohlfühle. Mir ist hier alles viel zu aufgesetzt. Die Promenade gleicht eher einem Laufsteg. Für mich prallen in Timmendorf zwei Welten aufeinander.
Aus heutiger Sicht ist das gar nichts mehr für mich. Ich will ich sein, verträumt und verrückt sein … na na na na na… 😉 Das Leben einfach genießen ohne irgendeinen Schein wahren zu müssen.
4 Kommentare zu „Zwei Welten prallen aufeinander“
Liebe Claudia,
danke, dass Du mich/uns immer so teilhaben lässt an Deinen Gedanken. Ja, man verändert sich und wird im Laufe seines Lebens im besten aller Fälle zum „Ich“. Schön, wenn man das Ich findet. Viele laufen nur irgendwelchen „Normen“ hinterher oder den Ansprüchen anderer oder der vermeintlichen Gesellschaft. Das sehe ich hier (Du weiß, wo ich wohne) ganz besonders stark und nicht immer sehr schön…
Was bin ich froh, dass ich nie so war und nie sein werde. Und dass Du bzw. Ihr es nicht seid, das merkt man doch sofort!
Wenn ich in meine Heimatstadt (ca. 200 km weiter und ein anderes Bundesland) zu Besuch komme, dann ist es wie nach Hause kommen und doch wieder auch nicht. Dort scheint auf der einen Seite die Zeit stehen geblieben zu sein und trotzdem hat es sich natürlich weiterentwickelt. Aber am meisten habe ich mich weiterentwickelt – wir passen einfach nicht mehr so richtig zusammen. Und dennoch liebe ich mein (Heimat-) Städtchen sehr und es wird immer tief in meinem Herzen verankert sein.
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
sehr sehr gern, obwohl es diesmal gar nicht so beabsichtigt war. Wir waren an diesem eigentlich so schönen Ort und haben uns dennoch nicht wohl gefühlt. Es war laut, es war… ach ich weiß nicht. Als wir dann wieder zu Hause waren und ich die schönen Bilder von Ralph gesehen habe, konnte ich einfach nicht von heiler schöner Welt schreiben, denn das Gefühl, dass wir dort hatten war ein anderes.
Es ist in der Tat ein Geschenk, wenn man sich treu bleiben kann bzw. wenn man sein „ich“ überhaupt findet. Auch das ist ja nicht immer leicht und oft ein langer Prozess. Ich wurde von Anfang an in eine ganz andere Richtung gedrückt, die nicht meine war. Die Rolle habe ich sogar perfekt beherrscht, aber irgend etwas in mir hat rebelliert. Es musste sich auf alle Fälle etwas ändern und einen großen Teil hat sogar mein Mann Ralph dazu beigetragen. Er war der erste Mann, der nicht nur meine Hülle gesehen hat, sondern auch mein Inneres. Darin hat er mich immer bestärkt und dafür bin ich ihm zutiefst dankbar.
Ja sogar die vielen Aufenthalte am Meer haben mich/uns geformt. Das Leben mit und am Meer, mitten in der Natur hat vieles grade gerückt.
Und es ist in der Tat auch ein komisches Gefühl, dass wenn man sich verändert hat und zu seinen Wurzeln blickt, plötzlich feststellt, dass man nicht mehr zu ihnen passt. Dabei ist Heimat und Familie doch eigentlich das wichtigste. Sagt man… meint man….
Wir für uns haben erkannt, dass Heimat dort ist wo wir uns wohlfühlen und dass Familie nicht auch Blutsverwandtschaft bestehen muss. Vielmehr sind es die netten Menschen, die einem begegnen, ähnlich oder gleich empfinden und die dich ein Stück des Weges begleiten. Oft haben sie dir aber viel mehr zu bieten als manch ein anderer.
Von Herzen ganz liebe Grüße,
Claudia
Liebe Claudia,
ja, ja, ja! Du sprichst mir aus der Seele. Sowohl mit dem langen Findungsprozess in den eigenen Gefühlswelten als auch bei den Menschen, die unseren Weg kreuzen und teilen. Liebe Menschen und einige ganz, ganz besondere.
Hier ist jetzt mein zu Hause – warm und wohlig und auch innig, aber das tiefe Heimatgefühl liegt noch dort. Vielleicht liegt es auch am Zeitfaktor (40 Jahre dort, 4 Jahre hier).
Ganz herzlich
Martina
Liebe Martina,
das ist schön. 😉
Pass mal auf, das Heimatgefühl festigt sich bestimmt noch. Ihr seid ja auch eine Weile hin und her.
Und eines darf man, glaube ich, auch nicht vergessen… nur wenn man sich seinen Wurzeln stellt und auch zu ihnen steht, kann man sich wirklich weiter entwickeln.
Was für ein philosophischer Vormittag. 😉
Liebe Grüße,
Claudia