Da der heimische Garten für mich ein absoluter Kraftpool ist, liebe ich es natürlich auch mir andere Gärten anzuschauen. Vor kurzem haben wir den Hochdorfer Garten in Tating besucht und unsere Eindrücke möchten wir euch in dem heutigen Beitrag vorstellen.
Auf der Internetseite heißt es, dass der im Jahre 1979 unter Denkmalschutz gestellte Hochdorfer Garten als das bedeutendste Gartendenkmal der bäuerlichen Gartenkultur in Schleswig-Holstein angesehen werden kann. Neben dem Husumer Schlossgarten und dem Künstlergarten von Ada und Emil Nolde in Seebüll ist er der wertvollste nordfriesische Garten. Das klang sehr vielversprechend, also haben wir uns vor ein paar Tagen auf den Weg gemacht, um uns den Garten mal anzuschauen.
Unweit des Hochdorfer Gartens, der übrigens für jedermann frei zugänglich ist, befindet sich ein kostenloser Parkplatz. Es führen wohl mehrere Wege in den Garten, wir haben den beim Schweizerhaus gewählt.
Der Haubarg Hochdorf
Eiderstedt ist bekannt für seine Haubarge und auch im Hochdorfer Garten befindet sich ein stattliches Exemplar. Das weiße Gebäude wurde von der Sonne so richtig schön angestrahlt und es sah schon ein wenig verwunschen aus, als wir uns von dem Garten auf das Haus zubewegten.
1764 entstand auf einer Fläche von gut fünf Hektar das Gebäude im Zusammenhang mit dem barocken Garten. Vor dem Gebäude befindet sich eine imposante Lindenallee oder besser gesagt Quartier, denn in diesem Garten wurde alles in Quartiere angelegt. Bei so alten Gebäuden wechseln mit der Zeit auch die Besitzer. 1837 erwirbt Hans Richardsen (1792-1867) das Wohnhaus samt Garten. Sein Sohn Jacob (1835-1905) übernahm 1867 den Besitz. Jacob heiratete zwar im Jahre 1874 seine Frau Doris Bruchwitz, aber das Paar blieb kinderlos. Sog ging der Besitz nach seinem Tod in die nach ihm und seiner Gemahlin benannte Stiftung ein, deren Ziel es ist, den Garten mit seiner wertvollen Gehölzsammlung „für alle Zeiten“ als öffentlichen Dorfpark zu erhalten.
So ganz scheint das nicht geklappt zu haben, denn im Winter 1945/46 wurden die beiden seitlichen Lindenalleen zur Holzgewinnung gefällt. Der seinerzeit baufällige Haubarg wurde 1954 aus der Stiftung herausgelöst und verkauft. Nachdem der Zimmermeister Christian Kempf das Haus vorbildlich saniert hatte, wurde es 1979 unter Denkmal gestellt. 1983 folgte der Garten mit Ruine und das Schweizerhaus.
Das Schweizerhaus
Der Bau des Schweizerhauses, welches ursprünglich mal als Sommerhaus diente und heute eine Gastronomie beherbergt, wurde noch vor 1873 erbaut. Diese für unsere Region sehr untypische Bauweise ist wohl auch das letzte erhaltene Beispiel seiner Art im Lande.
Aber nicht nur das Haus ist untypisch für diese Region, sondern auch die Anpflanzung zahlreicher exotischer Gehölze. Einige Jahre später kamen noch zwei Obstbaumquartiere nördlich und südlich des barocken Gartens hinzu. Darüber hinaus erfolgte noch die Anlage einer romanischen Partie im landschaftlichen Stil, zu der auch die um 1900 errichtete künstliche Ruine am südlichen Rand, die einem Gemälde Caspar David Friedrichs von der Burgruine des Oybin nachgebildet sein soll.
Was das mit der Ruine auf sich hat, haben wir tatsächlich erst im Nachgang erfahren, denn es gab vor Ort keine Beschilderung. Leider waren auch viele weitere Schilder im Garten beschädigt oder nicht mehr vorhanden.
Ehrlich gesagt waren wir auch ein wenig enttäuscht von der Gartenanlage, denn sie scheint nicht wirklich gepflegt zu sein. Also nicht, dass wir uns falsch verstehen, wir sind keine Menschen, die etwas gegen verwilderte Flächen im Garten haben, im Gegenteil, aber hier und heute wirkte alles doch ein wenig verwahrlost.
Alte und historische Obstsorten
Da wir selber große Fans von Apfelbäumen sind und ganz besonders, wenn es sich um alte Sorten handelt, hatten wir uns richtig auf die beiden Obstbaumquartiere gefreut. Im Hochdorfer Garten sollen 17 historische Apfelsorten stehen u. a. Prinzenapfel, Gelber Richard oder Tönninger.
Das erste Quartier hätten wir beinahe übersehen, weil alles drumherum so zugewuchert war, dass wir es kaum als solches wahrgenommen haben. Und das zweite sah leider nicht viel anders aus. Man sah zwar, dass die Bäume alle mit Schildern beschriftet waren auf denen bestimmt die jeweilige Sorte beschrieben steht, aber wir mochten nicht so recht durch die verwilderte Wiese treten. Irgendwie kamen wir uns wie Eindringlinge vor und haben die Bäume dann nur aus der Ferne betrachtet. Echt schade, dabei würde es doch schon reichen, wenn man kleine Pfade zu den Bäumen mähen würde. So ging das Denkmal der bäuerlichen Gartenkultur doch ein wenig unter.
Auch wurde auf der Internetseite eine Vielfalt an blühenden Pflanzen angepriesen, von denen wir wirklich nur sehr wenige gesehen haben. Zugegen, wir haben gerade August und eine sehr trockene Periode, aber dennoch würde man nach der Ankündigung viel mehr Blütenpracht erwarten, als es tatsächlich zu sehen gibt.