Ein Streifzug mit Hindernissen zwischen Pötenitz und Barendorf
Es ist Sonntag, aber nicht nur irgendeiner, sondern ein ganz besonderer Ehrentag für meinen Liebsten. Ein halbes Jahrhundert ist geschafft, eigentlich ein Grund zum Feiern. Doch statt einer illustren Party machte sich vielmehr der Wunsch nach Ruhe und Abgeschiedenheit breit. Nicht Champagner, sondern vielmehr der Geschmack von salziger Seeluft sollte heute auf unseren Zungen prickeln.
Auch die Anreise verlief eher gemächlich, denn statt der Autobahn fuhren wir gemütlich über die Landstraße. Es war wie eine Zeitreise durch unterschiedliche Epochen. Denn auch 25 Jahre nach der Grenzeröffnung ist es eine Reise voller Widersprüche. Orte, die vom Wohlstand und Fortschritt wach geküsst wurden, bis hin zu Dörfern, die vergessen oder dem absoluten Verfall preisgegeben schienen. Der Hochnebel, der wie eine Dunstglocke über der Landschaft lag, unterstrich diese verworrene Szenerie noch zusätzlich.
Ein wenig ließen wir uns von dieser leicht düsteren Stimmung einfangen und es machte sich eine Mischung aus Wehmut und Unsicherheit breit. Logischerweise stellt man sich ab einem gewissen Punkt die Frage, wo die vergangenen Jahre geblieben sind und ob man zufrieden mit seinem Leben ist. Nicht immer ist alles glatt gelaufen und in den letzten Jahren schon gar nicht. Was erwartet uns noch alles in der Zukunft? Haben wir nun den für uns richtigen Weg eingeschlagen?
Durch einige Wolkenlücken mogelte sich die Sonne durch und holte uns damit schnell wieder in das Hier und Jetzt zurück. Mittlerweile hatten wir auch schon das Landschaftsschutzgebiet „Naturküste Nordwestmecklenburg“ erreicht. Eine wirklich schöne und ursprüngliche Landschaft. Auf einem Feld hatten es sich Hunderte von Schwänen gemütlich gemacht – was für ein Empfangskomitee. Unser Auto stellten wir zwischen Priwall und Pötenitz unweit vom Strand ab. Noch schnell eine kleine Stärkung in die Hand, bevor wir uns dem Rausch des Meeres und dem breiten, feinen Sandstrand hingaben.
Ein schmaler Pfad durch die Dünen führte uns zum Strand. Doch was ist das? Wo ist der Strand? Verschlungen vom Meer! Unglaublich! Erst letzten Sonntag hatten wir ein ähnliches Szenario auf der Insel Poel erlebt. Doch dort ist der Strand im Gegensatz zu hier nur ein schmaler Streifen. Bis auf wenige Stellen ist der breite Sandstrand zu einem schmalen und mehr als überschaubaren Trampelpfad zusammen geschrumpft. Relikte aus der Vergangenheit wurden freigespült.
Da soll noch einer sagen Gezeiten sind nur an der Nordsee sichtbar. Schon spannend zu sehen, wie unterschiedlich sich die Küsten zu den Jahreszeiten zeigen. Das hatten wir nun wirklich nicht erwartet. Abenteuerlust machte sich breit. Wie weit würden wir wohl gehen können ohne vom Meer mit nassen Füßen abgestraft zu werden?
Einige wenige Passanten samt vierbeiniger Begleitung hatten eine ähnliche Abenteuerlust. Während die Hunde aufgeregt hin und her tollten, taten sich viele der Zweibeiner schwer. Teilweise war es aber auch sehr umständlich, denn die nassen Steine gaben dir kaum Halt und da man aus Naturschutzgründen auch nicht auf die geschützten Dünen ausweichen wollte, was viele leider getan hatten, ähnelte der Gang wohl eher einem Eiertanz. 😉
Leider ist in solch stürmischen Zeiten auch nicht zu übersehen, was das Meer alles wieder an die Küsten spült. Jede Menge Müll lag in den Dünen und man musste sich wirklich zusammen reißen, um sich davon nicht runter ziehen zu lassen. Denn gerade heute wollten wir einfach mal nur spazieren gehen und nicht wieder dem Sammelwahn verfallen.
Keine leichte Aufgabe, da man ja weiß, wie viel Schaden ausgerechnet der Plastikmüll anrichtet. Total cool fanden wir einen älteren Herrn, der sich dieses Elend auch nicht mit angucken konnte. Während sich seine Begleitung recht gleichgültig verhielt, war er sich wirklich nicht zu schade sich auch nach dem kleinsten Strohhalm zu bücken. Klasse, dass immer mehr Menschen über ihren Schatten springen und einfach sammeln statt nur zu labern.
Neben dem vielen, von menschengemachtem Müll, lagen auch haufenweise entwurzelte Bäume herum, aus denen sich jemand eine Art Wildwest-Behausung gebaut hatte. Auch hier bemühten wir uns für heute mal nur das Abenteuer darin zu sehen und uns nicht gar über den zurück gelassenen Müll zu ärgern. Verstehen kann man es aber wirklich nicht, denn jeder Strandaufgang hat eine Mülltonne, in die eigentlich jeder seinen Müll entsorgen kann.
Aufgrund der Tatsache, dass man zum Gehen nur einen schmalen Streifen hatte, war man quasi gezwungen, sich auch der Landschaft hinter den Dünen zu widmen. Die übersieht man bei normalen Verhältnissen gern. Obwohl es wegen des Winters eher karg war, bestach die Landschaft durch eine bizarre, fast unberührte Natur.
Irgendwo zwischen Pötenitz und Barendorf war dann wirklich mal kein Durchkommen mehr und wir mussten ein Stück zurück, um auf dem Weg hinterm Strand bei einem nächsten Strandabschnitt wieder unser Glück zu versuchen. Wenn mich nicht alles täuscht führt dieser urige Weg sogar ganz bis nach Boltenhagen und lässt sich bestens mit dem Fahrrad erkunden.
Uns zog es bei der nächsten Gelegenheit lieber wieder an den Strand, wo wir mit den Möwen schon fast ein Katz- und Mausspiel führten. Immer wenn wir dachten, wir sind nah genug, um sie zu fotografieren, ließen sie uns eines besseren belehren und machten sich einfach wieder aus dem Staub.
Langsam machte sich bei uns die Müdigkeit breit und auch der Himmel zog mehr und mehr zu. Wie die Zeit doch immer vergeht. Inzwischen waren wir auch schon wieder mehrere Stunden am Strand unterwegs. Zeit zum Umkehren.
Ach, wenn einem das Heimkehren nur nicht immer so schwer fallen würde. Noch da und schon wieder Sehnsucht. Doch es war ein perfekter Tag – nur das Meer und wir.
4 Kommentare zu „Wenn das Meer die Küste verschlingt“
Guten Morgen ihr Zwei Glückwunsch nachträglich an deine bessere Hälfte aus euren Ausflug sind ja wieder ganz Tolle Fotos entstanden ich bin richtig Neidisch es ist so schön dort am Meer und man kann wirklich die Zeit vergessen da geht es mir genauso wir wollen nur eine Stunde und dann ist der Nachmittag Weg wünsch euch noch einen schönen Tag
Liebe Martina,
danke für deine Glückwünsche, Ralph hat sich sehr gefreut.
Es ist in der Tat so, die Zeit rennt immer unglaublich. Wir waren 4 Stunden am Strand, aber die sind so schnell umgegangen. Ich wollte es gar nicht glauben als wir auf die Uhr guckten. Schön, dass man es gnießen kann.
Herzliche Grüße,
Claudia
Hallo Ihr Beiden,
da schliesse ich mich doch gleich den Glückwünschen für Ralph an!!!!!!!!
Der besagte Weg führt übrigends wirklich bis Boltenhagen.
Es gibt in der Richtung noch sehr viele naturbelassene Abschnitte……..
Aber die findet Ihr bestimmt!!!!!!!!!!!
Ein schönes Wochenende
Harald
Moin Harald,
Dankeschön für die Glückwünsche mein Lieber … 😀
Oh ja … ich denke das werden wir bei einem der nächsten Touren in der Region mal genauer erkunden 😉
Dir und deiner Familie auch ein schönes und entspanntes Wochenende
LG Ralph