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In Nordfriesland gibt es viele schöne Traditionen und eine davon lockt jedes Jahr nicht nur Einheimische, sondern vermehrt auch zahlreiche Urlauber an die Nordseeküste. Die Rede ist vom Biikebrennen. Dieses Jahr durften wir dem Brauchtum auf unserer geliebten Nordseeinsel Amrum miterleben.
Wenn ich ehrlich sein darf, dann waren die Vorfreude auf dieses Event besonders groß, denn es war nicht nur das erste Mal, dass wir das Biikebrennen auf einer nordfriesischen Insel miterleben durften, sondern dazu noch auf Amrum. Die Insel, mit der uns inzwischen so viel verbindet.
Was uns anfänglich allerdings ein wenig traurig stimmte war, dass ausgerechnet heute das Wetter umschlug und beinahe 90% Regenwahrscheinlichkeit vorhergesagt wurde. Als wir auf dem Festland auf die Fähre stiegen, hatten wir noch Hoffnung, denn es war trocken. Je näher wir jedoch der Insel kamen, desto mehr Regen erwartete uns. So’n Shiet, Amrum im Regen. Aber was soll’s, so hatten wir die Insel vor vier Jahren kennen-, und wie man heute von uns weiß, auch liebengelernt. Also ließen wir uns auch diesmal davon nicht die Laune verderben. Außerdem – so haben wir uns sagen lassen – gehört der Regen beinahe auch zur Biike-Tradition. 😉
Den Winter verabschieden, Seefahrertradition bewahren, der Sonne entgegengehen…
Was wir irgendwie ganz drollig finden ist, dass man sich bei der Überlieferung des Brauchtums anscheinend nicht ganz einig darüber ist, welches wirklich der wahre Grund für die Biikefeuer sind. Damals soll es wohl noch ein reines Freudenfeuer gewesen sein. Im Laufe der Zeit wandelte sich seine Bedeutung jedoch zu einem Feuer, mit dem die bösen Geister vertrieben werden sollten. Nicht selten spricht man auch davon, dass auf den Inseln das Biikefeuer später zur Verabschiedung der Walfänger diente. Denn die Walsaison startete meist mit dem Petritag am 22. Februar. Dazu zündeten die Frauen die Feuer entlang des Strandes an, um den fahrenden Männern noch lange sicheres Geleit zu geben.
Was auch immer der wahre Grund ist, die Biike (21. Februar) und der Petritag (nordfriesisch piddersdai bzw. piadersdai) sind noch heute wichtige Feiertage, vor allem auf den nordfriesischen Inseln und den Halligen. Auch auf dem Festland hat man sich im Laufe des letzten Jahrhunderts diesen Brauch wieder zu eigen gemacht. Und sogar auf den dänischen Wattenmeerinseln ist das Biikebrennen als „Pers awten“ oder „Pers aften“ („Peters Abend“) bekannt.
Nachdem wir im Hotel eingecheckt hatten, schnappten wir uns unsere Rucksäcke und sind erstmal ab zum Strand. Der Regen schien sich vorerst auch gütig zu zeigen, so dass wir uns trauten, eine größere Runde am geliebten Kniep zu wagen. Schnell nochmal durchatmen, bevor sich später alles nur noch um den Brauch drehen würde.
Lach.. zu unserem Pech sind wir unterwegs vom Regen heimgesucht worden und kamen pitschnass vom Strand zurück. Ein Zeichen, dass unser Regenzeug dringend mal upgedatet werden müsste. Da wir für unseren Kurztripp nur einmal Wechselzeug dabei hatten und der Regen wohl vorerst nicht wieder aufhören wollte, entschieden wir uns für eine kleine Planänderung. Normalerweise kehrt man nach dem Biikebrennen in den Lokalen oder bei Freunden zum gemütlichen Grünkohlessen ein. Wir dagegen haben uns vorher bei unseren lieben InselFreuden getroffen und uns den Bauch zum Aufwärmen schon vorher mit Grünkohl, Kartoffeln und Co. vollgeschlagen. Eigentlich keine so dumme Idee, denn so hatten wir bereits eine ordentliche Grundlage geschaffen.
BiakeFeurig – Biike auf Amrum
Das traditionelle „Volksfest der Friesen“ findet auf Amrum in allen Dörfern gleichermaßen statt. Wir haben uns für das in Norddorf entschieden, denn hier ist nicht nur immer unser InselZuhause, sondern es gibt auch eine kleine Besonderheit. Den gemeinsame Fackelzug von der Ortsmitte zum Biike-Platz an der Wattseite mit einer kleinen Ansprache auf Deutsch und Friesisch. Gegen 18 Uhr machten wir uns, mit einer Thermoskanne voll Glühwein bewaffnet, auf zum Treffpunkt. Der ist immer bei der sog. „Hüttmannwiese“. Als wir ankamen, war der Platz schon mächtig gefüllt und die Spannung stieg.
Wir lauschten der illustren Ansprache, bei der man noch viel über die Biiketraditionen erfahren kann, denn die variiert auch auf den Inseln untereinander ein wenig. So sagt man auf Amrum auch nicht Biike sondern Biake. Das ist Öömrang (die Sprache, die hier auf Amrum gesprochen wird). Auf Deutsch übersetzt heißt es etwa so viel wie „Feuerzeichen“. Im übrigen ist das Biikebrennen auch von der Konferenz der Kultusminister am 12. Dezember 2014 in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen worden. Allen Grund zum Feiern also.
Nach der Ansprache durfte sich jeder der wollte, eine von den Fackeln schnappen und sie entzünden. Was für eine schöne Idee. Auch wir haben eine ergattert. Gemeinsam machten wir uns alle auf zum eigentlichen Biikefeuer. Romantikerherzen dürften jetzt höher schlagen, aber das war wirklich wunderschön anzuschauen. Zig Menschen, die sich gemeinsam mit Fackeln in der Hand auf den Weg machten. Auch der Weg selbst war mit schwedischen Feuern gesäumt. Ab und an blieben wir mal stehen, um es bildlich festzuhalten. Ein wirklich sehr schöner Augenblick.
Beim Biike versammelten sich dann alle um das Feuer und das traditionelle Fest nahm seinen Lauf. Jeder bleibt so lange er möchte. Wie gesagt, die meisten treffen sich im Anschluss zum noch zum traditionellen Grünkohlessen, das wir bereits im Vorhinein genossen hatten. Auch wir haben den Abend mit unseren InselFreunden gemütlich ausklingen lassen. Und ich mag es kaum sagen, aber es blieb die ganze Zeit trocken. Ein wirklich unvergessliches Erlebnis.
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Amrum Touristik. An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich für die tolle Zusammenarbeit bedanken.
6 Kommentare zu „Wenn auf Amrum die Biike brennt“
So schön geschrieben. Ich lese immer wieder gerne eure Beiträge und schaue mir auch gerne eure Bilder an. Es ist alles so lebensnah und informativ. Vielen Dank dafür. Ihr seid eine Bereicherung für mich. Macht weiter so.
Moin liebe Monika,
vielen Dank für deine lieben Zeilen. Das ist total schön zu lesen.
Freut uns, dass dir unsere Beiträge gefallen. Sie kommen auch von Herzen.
Ganz liebe Grüße in die Nachbarschaft, 😉
Claudia und Ralph
Hallo ihr Lieben,
wieder so toll geschrieben und die Bilder sind auch toll. Ich habe mal so ein Biikebrennen in SPO mitgemacht, es war einfach super toll. Ich glaube ich muss das noch einmal erleben.
Ich wünsche euch eine schönen Sonntag…
Ganz liebe Grüße von euch
Hallo du Liebe,
vielen Dank.
Das war ein sehr tolles Erlebnis. Wir waren letztes Jahr schon begeistert von unserem eigenen in Langenhorn, aber dies – samt Fackelzug – hat noch mal alles getoppt.
Ganz liebe Grüße und eine schöne Woche für dich.
Claudia
Immer wieder weckt Ihr in mir Sehnsucht nach Amrum. Das Biikebrennen habe ich leider noch nie erlebt, aber vielleicht schaffe ich das doch noch mal.
Ganz herzliche Grüße an Euch liebe Nordlichter
von Karin
Moin liebe Karin,
wir geben das Schmachten einfach nur weiter. 😉 Für uns war das Biike auch das erste Mal auf der Insel. Es war ein sehr schönes Erlebnis, dass wir ganz sicher so schnell nicht vergessen werden.
Ganz ganz liebe Grüße zurück,
Claudia