Im Nationalpark Jasmund: Auf Spuren verwunschener Seen, zauberhafter Buchenwälder und spektakulärer Kreidelandschaften
Die Halbinsel Jasmund liegt im Nordosten der Insel Rügen und ist bekannt für ihre Kreidefelsen, die dichten Wälder und kleine Seen. Ein wahres Naturparadies, dessen Faszination sich am besten bei einer ausgedehnten Wanderung erkunden lässt.
Rügen bietet zahlreiche Wander- und Fahrradwege. Die schönsten und spektakulärsten führen wohl durch den Nationalpark Jasmund.
Der etwa 30 Quadratkilometer große Nationalpark ist noch recht jung. Während die Kreidelandschaft bereits seit 1929 unter Naturschutz steht, wurde der Nationalpark Jasmund erst 1990 auf der Halbinsel angelegt. Dabei reicht die Geschichte des Naturschutzes schon bis ins 16. Jahrhundert zurück. Damals war das Ziel ein rein wirtschaftliches, nämlich der Schutz der Rohstoffquelle Wald. Die Buchenwälder sind in ihrer Art einzigartig und gehören seit 2011 sogar zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Natürlich sind die Kreidefelsen, zu denen neben dem 118 Meter hohen Königsstuhl auch die Wissower Klinken und die Kleine Stubbenkammer mit ihren Kreidefelsen im Süden des Königsstuhls gehören, die Hauptattraktion. Für uns persönlich sind gerade Gegenden, die Küsten- und Waldlandschaften gleichermaßen bieten, einfach umwerfend. Die Halbinsel Jasmund ist von allen Seiten von der Ostsee umgeben und nur durch einen schmalen Küstenstreifen mit der Insel Rügen verbunden.
70 Millionen Jahre Erdgeschichte
Man glaubt es kaum, aber die Kreideküste im Nationalpark Jasmund ist der größte und bedeutendste geologische Aufschluss Norddeutschlands. Sie stellt einen Schnitt durch 70 Millionen Jahre Erdgeschichte dar und besteht keineswegs nur aus Kreide, sondern auch aus Sand, Lehm, Mergel und Findlingen. Das lässt sich besonders gut an frischen Kreideabbrüchen oder umgestürzten Bäumen beobachten.
Am meisten erstaunte uns, dass diese riesigen Buchen nur ganz flache Wurzeln haben. Stürzen diese um, sieht man an den Wurzeln ganz deutlich, dass sie nur eine ganz schmale Humusschicht zur Verfügung haben. Bereits nach wenigen Zentimetern ist ein Sand- und Kreidegemisch erkennbar.
Da Buchen ein sehr dichtes Blätterkleid haben, wächst am Boden so gut wie gar nichts. Besonders erstaunlich ist, dass viele der Buchen gleich alt sind, obwohl sie unterschiedlich dicke Stämme haben. Auch das liegt an ihrem dichten Blätterkleid. Erst wenn Exemplare umstürzen und damit wieder Licht frei geben, haben andere eine Chance weiter zu wachsen.
Wie erstaunlich ihr Anpassungsvermögen ist, zeigt diese Buche hier, die schon seit vielen Jahren um ihr Überleben kämpft. Bilder, die über Jahre aufgenommen wurden zeigen, wie der Baum nicht mehr in die Höhe, sondern untypisch in die Breite gewachsen ist. Sie erinnert von der Form nun viel mehr an einen Tannenbaum. Diese Anpassung hat wohl mit dafür gesorgt, dass sie sich nun schon fast zehn Jahre gegen den Absturz wehrt.
Entlang der Steilküste lassen sich in den Mooren und Küstenwäldern seltene Pflanzen- und Baumarten beobachten. Die konnten wir im Winter leider nicht sehen, dafür hatten wir alle Wege fast für uns allein. 😉
Tief im Wald versteckt liegt der Herthasee. Der Sage nach war hier eine germanische Kultstätte. Jede Menge Großsteingräber sorgen ebenfalls für eine mystische Stimmung.
Neben dem ehrgeizigen Projekt, den Park wieder zu einem natürlichen Urwald werden zu lassen, ist ein weiteres Schutzziel der Erhalt des naturnahen Wasserhaushaltes. Im Nationalpark selbst gibt es nur wenige Seen und Weiher. Die meisten sind bereits verlandet. Dafür finden sich im Gebiet mehr als einhundert Moore.
Innerhalb des Wasserhaushaltes kommen ihnen wichtige Speicherfunktionen zu. Leider sind nicht mehr alle Moore in einem naturnahen Zustand. Alte Entwässerungsgräben zeugen davon, dass früher versucht wurde diese Feuchtgebiete trocken zu legen und zu nutzen.
Diese Küste gibt einen eindrucksvollen Einblick in die jüngere Erdgeschichte
Diese Küste gibt einen eindrucksvollen Einblick in die jüngere Erdgeschichte, vor allem darüber, wie die Insel Rügen entstanden ist. Wanderungen am Strand entlang der Kreideküste sind daher ebenfalls ein unvergessliches, aber auch nicht ganz ungefährliches Erlebnis. Kleine und große Uferabbrüche sorgen auch heute immer wieder für Aufsehen. Wie ganz aktuell bei den Wissower Klinken. Wenn das Sand- und Geröllgemsich abgewaschen ist, bleibt ein neuer Kreideklinken stehen.
Die Uferabbrüche legen auch immer wieder kleine Schätze frei, so dass man imposante Strandfunde machen kann. Ob ausgewaschene Versteinerungen wie Seeigel, Bernsteine oder Hühnergötter – mit Geduld und etwas Glück wird jeder fündig. 😉
Im Nationalparkzentrum Königsstuhl gibt es viele interessante Einzelheiten über die Entstehung der Kreidefelsen in der Eiszeit und über die Geschichte der Halbinsel. Außerdem hat man von hier einen weiteren wunderbaren Ausblick auf die Ostsee und die Steilküste.
Wenn ihr auch Lust habt, die Gegend zu Fuß zu erkunden, dann können wir euch den Wanderführer „Wanderregion Jasmund“ mit unterschiedlichen Touren empfehlen.
Vom 01. Mai bis 31. Oktober bietet der Nationalpark Jasmund täglich geführte Wanderungen mit einem Ranger an.
4 Kommentare zu „Wandern im Nationalpark Jasmund auf Rügen“
Hallo Ihr 2,
da habt Ihr ja einen schönen Teil der Insel kennengelernt!!!
Die ganze Gegend hat sich sehr verändert in den Jahren nach der Wende, die ganzen Touristenströme mussten ja kanalisiert werden.
( Aber es gibt ja noch die Gegend um Promoisel, wenn man mal Ruhe braucht:))
Für Eure Liste: Auf der Insel Moen gibt es Moens Klint mit dem Dronningenstolen
( Königinnenstuhl ) der ist 128 m hoch.
Die Gegend ist wie Jasmund noch naturbelassener und sehr schön.
Liebe Grüße
Haraöd
Liebe Harald,
ja das stimmt, aber immer unter der Prämisse das Nebensaison war. So schön wie die Insel ist, aber zur Hauptsaison möchte ich dort lieber nicht sein.
Diese Woche stellen wir aber noch einen Teil von Rügen abseits der Touristenströme vor.
Danke für den Tipp, den haben wir tatsächlich vor längerer Zeit schon bekommen. Dänemark werden wir uns genauer vornehmen, wenn wir die Sache mit dem Umzug hinter uns haben.
Ganz liebe Grüße,
Claudia
Die Steilküste ist ja wirklich der Hammer. Das Gegenstück auf Moen kenne ich – aber nach Rügen habe ich es noch nie geschafft. Muss sich unbedingt ändern!
Moin Stefanie,
ach, ich dachte du warst schon auf Rügen. Oder ward ihr nur auf der Insel Hiddensee. Irgenwie hatte ich bei euch doch schon mal was gelesen.
Dafür fehlt uns das Gegenstück. 😉 Aber das kommt alles nach dem Umzug.
Liebe Grüße,
Claudia