Es ist wieder einer dieser kalten und grauen Januartage, die dich, wenn du nicht aufpasst, zermürben. Die Sonne haben wir gefühlt schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen und die Sehnsucht nach Licht und Wärme steigt ins Unermessliche. Genau für diese Zeit haben wir uns dieses Erlebnis aufgehoben, damit es uns durch diese (g)raue Zeit trägt.
Wie dieser fantastische Tag anfing, das hatten wir euch schon in dem Beitrag „Die Ostküste von Amrum“ verraten. Doch unseren persönlichen Höhepunkt erhielt er am Nachmittag. Nachdem wir uns im Café „Dörnsk an Köögem“ mit Kuchen, Waffeln und dem Heißgetränk Tote Tante gestärkt bzw. aufgewärmt hatten, verschlug es uns, zugegebenermaßen etwas beschwingt, zum Kniepsand.
Eigentlich waren wir den Tag davor schon hier und man könnte jetzt meinen, wie langweilig. Doch ganz im Gegenteil, wir erlebten dort wohl einen unserer schönsten Nachmittage. Und das hatte nichts mit dem Rum zu tun, ehrlich. Der kleine Schwips verflog bei der Kälte im Nu. Vielmehr war es das fantastische Licht, das die Landschaft und uns so verzauberte.
Novemberblues von wegen
Ich kann das immer noch nicht so recht glauben, wenn man bedenkt, dass es sich um einen Novembertag handelte. Überhaupt scheint mit der Ruf vom schlechten November längst überholt. Zumindest rückblickend auf die letzten drei Jahre. Die waren überwiegend schön. Novemberblues? Fehlanzeige. Ob dies nun auch auf die sogenannte Klimaerwärmung zurückzuführen ist, weiß ich nicht, aber wenn, wäre es in diesem Fall sicherlich nicht das Schlechteste.
Das gleiche trifft diese Wintersaison auch auf Nordfriesland und ganz besonders die Inseln zu. Während man ihnen eher Schietwetter nachsagt, haben sie seit Monaten die Sonnenstunden gepachtet. Ganz im Gegensatz zum Landesinneren, das seit Monaten bis auf ganz wenige Ausnahmen grau, trübe und kalt daher kommt.
Auch deshalb habe ich mir diesen Beitrag für diese ungemütliche Zeit im Januar aufgehoben, weil ich für mich wusste, dass ich genau jetzt dieses Licht und diese Wärme für meine Seele brauchen würde.
Ein Licht wie Magie
Mutterseelenallein waren wir an diesem weitläufigen Strand. Ab und zu ein leises Lüftchen, dessen Eiseskälte wir überhaupt nicht mehr wahrnahmen. Viel zu verzaubert waren wir von dieser Lichtstimmung. Diese Dünen, die Gräser, alles wurde in ein warmes, goldgelbes Licht getaucht, dass uns ganz warm ums Herz wurde.
Wer es nicht so emotional mag, sollte lieber nicht weiterlesen und sich eventuell nur auf die Bilder beschränken, denn wenn ich ehrlich bin, such‘ ich noch immer nach den richtigen Worten, so verzaubert waren wir. Verzaubert vom Licht, verzaubert vom Gefühl, verzaubert von der Insel. Immerzu hatte ich das Bedürfnis meine Arme auszubreiten, als könnte ich die Welt umarmen. Und ich wollte sie umarmen, diesen Moment festhalten und nie wieder loslassen.
Wie von einer anderen Welt
Aufgrund dieser Weite, in der man komplett von der Natur umgeben ist und keine Zivilisation wahrnimmt, fühlt man sich eh schon wie in einer anderen Welt. Noch immer ganz allein, mitten in den Dünen, während auf der einen Seite die Sonne unterging und auf der anderen Seite der Mond prall und voll ganz dicht über der Erde aufging, fühlten wir uns ein wenig wie in einer eigens dafür gebauten Filmkulisse. So echt und doch so unwirklich.
Mal liefen wir die Dünen rauf, um die Szenerie von oben einzufangen, dann wieder runter. Den Kniepsand fest unter unseren Füßen und doch ein Gefühl von Schwerelosigkeit. Anders kann ich diesen Cocktail aus purem Glück, Freiheit und Zufriedenheit nicht beschreiben. Wie ein Rausch, aus dem man nicht mehr erwachen möchte.
Irgendwann kam der Zeitpunkt, da ging das Licht zum Fotografieren zwar aus, aber es reichte immer noch, um uns den Weg zu weisen. Als wir aufs Meer blickten, blinzelten uns die ersten Lichter von der Nachbarinsel Sylt zu und auch die ersten Sterne funkelten am Himmel.
Weit hatten wir es inzwischen nicht mehr, aber trennen wollten wir uns auch nicht. Ein Rückweg, der aufgrund des ständigen Stehenbleibens und immer wieder Umdrehens mindestens die doppelte Zeit in Anspruch genommen hatte als normal. Jede Sekunde war es wert. Und mein Winterblues… der ist wie weggezaubert. 😉
Schließen möchten ich diesen Beitrag mit einem irischen Segenswunsch: „Möge der Wind dich umschmeicheln, wenn du traurig bist, die Sonne dich wärmen, wenn deine Seele friert.“
4 Kommentare zu „Vom Licht getragen…“
Liebe Claudia, lieber Ralph, Euer Bericht und die wunderschönen Fotos, haben mich zu Tränen gerührt. Ich verstehe Euch beiden, so gut , weil es mir oft genau so erging als ich die kurze Zeit am Meer war
Man fühlt die Weite das Licht , das
Meer und man möchte nicht gehen. Nur die Träume und Eure Bilder und Berichte helfen über das Meerweh hinweg. Ich Danke Euch beiden von ganzem Herzen dafür
Liebe Grüße Gerti
Liebe Gerti,
vielen Dank für diese lieben und sehnsuchtsvollen Zeilen. Wenn man das Meer liebt, macht dies allein schon eine Menge mit dir, bei bestimmten Lichtstimmungen hüpft das Herz noch gleich viel höher in die Luft. Es freut uns, dass wir dein Meerweh mit unseren Bildern und Beiträgen ein wenig stillen können.
Darum noch einmal ganz besonders liebe Meergrüße von uns zu dir in die Eifel.
Herzlichst,
Claudia
Hallo!
Ich bin gerade auf diese Seite gestossen und finde das oberste Foto auf der Seite „vom Licht getragen“ so schön. Kann man das käuflich erwerben? Mein Mann und ich haben so eine Sehnsucht nach der Nordsee, können aber noch nicht aus Berlin zurückziehen…das wäre klasse. Dann wäre da noch die Frage, welche Dateigröße das foto hätte, ich kenn mich da nicht so aus, um es schön auf einer Leinwand vergrößern zu können. Liebe Grüße aus Berlin, Sabine Hellwig
Hallo Sabine,
herzlichen Dank für dein Kommentar und deine Anfrage. Ja, die Bilder kann man käuflich erwerben, wir geben allerdings keine hochauflösende Daten der Bilder heraus. Sehr gerne stellen wir das Motiv bei unserem Laborpartner bereit, dort könnt ihr es dann als Abzug, Poster, Leinwand oder Veredelung unter Acrylglas bestellen.
Liebe Grüße und noch einen schönen Restsonntag
Ralph