Warum aus Bremerhaven Stade wurde…
Wenn man östlich von Hamburg wohnt, ist es eh schon immer ein anstrengender Turn an die Nordsee zu fahren, ganz besonders, wenn es nur ein Tagesausflug werden soll. Was uns heute passierte, setzte dem ganzen noch die Krone auf.
Endlich sollte es mal wieder die Nordsee sein, dafür hatten wir uns Bremerhaven ausgesucht. Zum einen, weil dort in den letzten Jahren auch jede Menge umgebaut und modernisiert wurde und zum anderen um tatsächlich auch mal wieder die Nordseeluft zu schnuppern. Ob es eigene Dummheit oder nur einfach Pech war, weiß ich nicht. Jedenfalls hatten wir uns den Tagesturn samt Route mit dem Routenplaner schon zurecht gelegt und freuten uns auf einen sonnigen Tag. Ob der Routenplaner nicht ganz „up to date“ war oder was sonst auch immer, jedenfalls hatten wir nicht mitgeschnitten, dass auf der A1 Richtung Bremen alles dicht war – Baustelle! Nirgendwo war eine Zufahrt zur A1 möglich.
Auf der Suche nach einer Ausweichstrecke drohte die Laune zu kippen, da wir jede Menge Baustellen und LKWs vor uns hatten. Auch das Thermometer stieg schon wieder auf fast 30°C, was im Auto trotz Klimaanlage nicht so nett ist. Nach 2,5 Stunden „stop and go“ und nicht wirklichem Vorankommen, – Bremerhaven war immer noch in weiter Ferne – entschieden wir uns für Plan B, um den Tag noch zu retten. Ca. 30 km vor uns lag Stade, und so entschieden wir uns kurzerhand, für heute von der Nordsee Abschied zu nehmen und uns Stade näher anzugucken.
Gilt Stade doch als Stadthafen von Hamburg. Bis ins 13. Jahrhundert war Stade der wichtigste natürliche Hafen zwischen Cuxhaven und Harburg und ein strategisch wichtiger Übergangsort über die Elbe. In Stade angekommen, suchten wir uns einen Parkplatz und machten uns völlig unvorbereitet auf Erkundungstour.
Die alte und neue Hansestadt liegt am südwestlichen Ufer der Unterelbe und besticht durch die zahlreichen und wunderschön restaurierten Fachwerkhäuser. Die meisten von ihnen stammen aus dem 17. Jahrhundert. Mancherorts stehen sogar noch ältere, da sie den schlimmen Stadtbrand von 1659 überlebt haben.
Durch das Stadtgebiet fließt die Schwinge, die etwa vier Kilometer nordöstlich des Stadtzentrums bei Stadersand in die Elbe mündet. Das historische Zentrum liegt auf der Schwingeinsel innerhalb der ehemaligen Wallanlagen und wird von einem Burggraben umgeben.
Natürlich interessierte uns der Hafen am meisten, und da wir nicht so recht einen Plan davon hatten wo genau wir uns in der Altstadt befanden, kam uns die Bedienung vor einem Café genau recht. Als wir sie fragten, in welche Richtung wir zum Hafen gehen müssen, guckte sie uns etwas verwundert an. Vermutlich dachte sie, wir wollten sie veräppeln, denn wir konnten ja nicht wissen so dicht dran zu sein. „Zu welchem wollen Sie denn?“ fragte sie uns. „Rechts geht es zum Alten und links zum Neuen Hafen.“ Da war uns klar warum sie so verwundert guckte. Natürlich entschieden wir uns für den Alten Hafen im Stadtkern.
Der Hansehafen war einst das wirtschaftliche Herz der Hansestadt Stade. Hier befindet sich auch der Schwedenspeicher aus dem Jahr 1705, der seit 1977 als Museum dient. Am früheren Standort des Stader Salzkranzes von 1661 wurde 1997 nach dem Vorbild des Lüneburger Alten Krans ein Tretkran errichtet. Das baufällige Original war 1898 abgerissen worden.
Viel war von diesem Ambiente jedoch nicht zu sehen, denn was für einen Tag wie heute schon irgendwie nicht mehr verwunderte, war, dass uns auch hier eine Großbaustelle begrüßte. Das Hafenbecken scheint erneuert bzw. restauriert zu werden. Kein bzw. nur mit Sandsäcken aufgestautes Wasser. Irgendwie nicht ganz das Ambiente, dass wir uns vorgestellt hatten. Trotzdem ließen wir uns nicht entmutigen und versuchten unsere Motivwahl so zu wählen, dass wir möglichst nichts von der Baustelle mit drauf kriegten.
Dafür glänzten die herausgeputzten Fachwerkhäuschen mit der Sonne um die Wette und man hatte schon fast das Gefühl, als wollten sie einem zublinzeln.
Ich liebe solch kleine Hafenstädte total, sie verströmen immer so viel Charme. Dieses oft verträumte Ambiente mit Cafés und Restaurants rund um einen beschaulichen Hafen ist einfach einmalig. Ganz besonders, wenn das Wetter so toll mitspielt.
Und der Clou, Stade hat gleich drei Häfen. Neben dem mehr als 1000 Jahre alten mittelalterlichen Hansehafen, der allerdings seit den 1970er Jahren nicht mehr schiffbar ist, da er durch das Schwingesiel und eine darüber gebaute Straße vom Unterlauf der Schwinge abgeschnitten ist, gibt es noch den Stader Stadthafen und den Stader Holzhafen.
Der Stadthafen bietet einem ein ganz anderes Ambiente. Moderne Gebäude und klare Linien geben hier den Ton an. Nichts von vertrauter Gemütlichkeit sondern schon eher etwas kühl. Irgendwie scheint jede Stadt, egal ob groß oder klein, eine eigene HafenCity haben zu wollen. Dieser Hafen ist der Tide ausgesetzt, weshalb er bei Niedrigwasser nicht angelaufen werden kann. Dafür erfreuen sich vor allem im Sommer Freizeitskipper, die diesen als kleine Marina nutzen.
Der Stader Holzhafen schließt in südlicher Richtung direkt an den Stadthafen an und ist von diesem durch eine Schleuse abgetrennt. Historisch ist er aus einem Teil des Burggrabens hervorgegangen, mit dem er eine Einheit bildet und über den er bis heute mit dem alten Hansehafen verbunden ist.
Wirklich schöne Eindrücke, die wir von einer kleinen Hafenstadt mitnehmen konnten. Aber ein Highlight wartet noch auf uns.
Im Stadtteil Bützfleht gibt es noch den Seehafen von Stade. Dieser dient vor allem für das Aluminium- und Chemiewerk als Umschlagplatz, die beide auch einzelne Kais im Hafen betreiben. In Stadersand kommen vor allem Tagträumer und Schiffs-Spotter voll auf ihre Kosten, denn von hier hat man einen einmaligen Blick auf die dicken Pötte. Stundenlang könnte man sich hier hinsetzen, ob mit oder ohne Picknickkorb, und dem Geschehen einfach nur so zugucken.
Tja, statt Bremerhaven hatten wir nun einen schönen Tag in Stade erleben dürfen.
6 Kommentare zu „Stade: Von der Kogge bis zum Containerschiff“
Traumhaft! Ich hatte bisher überhaupt keine Vorstellung von Stade. Ach, eines von diesen alten Häuschen, ganz für mich allein, das wär’s! Sonnige Grüße, Jutta
Hallo Jutta,
oh da hast du recht das wär fein. Ja auch Deutschland kann so schön sein.
Dir ebenfalls sonnige Grüße, auch wenn es heute hier leider schauert. 🙂
Liebe Grüße
Claudia
Liebe Claudia,
ich finde es zwar schade, dass aus Eurem geplanten Ausflug nach Bremerhaben nun Stadt geworden ist, aber ich begeistert von Eurem Beitrag.
Dort war ich auch schon mehrmals, und es hat mir immer gut gefallen. Leider ist es im Sommer immer eine zeitraubende Fahrt für uns, weil wir ja über die Elbe müssen und an der Fähre zur Zeit Wartezeiten von bis zu 1-2 Stunden in Kauf nehmen müssen. Aber ich glaube, im Herbst ist es dort auch schön.
Ich würde auch gern einmal so einen tollen Blog erstellen, weil man dabei auch die Stationen einer Reise so gut beschreiben kann. Leider bietet unsere Volkshochschule sowas nicht an. Deshalb muss ich mich mal selbst schlau machen, wie sowas geht. Ich kenne leider auch niemanden, der mir dabei helfen könnte. Aber ich lasse mir Zeit, behalte es aber im Auge.
Einen schönen Tag für Euch beide.
Liebe Grüße aus Kölln-Reisiek
Karin
P.S. Seid Ihr nun schon in Bremerhaven gewesen?
Liebe Karin,
Dankeschön, das freut uns sehr. Ehrlich gesagt haben wir es bisher noch nicht geschafft. Da geht es uns so wie dir, man hat so viel auf dem Zettel, dass man gar nicht weiß, wann man was zuerst machen soll. Wir stemmen das ja alles neben unserem Berufsleben. 😉
Außerdem geht es uns mit der Anfahrt sehr ähnlich, wir brauchen zwar nicht die Fähre zu nehmen, aber diverse Autobahnen. Da kommen dann schnell zwei, drei Stunden nur für eine Fahrt zustande. Das kann für einen Tagesausflug schon recht nervig werden, ganz besonders, wenn die unterwegs noch so viel Baustellen erwarten. Daher ist der niedersächsische Teil auch noch so stiefmütterlich behandelt.
Dass die Volkshochschulen noch nicht so weit sind, kann ich mir gut vorstellen. Guck doch mal bei WordPress selber oder bei YouTube nach. Mittlerweile gibt es ja zu allem schon Videos.
Ganz herzliche Grüße,
Claudia
Ach, nun sehe ich, dass ich statt Stade „Stadt“ geschrieben habe. Kommt davon, wenn ich es mir nicht noch mal genau durchlese, was ich geschrieben habe.
Ciao!
Ach, das kenne ich nur zu gut. Für meine Texte muss ich mir auch Zeit lassen, denn die Finger sind immer schneller als das Auge. Da schleichen sich schnell Flüchtigkeitsfehler ein. 🙂