Schusterkate – Wenn Grenzen fließend verlaufen

Der Gendarmenpfad an der deutsch-dänischen Grenze entlang der Flensburger Förde // Foto: Ralph Kerpa

Auch wenn wir in letzter Zeit von Dänemark magisch angezogen werden, hatten wir heute eigentlich vor, uns die Flensburger Förde auf der deutschen Seite vorzunehmen. Doch als wir am Grenzübergang Schusterkate standen, war die Verlockung einfach zu groß.

Witzig ist schon, wie sich manche Wünsche insgeheim erfüllen. Die Vorstellung nah an einer Grenze zu wohnen, hatten wir beide schon lange im Hinterkopf, denn wir empfinden es als Bereicherung neue Kulturen kennenzulernen, sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Natürlich sind die kulturellen Unterschiede zwischen Dänemark und Deutschland nicht immens, aber ein paar Unterschiede gibt es eben doch.

Der Gendarmenpfad an der deutsch-dänischen Grenze entlang der Flensburger Förde // Foto: Ralph Kerpa

Um so erschreckender sind eigentlich die aktuellen Meldungen, dass Dänemark seine Grenzkontrollen nicht nur wieder eingeführt hat, sondern auch weiterhin ausbauen will. Gerade dann wird einem immer bewusst, dass es nicht die Landesgrenzen selbst sind, die einem Kopfzerbrechen bereiten, sondern die Grenzen, die jeder einzelne Mensch in seinem Kopf mit sich trägt.

Der Gendarmenpfad an der deutsch-dänischen Grenze entlang der Flensburger Förde // Foto: Ralph Kerpa

Grenzen im Kopf, ganz gleich welcher Art, werden meist durch Ängste ausgelöst. Ängste, die häufig so mächtig werden, dass wir uns das Leben so schwer machen. Wie schön es aber sein kann, wenn Grenzen fließend verlaufen, zeigt dieser Flecken Erde – der Grenzübergang Schusterkate.

Der Grenzübergang Schusterkate

Schon fast unscheinbar und vom Schilf versteckt liegt der Grenzübergang Schusterkate in Form einer Brücke, die über die Kruså führt und so Deutschland und Dänemark verbindet. Davon mal abgesehen, dass das wunderschön anzuschauen ist, ist eine weitere Besonderheit die, dass dies der kleinste Grenzübergang Europas ist und seine Brücke die einzige, die Dänemark und Deutschland verbindet.

Der Gendarmenpfad an der deutsch-dänischen Grenze entlang der Flensburger Förde // Foto: Ralph Kerpa

Beim Überqueren der Brücke luscherte aus dem Schilf ein kleiner Hafen hervor, der beinahe verwaist schien. Der Dornröschenschlaf wurde lediglich durch einen Angler unterbrochen, der Enten und Möwen mit Brotkrumen beglückte, und die sich daraufhin lautstark um die besten Stücke stritten.

Der Gendarmenpfad an der deutsch-dänischen Grenze entlang der Flensburger Förde // Foto: Ralph Kerpa

Tipp: Mit Glück kann man an der Flensburger Förde Schweinswale beobachten, denn die sollen sich hier noch recht häufig zeigen.

Der Wald von Kollund

Sobald man die Brücke passiert, öffnet sich vor einem das Naherholungsgebiet Kollunder Wald. Der Wald bietet, neben seiner Artenvielfalt und der Nähe zur Förde, ein ausgeprägtes Wegenetz und soll ein beliebtes Ausflugsziel sowohl für Dänen als auch für Deutsche sein. Für heute können wir das auf alle Fälle bestätigen, denn Stimmenfetzen, die uns ereilten, waren mal deutsch und mal dänisch.

Der Gendarmenpfad an der deutsch-dänischen Grenze entlang der Flensburger Förde // Foto: Ralph Kerpa

Interessant und liebenswert zugleich ist auch die Geschichte des Kollunder Waldes. Wie schon in vielen anderen Teilen des Landes stand im 19. Jahrhundert der Kollunder Wald kurz vor seiner völligen Rodung. Auf Initiative von Dr. Ernst Maria Großheim kaufte die Stadt Flensburg im Jahr 1883 den Forst mit dem Ziel, den Wald zu erhalten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle kommunalen deutschen Liegenschaften in Dänemark zwangsenteignet, mit Ausnahme des Kollunder Waldes. Somit waren 75 Hektar des Kollunder Forstes weiterhin Eigentum der Stadt Flensburg und wurden von der zuständigen Stadtförsterei bewirtschaftet. Die übrige Fläche gehörte dem dänischen Staat bzw. privater Hand.

Der Gendarmenpfad an der deutsch-dänischen Grenze entlang der Flensburger Förde // Foto: Ralph Kerpa

Aufgrund klammer Kassen verkaufte die Stadt Flensburg im Jahre 2006 den Wald an einen dänischen Privatmann. Im Oktober 2017 hat die Organisation „Den Danske Naturfond“ den Kollunder Wald erworben und möchte daraus ein grenzenloses Naturparadies machen. Der Wald gilt in Dänemark als einzigartig, weil er durch seine südliche Lage viele Tier- und Pflanzenarten beherbergt, die aufgrund des Klimas in nördlichen Landesteilen nicht vorkommen.

Der Gendarmenpfad

Durch den Kollunder Wald verläuft der Gendarmstien (deutsch: der Gendarmenpfad), der von 1920 bis 1958 den Grenzbeamten als Patrouillenweg diente und entlang des Nordufers der Flensburger Förde bis nach Hørup Hav, östlich von Sonderburg auf die Insel Als führt.  Mit seinen 74 Kilometern Länge soll er einer der schönsten Wanderwege Dänemarks sein.

Der Gendarmenpfad an der deutsch-dänischen Grenze entlang der Flensburger Förde // Foto: Ralph Kerpa

Wir haben uns auf die erste Etappe gemacht, und zwar gibt es einen kleinen Rundweg, der ungefähr acht Kilometer lang ist und für einen gemütlichen Spaziergang gut zu bewältigen ist. Trotzdem sollte man gut zu Fuß sein, denn der Weg führt teilweise steil bergauf bzw. bergab. Belohnt wird man allerdings immer wieder durch den fantastischen Blick auf die Flensburger Förde.

Der Gendarmenpfad an der deutsch-dänischen Grenze entlang der Flensburger Förde // Foto: Ralph Kerpa

Wer uns kennt, weiß, dass wir mit Campingplätzen nicht viel am Hut haben und trotzdem ließen wir uns von einem kleinen Hinweisschild leiten, das uns zu einem primitiven Übernachtungsplatz direkt am Wasser führen sollte. Ihr lest richtig, gemeint ist: „Der Platz ist für Übernachtung im Zelt oder Biwak von Einzelpersonen, Familien oder kleineren Gruppen vorgesehen. Der Platz kann ohne vorausgehende Genehmigung benutzt werden.“ Wenn es hoch kommt, passen hier gerade mal zwei bis drei Zelte hin und das in 1A Wasserlage. Absolut charmant.

Der Gendarmenpfad an der deutsch-dänischen Grenze entlang der Flensburger Förde // Foto: Ralph Kerpa

Grenzenløs schön

In Kollund haben wir den Pfad für einen kurzen Abstecher verlassen und uns die nahegelegene Siedlung am Wasser angeschaut. Puh… da darf man gerne mal einen Augenblick neidisch werden. Tolle Häuser in einer, was den Ausblick angeht, kaum zu toppenden Lage.

Der Gendarmenpfad an der deutsch-dänischen Grenze entlang der Flensburger Förde // Foto: Ralph Kerpa

Der Weg, den wir heute an der Flensburger Förde gegangen sind, ist auch ein kleiner Teil des über 800 Kilometer langen Ostseeküstenradweges und macht wirklich Lust auf mehr.

Der Gendarmenpfad an der deutsch-dänischen Grenze entlang der Flensburger Förde // Foto: Ralph Kerpa

Wir haben jedenfalls schon Pläne fürs Frühjahr geschmiedet, wo wir mit Fahrrädern bewaffnet wieder kommen werden und den Weg weiter erkunden möchten.

Meer, Wohnen & Genießen

Verliebt in den Norden - weil der Norden glücklich macht.

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10 Kommentare zu „Schusterkate – Wenn Grenzen fließend verlaufen“

  1. Ihr Lieben….
    auch hierzu kann ich mir einen Kommentar nicht verkneifen:
    Toller Beitrag, ich habe schon jetzt „Hummeln im Hintern“ und „Schmetterlinge im Bauch“, was es dort oben alles zu entdecken gibt. Danke auch an dieser Stelle für eure Tipps!!!

    Lieber Drücker
    Sabina

    1. Moin du liebe Hummel,

      schön, dass du dir deinen Kommentar nicht verkneifen kannst. Erst recht nicht, wenn es so ein schöner ist.
      Die Hummeln im Hintern und die Schmetterlinge im Bauch kann ich nur bestätigen. Du glaubst gar nicht, wie gut es sich anfühlt, all das nun vor der eigenen Haustür vorzufinden. Klar, wir sind waschechte Nordlichter und Schleswig-Holsteiner, aber die Wege, die nun durch den Umzug kürzer sind, sind für uns der absolute Hauptgewinn. Ich hoffe sehr, dass ihr das auch bald so für euch empfinden könnt.

      Allerliebste Grüße in die „Noch-„Schweiz,
      Claudia

  2. Liebe „Meerartisten“,

    endlich komme ich mal wieder dazu, Euch zu schreiben. Der Umzug und alles was danach kam, ließ mir gar keine Zeit, Eure Newsletter zu lesen.
    Aber jetzt bin ich auch – noch rechtzeitig zu Weihnachten – endlich angekommen.

    Ich freue mich ganz doll für Euch, dass Ihr es trotz aller Widrigkeiten auch geschafft habt, jetzt so richtig im Norden zuhause zu sein.

    Natürlich haben Eure wunderschönen Fotos bei mir auch wieder Reiselust geweckt. Das Grenzgebiet bei Kollund stelle ich mir sehr reizvoll vor. Und eine Reise oder auch nur ein paar Ausflüge gehen im nächsten Jahr ganz sicher auch wieder in unser schönes Nachbarland.

    Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen in Eurem neuen Zuhause und bin schon sehr gespannt.

    Nun wünsche ich Euch schöne besinnliche Weihnachtstage und Toi toi toi fürs neue Jahr.

    Ganz herzliche Grüße an Euch zwei
    von Karin
    <3

    1. Moin liebe Karin,

      vielen Dank für deine lieben Zeilen.
      Oh man du Arme, so ein Umzug hat es immer in sich. Wir hoffen, du hast nun alles überstanden und kannst die Tage genießen.

      Das waren zum Teil echt harte Widrigkeiten und nicht immer leicht zu verkraften, aber nun wird alles gut. Eine Weile werden uns jetzt noch Bau- und Renovierungsmaßnahmen begleiten, aber wir können trotzdem schon genießen. Es fühlt sich jedenfalls nach dem richtigen Schritt an.

      Oh meine Liebe, mit Dänemark da sagst du was. Hätte mir nicht träumen lassen, dass das Land so schön ist und meine Neugierde ist mehr als geweckt. Das Grenzgebiet können wir nun relativ schnell erreichen und erkunden, darauf freuen wir uns schon.

      Wir freuen uns sehr dich hier bei uns begrüßen zu dürfen. Dann endlich in eigenen Atelier-Räumen und nicht mehr auf irgendeiner Kunstveranstaltung.

      Nun senden wir dir stürmische, aber liebevolle Nordseegrüße und wünschen dir ein paar ruhige und entspannte Festtage.

      Ganz liebe Grüße von uns Zweien,
      Claudia und Ralph <3

  3. Moin ihr Beiden,
    bin total begeistert von den „neuen“ Wegen!!!! *Hummeln + Schmetterlinge* 🙂 besser kann ich’s auch nich beschreiben, war damals auch ganz fasziniert von DK + will unbedingt wieder auf den Gendarmenpfad – damals irgenwo oberhalb der Ochseninseln …wollte nur mal gucken und bin dann total beeindruckt an der Förde lang: so schöön – bin ganz neugierig, wie’s weiter’geht‘ – sowohl an der Nord- (mit Gelumpe *yeah*) wie an der Ostsee !!! 😉

    Ihr Lieben,
    ich wünsche Euch wunderbar gemütliche
    „1.“ Weihnachtstage in Eurem neuen Zuhause, eine hoffentlich? erholsame Auszeit und auf ein rundherum tolles 2018 !!!!

    Ganz liebe Grüsse von mir zu Euch
    Christa

    1. Moin Moin,

      ha… frag uns mal… ganz neue und aufregende Möglichkeiten. =D
      Die Ecke, die du beschreibst haben wir auch mal stichprobenartig, allerdings vor vielen Jahren, geshen und waren damals schon begeistert. Nun liegt alles in erreichbarer Nähe und wir sind schon ganz kribbelig darauf, alles genau zu erkunden.

      Dankeschön meine Liebe, dir auch ganz erholsame und entspannte Festtage und bis ganz bald. Vielleicht dann ja sogar live hier im Atelier.

      Ganz liebe Grüße von uns zu dir, 😉
      Claudia und Ralph

  4. Hallo Claudia,

    ich habe in diesem Blogeintrag von dir gelesen, dass ihr als erste Übernachtung von einem privaten Übernachtungsplatz direkt am Wasser geschrieben habt.
    Kannst du mir sagen wo dieser Platz ist? Ich suche nämlich auch noch Übernachtungen in dieser Gegend zum Wandern mit Zelt.

    Vielen Dank schonmal im Voraus!
    Und ganz liebe Grüße!:)

    1. Moin Elliot,

      das klingt doch spannend. Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich mir den genauen Ort nicht gemerkt, da es eine zufällige Entdeckung war. Aber wir sind damals zwischen Schusterkate und Kollund direkt am Wasser (Gendarmstin) lag und haben ihn entdeckt (eigentlich auch nicht zu verfehlen). Wenn du ganz sicher gehen möchtest, dann frag doch nochmal bei der Destination Sønderjylland nach, die können wir ganz sicher den genauen Standort verraten.

      Liebe Grüße,
      Claudia

      1. Vielen, vielen Dank! Auch für die super schnelle Antwort!!!
        Ich freue mich schon riesig auf die Tour.

        Liebe Grüße 🙂

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