Nicht Fisch und nicht Fleisch könnte man sagen, denn Salzwiesen sind eigentlich noch nicht richtig Land, aber auch nicht mehr Meer. Sie bilden quasi den Übergang und sind ein ganz besonderer Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Salzwiesen haben aber auch noch eine ganz andere wichtige Funktion, sie dienen dem Küstenschutz.
Ein Lebensraum zwischen Land und Meer
Salzwiesen haben uns schon immer fasziniert. Egal zu welcher Jahreszeit, sie sind stets voller Leben. Kein Wunder, denn dieser ganz spezielle Lebensraum ist für viele Tiere und Pflanzen unverzichtbar. Rastvögeln und gefiederten Wintergästen bieten die Salzwiesen Ruhe und Nahrung, Brutvögeln ein geschütztes Areal, um ihre Jungen aufzuziehen. Aber auch für viele Insekten und andere Kleintiere sind die Salzwiesen ein unverzichtbarer Lebensraum. Es gibt sogar rund 800 Arten (so genannte endemische Arten), die nur hier vorkommen.
Wer wissen möchte wie eine Salzwiese entsteht, darf dies gern noch einmal in unserem Beitrag: „Salzwiesen – Ein Wunder der Natur“ nachlesen. In dem heutigen Beitrag möchten wir etwas näher darauf eingehen, warum Salzwiesen sogar ein wichtiger Baustein für den Küstenschutz sind.
Die Salzwiesen im Nationalpark Wattenmeer
Unser Wattenmeer ist die größte zusammenhängende Wattlandschaft der Welt und eines der letzten Gebiete in Europa, in der Natur sich noch weitgehend vom Menschen unbeeinflusst entwickeln kann. Damit dies so bleibt, ist diese Landschaft seit 1985 in Schleswig-Holstein als Nationalpark geschützt. Seit 2009 ist das Wattenmeer außerdem als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt.
„Natur Natur sein lassen“ ist das Ziel aller Nationalparks. Die Lebensräume mit ihren Tieren und Pflanzen sollen sich nach ihren eigenen Regeln entfalten können. Im Wattenmeer sind das z.B. Wattflächen, Priele, Dünen und Salzwiesen mit ihren charakteristischen Bewohnern. Vor den schleswig-holsteinischen Deichen und auf den nordfriesischen Halligen gibt es über 10.000 Hektar Salzwiesen. In Niedersachsen sind es etwa 8.400 ha vor den Küstendeichen und an der Südseite der Inseln. Dazu kommen ca 1650 ha Sommerpolder und ca. 230 ha Röhricht. (Quelle: Nationalpark Wattenmeer)
Was ich besonders spannend finde ist, dass seit Bestehen des Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer die Salzwiesenfläche am Festland um mehr als 30 Prozent angewachsen ist. Viele der Salzwiesen sind in den vergangenen Jahrzehnten zwar im Schutz von Lahnungen entstanden, aber es gibt auch große Flächen in St. Peter-Ording, vor Westerhever oder südlich des Trischendammes in Friedrichskoog, wo sie sich vollkommen natürlich gebildet haben.
Ich finde, in Westerhever ist dies auch für Laien wie uns ganz deutlich sichtbar. Vorausgesetzt man hat stets so viele Bilder gemacht wie wir. 😉 Dann sieht man die Ausdehnung der Salzwiesen ganz deutlich. Aber wie profitiert nun der Küstenschutz davon?
Salzwiesen dienen als Sicherheitspuffer
Die stetig anwachsenden Salzwiesen dienen quasi als Sicherheitspuffer. Bei einem Sturm bremsen sie die Wucht der auflaufenden Wellen und reduzieren somit die Höhe der an den Deich rollenden Wellen. Je nach Wellenart und Wellenhöhe trägt die Vegetation gegenüber einer unbewachsenen Fläche bis zu 60 Prozent zur Wellenreduktion bei.
Auch wenn die Wellenbelastung zunimmt und Triebe der höher wachsenden Salzwiesenpflanzen abbrechen und die Wellenreduktion dadurch abgeschwächt wird, bleibt der Marschboden stabil. Selbst bei starken Wellenbelastungen tritt keine Erosion in den Salzwiesen auf. Das zumindest zeigen die neuesten Untersuchungen der Küstenforscher im Wellenkanal in Hannover.
Genau das macht die Salzwiesen zu einem wichtigen Baustein für den Küstenschutz. Der Grundsatz des Nationalparks „Natur Natur sein lassen“ dient damit also auch dem Küstenschutz, der seit Jahrhunderten ein sehr hohes Gut ist.
Salzwiesenschutz bedeutet Küstenschutz
Salzwiesen können aber nur dann weiter an- und mit dem steigenden Meeresspiegel in die Höhe wachsen, wenn die Sedimentzufuhr auf Dauer gesichert ist. Das dürfte in Zeiten des Klimawandels, der sich längst auch im Wattenmeer bemerkbar gemacht hat, eine neue Herausforderung werden.
Übrigens: Der Nationalpark Wattenmeer hat die Salzwiese zum Thema des Jahres gemacht und wird sie in den kommenden Monaten ebenfalls ausführlich vorstellen.
4 Kommentare zu „Salzwiesen und was sie so besonders macht“
Moin. Ein ganz toller, interessanter Bericht. Für viele Leute sind die Salzwiesen nur “ Vorland“ und ihre Bedeutung ist denen gar nicht bekannt. Vielleicht bekommen ja die einen oder anderen durch diesen Bericht etwas mehr Gefühl für den Nationalpark Wattenmeer. Sehr schöne Bilder und klasse Beschreibung. Danke Claudia und Ralph 😉
Moin Axel,
vielen Dank. Genau das haben wir versucht damit zu erreichen. 🙂 Immer ein wenig Urlaubsfeeling gepaart mit ein paar nützlichen Informationen. 😉
Nein im Ernst, auch solche Beiträge machen richtig Spaß, denn wir lieben diese Landschaft wirklich und in unseren Augen ist es einfach wichtig auch diese Dinge anzusprechen. Danke dir für dein tolles Feedback.
Liebe Grüße,
Claudia und Ralph
Ein wirklich toller Bericht über die Salzwiesen. Leider werden diese zu oft auf einer Wattwanderung vernachlässigt, denn dieser Lebensraum ist derart interessant, dass es sich lohnt einmal genauer hinzusehen. In meinem Blog stelle ich nach und nach den Lebensraum Salzwiese genauer vor.
Moin Nils,
danke, das ist nett von dir.
Ralph und ich lieben die Salzwiesen. Sie sind so ein faszinierender Ort, deshalb freut es uns auch ganz besonders, dass der Nationalpark Wattenmeer sie dieses Jahr zum Hauptthema gemacht hat. Vielleicht werden dann so noch mehr auf sie aufmerksam um trampeln nicht einfach so auf ihnen herum.
Oh das klingt spannend, da werde ich mal bei dir gucken.
Liebe Grüße,
Claudia