Super geschlafen und von der Meeresbrandung geweckt, sind wir nach einem ausgiebigen Frühstück los um die Insel weiter unsicher zu machen. Auf unserem Tagesprogramm stand die Tour von Sellin bis Kap Arkona. Diesmal mit dem Auto, sind wir die B195 durch den Küstenhochwald (der Granitz) Richtung Sellin gestartet.
Dieses Seebad ist bekannt für seine hundertjährige Bäderarchitektur, deren Prachtstück die Wilhelmstraße mit ihren Villen ist, die hinauf zum Steilufer führt. Von dort gelangt man über eine steile Treppe, oder im Aufzug zur Seebrücke Sellin, die mit ihren 394 Metern die längste auf Rügen ist, oder zur Promenade am Südstrand. Feiner weißer Sandstrand so weit das Auge reicht. Lediglich die perfekt aufgereihten Strandkörben lenken von dem fast karibischen Flair ab.
Unser nächster Stopp sollte Binz sein, dazu sind wir zurück auf die Seestraße (B196) über das beschauliche Dörfchen Lancken-Granitz – der idyllische Ort der Steinkolosse. Es liegt am Waldrand des Biosphärenreservats Südost-Rügen, sowie am Naturschutzgebiet Neuensiener See. Hier strahlt das rustikale Flair, ausgelöst durch die romantischen Reetdachhäuser und ihren Bauerngärten. Auch ein Jagschloss liegt ganz in der Nähe.
In Binz angekommen, ergießt sich ein Regenschauer über uns. Ausgerechnet hier, wo es doch lt. Reiseführer so viel zu entdecken gibt. Soll das Seebad Binz doch das Reichste an Sehenswürdigkeiten sein. Aufgrund des Regens, sind wir nur schnell an der prachtvollen Promenade vorbeigehuscht um wenigstens einen kurzen Blick auf den Strand und die Seebrücke zu werfen. Daher können wir an dieser Stelle auch mit keinem Bild dienen. 🙁 Von hier starten übrigens auch die beliebten Bootstouren über Sassnitz, entlang der Kreidefelsen, die bei strahlender Morgensonne einen unvergesslichen Anblick bieten sollen. Nun ja, heute ist nicht so ein Tag.
Etwas traurig aber nicht entmutigt sind wir mit dem Auto weiter Richtung Prora. Das Seebad Prora ist ein, zwischen 1935 und 1939 geplantes und zum Teil auch errichtetes Seebad auf Rügen. Nach seiner Fertigstellung sollten hier durch die Organisation Kraft durch Freude (KdF) 20.000 Menschen gleichzeitig Urlaub machen können. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Bauarbeiten jedoch eingestellt. Heute ist der Koloss von Prora halbwegs verfallen, z. T. auch zu einer Jugendherberge ausgebaut. Wir sind neugierig wie wir sind, durch eine offene Tür rein in dieses Denkmal, wenn man überlegt, dass dieser Komplex auf einer Länge von ca. 4,5 Kilometern immer wieder komplett gleich aussieht. Irre, wie man glauben konnte, oder anders gesagt es Zeiten gab, in denen sich Menschen in so einem Komplex, Urlaub vorstellen konnten.
Im Nordosten der Insel Rügen gelegen, ist die Halbinsel Jasmund mit ihren weltbekannten Kreidefelsen, den dichten Wäldern und stillen Seen ein Naturparadies für sich. Genau hier wollten wir jetzt hin. Da wir mit dem Wetter jetzt wieder mehr Glück hatten, suchten wir uns einen Parkplatz und sind zu Fuß durch den Buchenwald Richtung Kreidefelsen marschiert. Die Kreidefelsen, sind Teil des Nationalparks Jasmund, zu dem neben dem 118 Meter hohen Königsstuhl auch die Kleine Stubbenkammer mit ihren Kreidefelsen im Süden des Königsstuhls zählen. Sieht schon echt atemberaubend aus, wenn man hier oben steht und auf die See herab blickt.
Mein Gott wie die Zeit vergeht. Wir haben noch mehr auf dem Zettel. Soll die Tour doch noch weiter Richtung Kap Arkona gehen. Also lösten wir uns von dem Anblick und machten uns weiter auf Erkundungstour, bis wir wieder so ein Schild sahen, welches auf eine Hafen hinwies. Unsere Neugier war mal wieder nicht zu bremsen und so folgten wir den Hinweisschildern einer steilen Treppen hinunter und landeten im Hafen von Lohme. U. a. Hinterließen die Slawen hier ihre Spuren. Von dieser Zeit stammt der Name des Ortes. Es leitet sich ab aus dem altslawischen Wort lome ab, das Bruch, Wind- oder Steinbruch bedeutet. Selten habe ich so etwas Romantisches und Abgeschiedenes gesehen. Der Hafenmeister lag mit seiner blauen Latzhose in der Sonne und uns bot sich ein Hafenbild voller Ruhe und Entspannung. Stellt man sich das Paradies vor, hier könnte es sein. Wunderschön.
Es fällt immer schwer sich von solchen Orten zu trennen und man will am liebsten gar nicht mehr weg.
Unser letzter Step für heute ist das Kap Arkona. Wir stellten unser Auto auf dem Parkplatz ab und sind den Feldweg zu Fuß zu dem Leuchtturm.
Das Rapsfeld blühte und wir wurden ständig von Marienkäfern anvisiert, die sich auf uns niederlassen wollten. Im Auftrag der preußischen Regierung errichtete man 1826/27 den von Karl Friedrich Schinkel geplanten eckigen Leuchtturm. Das danebenstehende Leuchtfeuer, löste 1902, den Schinkelturm ab.
Der dritte Turm, der Marinepeilturm wurde 1927 in Ziegelbauweise erbaut und diente als Seefunkfeuer. Die technischen Einrichtungen des Peilturms wurden 1945 zerstört. Der in den 1990er Jahren wieder aufgebaute Peilturm am slawischen Burgwall, gehört zu den markantesten Punkten an der deutschen Ostseeküste. Heute finden hier Ausstellungen, Vorträge und Vernissagen statt und unter der Glaskuppel befindet sich ein Sonnenschmuck-Atelier.
Läuft man den Rundweg lang, hat man auch von hier einen schönen Blick auf die Kreidefelsen.
Wir haben für heute unsere Ziele erreicht und uns auf den Rückweg gemacht. Beim „Alten Bahnhof“ vom Rasenden Roland, dem alten Dampfzug auf Rügen, haben wir noch zu Abend gegessen um dann wieder völlig k. o. ins Bett zu fallen.
Tag 1: Die Halbinsel Mönchsgut und erste platte Füße
Tag 3: Rügen – mal ganz anders