Was hat die Rosa rugosa (Kartoffel-Rose) aus Westerhever mit unserem heimischen Garten zu tun?
Es gibt Tage oder Momente im Leben, da passt einfach alles zusammen. Jetzt gerade war wieder so ein Moment, in dem einfach alles gepasst hat. Was Gartengestaltung, Umweltschutz und Sehnsucht nach dem Leuchtturm miteinander verbindet, verraten wir euch in unserem heutigen Beitrag.
In den letzten Tagen haben wir uns viele Gedanken gemacht, wie wir wohl den Vorgarten von unserem Atelier gestalten können. Schließlich möchten wir das Thema Meer auch draußen vor dem Atelier fortsetzen.
Unsere erste Idee war, verschiedene Gräser und Stauden zu pflanzen, die wir dann mit jeder Menge Steine und Muscheln verzieren wollten. Es sollte ein wenig so aussehen wie die Steinstrände an der Ostsee, die oft mit verschiedenen Salzwiesenpflanzen bewachsen sind. Das wäre sicherlich nicht nur schön, sondern auch recht pflegeleicht gewesen.
Mit dieser Idee kamen uns immer mehr Gewissensbisse. Würde diese Art von Garten unserer heimischen Vogel- und Insektenwelt gerecht? Gerade jetzt, wo das Insektensterben so ein großes Thema ist. Wir haben zwar noch einen riesigen Garten im Privatbereich, den wir so vogel- und insektenfreundlich wie möglich versuchen zu gestalten, aber dennoch ließ uns der Gedanke nicht los, dass wir mit der Steinbeetvariante vor dem Atelier einen Fehler machen würden.
Was passt also noch zum Thema Meer?
Uns fiel ein, dass die Dünenlandschaften an Nord- und Ostsee immer voller Leben sind. Dass sich zwischen den Gräsern und Gehölzen, wie Sanddorn und Kartoffel-Rose, viele Vögel und Insekten tummeln. Dieser Gedanke gefiel uns, obwohl er einen kleinen Haken hat. Die Kartoffel-Rose, die heutzutage insbesondere in großen Abschnitten der Nordseeküste, aber auch an der Ostseeküste landschaftsprägend ist, stammt ursprünglich nicht von hier und entwickelt sich immer mehr zu einem Problem.
Die Kartoffel-Rose verändert das Landschaftsbild sowie die Lebensgemeinschaften von Dünen und Küstenheiden, da sie vor allem kleine und lichtbedürftige Küstenarten verdrängt. Sie schafft es sogar auch in die deutlich artenreicheren Sanddornbestände einzudringen und diese zurückdrängen. Von den Arten, die generell selten und schützenswert sind, wird besonders häufig Stranddistel, Krähenbeerheide, Sand-Lieschgras und Bibernellrose verdrängt. Daher wird der Kartoffel-Rose vielerorts der Kampf angesagt.
In Heiligenhafen hat man sie schon großflächig bekämpft und auch von Sylt und Amrum wussten wir, dass sie Küstenschützern mittlerweile ein Dorn im Auge ist. Daher fragten wir bei der Schutzstation Wattenmeer nach, ob hier bei uns an der Westküste auch schon Maßnahmen getroffen werden, die Rosa rugosa zu bekämpfen, und in der Tat. Wie der Zufall es so wollte, sind die Freiwilligen am Leuchtturm Westerhever gerade dabei, die Kartoffel-Rose aus den Salzwiesen zu entfernen. Bingo. Das passt ja. So können gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden.
Auf nach Westerhever
Pünktlich zum Wochenende bekamen wir die Nachricht, dass wir uns die ausgestochenen Pflanzen am Westerhever Leuchtturm abholen können. Bis Sonntag mussten wir uns noch gedulden, aber dann ging es los und die Freude war gleich doppelt groß. Nicht nur über die Ausbeute mit den Pflanzen, sondern natürlich auch, weil wir endlich nach so langer Zeit wieder mal zum Leuchtturm fahren konnten.
Ihr Lieben, ihr glaubt gar nicht wie unsere Herzen anfingen zu hüpfen, als wir den Turm vor uns sahen. Dieser Flecken Erde gehört ebenso wie viele andere zu unseren Sehnsuchtsorten und wir lieben es, uns hier aufzuhalten. Einziger Wermutstropfen für diesen Tag war, dass das Hochwasser so zeitig kam und wir nur einen kurzen Abstecher ins Watt unternehmen konnten. Den haben wir aber in vollen Zügen genossen.
Beim Blick auf die Sandbank juckte es uns in den Fingern, doch die Vernunft siegte natürlich. Mit der Flut, auch wenn sie an diesem Sonntag nicht ganz so hoch werden sollte, ist nicht zu spaßen. Erst recht nicht bei den eisigen Temperaturen. Außerdem ist es in Westerhever besonders tückisch, denn anders als zum Beispiel in St. Peter-Ording laufen die Priele von hinten voll und schließen dich ganz schnell ein.
Also gingen wir flugs zurück zum Leuchtturm, schnappten uns die Pflanzen und liefen zum Auto zurück. Zuhause haben wir unsere Kartoffel-Rosen ins Beet vor dem Atelier gepflanzt und hoffen inständig, dass sie dort wieder anwachsen werden.
Was an der Küste zu einem Problem wird, kann bei uns daheim unser Herz erfreuen. Mehr noch, für uns persönlich sind sie aufgrund ihrer Herkunft eine ganz besonders schöne Erinnerung an den Westerhever Leuchtturm.
An dieser Stellen möchten wir uns ganz herzlich bei Rainer, Lena, Maria und Nick von der Schutzstation Wattenmeer bedanken.
6 Kommentare zu „Rosa rugosa aus Westerhever“
Hallo liebe Claudia
Vielen Dank für diesen Stimmungs-Aufheller an diesem nebligen, trüben Tag. Wenn ich die Bilder so anschaue, bekomme ich gleich Fernweh und möchte am liebsten 1200 km weiter nördlich sein, an meinem Sehnsuchtsort. Seit ich vor 5 Jahren das erstemal dort war, lässt mich Westerhever und ganz besonders der Leuchtturm nicht mehr los. Ich kann so gut verstehen, dass eure Herzen bei diesem Anblick gleich zu hüpfen anfingen. Hätte es bei mir auch!
Die Kartoffel-Rose finde ich eine sehr schöne Pflanze. Schade, dass sie solchen Schaden anrichten kann und bekämpft werden muss. Das wusste ich bis jetzt nicht. Nach unseren ersten Ferien auf Eiderstedt habe ich eine ähnliche Rose bei uns im Garten gepflanzt. Sie gedeiht prächtig. Ich hoffe, dass eure Kartoffel-Rosen von Westerhever gut wachsen und euch immer an dieses wunderschöne Fleckchen Erde erinnern werden.
Liebe Grüsse in den Norden aus den Schweizer Bergen
Regina
Moin liebe Regina,
dafür nicht, sehr gerne. Tröste dich, selbst bei uns im Norden ist es heute Vormittag neblig. Dabei wurde uns schönster Sonnenschein vorher gesagt. Aber vielleicht klappt es nachher noch mit ein paar Sonnenstrahlen.
Westerhever ist in der Tat ein Träumchen. Uns fasziniert nicht nur der Turm, sondern der ganze Flecken. Uns geht dort immer das Herz auf, ganz gleich zu welcher Jahreszeit. Von daher kann ich sehr gut verstehen, dass dich die Sehnsucht einholt.
Das mit der Kartoffel-Rose ist schon echt traurig. Sie sieht so wunderschön aus, wenn sie blüht. Auch bietet sie vielen Tieren dank ihrer Dornen reichlich Schutz.
Außerdem filtern sie ohne Ende Schadstoffe aus der Luft, wohl mit ein Grund, warum man sie auch ganz oft am Mittestreifen bei Autobahnen sieht. Aber für die Natur und an der Küste, wo sie immer mehr heimische Arten überwuchert, wird sie leider mehr und mehr zu einem Problem. Schade. Darum hoffen wir sehr, dass die kleinen Pflänzchen nun bei uns wieder anwachsen. Hier können sie keinen Schaden anrichten und unser Herz erfreuen.
Ganz liebe Grüße in die Berge,
Claudia
Moin Ihr Lieben,
schade, dass Ihr nicht auch die Kartoffel-Rose fotografiert habt (und gleich noch Euren Vorgarten dazu ;-)). So habe ich erst einmal nachgesehen, ob es sich auch um die Rose handelt, die ich im Kopf hatte (die mit den zarten rosa Blüten und ganz schön unangenehm pieksenden Ästen).
Die mag ich so gerne und ich bin ganz betrübt, dass sie mittlerweile ein Problem-Gewächs ist. Wer hätte das gedacht, wo sie so schön aussieht. Für mich steht sie immer für Urlaub im Norden (und in DK).
Aber es ist ein sehr schöner Gedanke, dass Ihr die Pflanzen für Euren Vorgarten aus eine Eurer Lieblingsregionen habt und sie erfreuen dann nicht nur Euch, sondern auch uns Besucher. 🙂
Ganz liebe Grüße heute einmal aus herrlichstem Sonnenschein – Balsam für die Seele
Martina
Moin meine Liebe,
die Rosen haben wir deshalb nicht fotografiert, weil sie momentan eher unansehnlich aussehen. Dünne, braune und picksige Äste, mehr nicht. Und diese tragen sogar noch reichlich Spülsaum in ihren Dornen. Noch ist nichts zu sehen von ihrer Schönheit. Und der Vorgarten will auch erst. Momentan ist da noch nicht viel zu sehen. Musste ihn erstmal umgraben und von Unkraut und Moos befreien. Bilder kommen nach – versprochen. Du kannst dir das ja im Mai live ansehen. 😉
Ja schade, dass sie zu einem Problemgewächs wird. Dänemark soll wohl ganz besonders getroffen sein. Zumindest laut Wikipedia.
Ganz liebe Grüße zurück.
Claudia
Moin du Liebe
Von dieser Pflanze habe ich ja noch nie gehört und musste dazu erstmal Tante Google befragen…;-) Als ich dann die Fotos sah erkannte ich die Pflanze aber sofort wieder. Auch ich hatte keine Ahnung, dass diese hübsche Pflanze einheimische Arten verdrängt. Wieder was gelernt! Für einen nordischen Vorgarten ist sie sicher geeignet. Besteht denn nicht die Gefahr, dass sich die Samen von dort auch wieder ausbreiten?
Ach, übrigens……bei uns sind es nur noch 29 Tage bis der Umzugswagen anrollt…….
Wir sind schon sehr aufgeregt, puh…
Ganz lieber Drücker aus der Schweiz
Sabina
Hallo du Liebe,
das wird sie wohl, also sich ausbreiten meine ich. Aber der Vorgarten vor dem Atelier ist erstmal groß genug und wenn sie dann wuchert, tja… dann müssen auch wir sie bändigen. Ist eigentlich ähnlich wie bei Bambus. Auf jeden Fall freue ich mich, dass wir so nicht nur eine weitere tolle Erinnerung an Westerhever haben, sondern auch, dass die Pflanze an anderer Stelle weiterleben darf. Ich mag diese grundlose vernichten einfach nicht mehr.
Wenn ich bei uns im Garten eine Pflanze nicht mag, denn frage ich immer ob sich jemand dafür interessiert. Meistens klappt das und das freut mich dann immer.
Yippi.. nur noch 29 Tage…. die Spannung steigt. 🙂 Ich wünsche euch weiterhin ganz viel Kraft und toi toi toi.
Dicken Umärmler in die Schweiz.
Claudia
PS: Gleich geht es zu unserem ersten Biike. 😉