Ein kleiner Streifzug am Küstenabschnitt zwischen Ockholm und Schlüttsiel
Es gibt Flecken auf der Erde, denen darf man ruhig etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Ockholm im Kreis Nordfriesland gehört definitiv dazu.
Letzte Woche waren wir auf einer Socialmedia-Veranstaltung in St. Peter-Ording. In der Regel ist es so üblich, dass sich alle Teilnehmer am Anfang kurz vorstellen. Als wir an der Reihe waren und erzählten, dass wir aus Langenhorn (NF) kommen, konnte sich der eine oder andere gerade noch so orientieren. Als sich jedoch das Pärchen, mit dem wir gemeinsam zur Veranstaltung gekommen waren, ebenfalls vorgestellt hatte und erzählte, dass sie aus Ockholm kommen, guckten die meisten Teilnehmer ein wenig irritiert. Grund genug diesem wundervollen Flecken mal ein Gesicht zu geben.
Ockholm befindet sich an der Nordseeküste in der Region Mittleres Nordfriesland. Neben dem Hauptort befinden sich die Ortsteile Schlüttsiel, Bongsiel und der südliche Teil des Hauke-Haien-Koogs. Ornithologen dürfte der Koog sicherlich ein Begriff sein, denn hier verbirgt sich ein wahres Vogelparadies.
Und alle, die schon mal auf einer nordfriesischen Insel oder Hallig waren, dürften Ockholm zumindest gestreift haben. Was den meisten aber, aufgrund des Deiches, garantiert entgangen sein dürfte, ist der bezaubernde Blick auf die Nordseelandschaft.
Nur die Nordsee und wir
Es war noch früher Samstag Morgen, als wir uns aufmachten, um für euch ein paar Eindrücke von Ockholm einzufangen. Das Wetter schien sich noch nicht so recht im Klaren darüber zu sein, wie es für den heutigen Tag werden sollte. Regen oder doch lieber Sonne? Uns wehte ein eisiger Wind um die Nasen, als wollte er die letzte Müdigkeit aus unserem Gesicht fegen. Während wir dick eingemummelt über den Deich huschten, mussten wir uns selber erstmal kneifen. Wir können es immer noch nicht fassen, dass dieser schöne Flecken Erde, und damit auch die Nordseeküste, nur knapp fünf Minuten von unserem neuen Zuhause entfernt ist. Dabei ist das absolute Realität.
Viele Küstenabschnitte an der deutschen Nordseeküste – und damit meine ich das Festland – sehen relativ gleich aus. Der von Ockholm hat für mein Empfinden noch etwas Besonderes, denn zwischen den Lahnungen haben sich Salzwiesen gebildet. Die sind nicht nur wunderschön, sondern bieten zahlreichen Vögeln wichtige Nahrungs- und Rückzugsgebiete. Selbst jetzt zu dieser manchmal etwas trostlos wirkenden Jahreszeit.
Auch heute konnten wir viele Vogelstimmen hören. Die vom Austernfischer mag ich besonders gern. Sein Rufen verbinde ich sofort mit der Nordsee. Natürlich sieht man Austernfischer auch an anderen Küsten, aber wenn ich ihr Rufen wahrnehme, dann fühle ich mich mit Zuhause verbunden.
Eine bewegte Vergangeheit
Ockholm gehörte früher zur Beltringharde, die 1362 in der Zweiten Marcellusflut untergegangen ist. Nach der ersten großen Mandränke war Ockholm sogar nur eine Hallig mitten im Wattenmeer. Archäologische Funde zeigen, dass vom 11. bis zum 14. Jahrhundert neben etwas Landwirtschaft vor allem Salztorfabbau betrieben wurde. Letzterem wurde nach dem Wassereinbruch der Marcellusflut durch die Verschlickung der Moore ein Ende gesetzt.
Wenn man heute hier steht und seinen Blick über den Horizont schweifen lässt, kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass Ockholm sogar mal einen Hafen besessen hat.
Weil Flensburger Kaufleute den Hafen von Husum nicht benutzten durften, legten sie 1579 einfach hier einen an. Als die Flensburger wieder Handel von Husum aus treiben durften, verlor der Hafen schnell an Bedeutung. Schlimmer noch, er ging in den folgenden Sturmfluten sogar unter. 1766 berief sich der Flensburger Rat auf die alten Hafenprivilegien und richtete allen Husumer Protesten zum Trotz einen Hafen am Bongsiel ein, in dem Waren aus und nach Holland angelandet werden sollten. Allerdings erwiesen sich die schlechten Wege durch die vor allem im Winter unzureichend entwässerten Köge als zu beschwerlich.
Wie ihr seht, ganz schön was los gewesen in Ockholm. Heute ist der Ort eher touristisch geprägt, aber nur für die, die es ruhig und beschaulich mögen. Außer ein paar Ferienwohnungen und reichlich Natur gibt es nicht viel. Den Ort selbst stellen wir euch dann mal im Frühling vor, wenn die Vegetation sich wieder von der grünen Seite zeigt.
4 Kommentare zu „Ockholm – Natur pur“
Wow was für ein genialer Bericht über einen kleinen Flecken Lieblingswelt es Stimmt ! Hier ist eigentlich …. nichts …. und doch sooo viel ! Sonnige Grüße Monica
Moin liebe Monica,
vielen Dank. Wie süß von dir.
Liebe Grüße aus der Nachbarschaft,
Claudia
Wir auch bald in Ockholm? Freuen uns!
Neun mal haben wir hier Urlaub gemacht. 2024 machen wir die zehnte Urlaubsreise. Wer die Ruhe sucht und die Natur in unterschiedlichen Jahreszeiten erleben und genießen will, ist hier bestens aufgehoben. Die Inseln (Föhr, Amrum, Sylt und Römö) sind schnell zu erreichen, ebenso die Halligen.
Der Erholungswert ist aus unserer Sicht schwer zu toppen!