Es gibt Landstriche, die sind so schön, dass man unbedingt jedem davon erzählen möchte. Dieselben Landstiche sind es aber auch, die du am liebsten für dich behalten möchtest, aus Angst, sie könnten Schaden nehmen, wenn zu viele von ihnen wissen. Einer dieser Landstriche ist für uns der Strand von Hjerpsted.
Fast genau ein Jahr ist es her, dass wir diesen Strand entdeckt und lieben gelernt haben. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an unseren Beitrag „Hjerpsted – wildromantisch und schön“. Seitdem waren wir des öfteren hier, um diese wildromantische Schönheit zu genießen.
Witzigerweise, wie wir gerade für uns selbst festgestellt haben, bisher nur in der Nebensaison und immer dick eingemummelt. Aber vielleicht ist es genau das, was diesen Strand für uns so anziehend macht.
Ein ganz normaler November
Schon komisch… wettertechnisch gab es in den letzten Monaten immer nur ein Thema, und zwar der außergewöhnlich lange und warme Sommer. Es schien, als wolle er einfach nicht enden – was ganz sicher nicht als Beschwerde gemeint ist, im Gegenteil. Sogar der November fing noch so verheißungsvoll und sonnig an, dass ich mich schon kneifen lassen wollte. Doch inzwischen ist er da, der ganz normale November mit all seinen kalten, grauen und zum Teil recht ungemütlichen Seiten.
Tatsächlich kam er ganz plötzlich über Nacht, als wenn ihn jemand aus der Kristallkugel geschüttelt hätte. Der Körper hat sich noch gar nicht richtig umstellen können. Wir ertappten uns sogar schon dabei, ein wenig in den Novemberblues zu verfallen.
Um diesem entgegen zu wirken hilft nur eins, ab nach draußen, ab in die Natur. Auch wenn es anfänglich etwas Überwindung kostet, aber es gibt doch nichts Schöneres – und das meine ich im Ernst – als sich in der kalten Jahreszeit den Wind so richtig um die Ohren pusten zu lassen. Das befreit einem von jedem noch so fiesen Novemberblues.
Und wenn man dann noch die Möglichkeit hat, all das am Meer zu genießen, dann erst recht. Hjerpsted Strand scheint uns jedenfalls zu dieser Jahreszeit magisch anzuziehen. Zumindest musste ich die letzten Tage vermehrt an den Strand und unsere ersten Entdeckungstouren denken und so wuchs die Sehnsucht in mir, dort endlich einmal wieder hinzufahren. Sonntag war es dann so weit und wir hatten endlich Zeit für uns. Diese freie Zeit wollten wir trotz typisch grauem und nasskaltem November dort am Strand verbringen.
Wenn schon die Anreise ein Genuss ist
Für uns bedeutet schon die Anfahrt von Langenhorn zum Hjerpsted Strand Entschleunigung pur. Wir genießen es, ganz gemütlich über Land fahren zu können ohne eine stressige Autobahn passieren zu müssen. Es geht mitten durch die nordfriesischen Köge, bis wir die vielleicht niedlichste Grenze in Rudbøl passieren. Dann geht es ebenfalls weiter übers Land. Um zum Hjerpsted Strand zu kommen, nehmen wir in Dänemark am liebsten die 419. Was für andere die Route 66 ist, ist für uns die 419 in Dänemark. (lach) Nein ehrlich, wer die Straße schon mal gefahren ist, wird verstehen was wir meinen.
Uns zog es zum selben Parkplatz wie immer, nur dass wir diesmal nicht in Richtung Emmerlev Klev unterwegs waren, sondern in Richtung Ballum. Dieser Strandabschnitt war bis dato nämlich noch Neuland für uns. Wir schlüpften noch schnell in unsere Gummistiefel und dann marschierten wir los.
Faszination pur
Ich kann nicht anders, als gleich wieder mit meiner Begeisterung herauszusprudeln. Es gibt Menschen, denen geht bei romantischen Sonnenuntergängen das Herz auf, und uns eben bei derartigen November-Impressionen.
Bedrohliche Wolken, die am Himmel ziehen und immer wieder neue Gebilde und Formationen am Himmel zeigen. Die Farben sind auch ganz anders als im Sommer, kühler, aber nicht weniger magisch. Dazu diese einmalige Kulisse mit dem Watt, der Steilküste und dem Steinstrand, das ist einfach fantastisch.
Als wir unseren Gang starteten, hatten wir noch Niedrigwasser, was dafür sorgt, dass du nicht nur das Gefühl von unendlicher Weite hast, sondern sich der Himmel auf dem feuchten Wattboden spiegelt und die Szenerie nur noch verstärkt. Allmählich wechseln die Dünengräser ihre Farbe von grün zu goldgelb. Wenn diese dann von der Sonne angestrahlt werden, ist das ein richtiges Farbfeuerwerk. Überhaupt, alles für sich wirkt so intensiv, so fesselnd.
Was wir seit unserem Umzug nach Nordfriesland ebenfalls mit der Westküste verbinden, sind die vielen Gänse. Für mein Empfinden halten sich zu dieser Zeit noch mehr von den Wildvögeln hier auf als im Frühjahr. Tagein, tagaus ziehen riesige Gänseschwärme über das Land und das ist hier an der dänischen Westküste nicht anders. Tagsüber halten sie sich mit Vorliebe auf den Feldern auf, um sich zu stärken.
Während wir hier am Strand liefen, hielt sich ein beträchtlicher Anteil an Gänsen oberhalb der Steilküste auf einem Feld auf. Sehen konnten wir sie zwar nicht, aber hören. Irgendwas muss die armen Viecher aufgescheucht haben, denn auf einmal flog ein riesiger Schwarm über unsere Köpfe. Das ist jedes Mal Gänsehaut pur. Obwohl wir wie angestarrt stehen blieben, um die Tiere zu beobachten, hatten die uns genau im Blick. Das konnte man sehr schön daran sehen, dass sich der Schwarm genau über unseren Köpfen geteilt hatte.
Aufgeregt flogen sie eine Runde, um sich dann wieder auf dem Feld niederzulassen. Nach einer kurzen Weile ging das Spektakel von neuem los. Nach einer weiteren sehr geschwätzigen Runde über unsere Köpfe beruhigten sie sich wieder und ließen sich erneut auf dem Feld nieder.
Ein beliebter Hundestrand
Schon mehrfach haben wir gehört, dass dieser Strand ein beliebter Hundestrand ist. Normalerweise begegnen wir auch immer Personen, die ihre Hunde hier ausführen. Heute kam uns gerade mal ein Pärchen entgegen. Dafür hatte ich seit längerem eine Person weit draußen im Watt im Blick. Ich vermute mal, dass dort jemand seine ganz persönliche Austernsafari gemacht hat, denn jetzt ist wieder Zeit für Austern. Austern dürfen nämlich nur in den Monaten gefangen werden, die ein „r“ im Namen haben, also September bis März.
Von einer Nachbarin von uns, die ebenfalls gerne mit ihren Hunden hier an den Strand fährt, weiß ich, dass es sich lohnt nach Bernstein Ausschau zu halten. Doch so sehr ich mich auch immer bemühe, für Bernstein habe ich absolut kein Auge. Dafür aber für jede Menge schöner Steine und ab und an auch mal ein schönes Stück Holz.
Ich weiß gar nicht so ganz genau wie weit wir gelaufen sind. Irgendwann wurde aus dem Steinstrand, eher ein Sandstrand und ein betonierter Entwässerungsgraben versperrte uns den Weg. Man hätte ihn zwar außen herum passieren können, doch wir entschieden uns umzudrehen.
Ab und an blickte ich noch wieder zu der Person im Watt und meine Vermutung sollte sich wohl bestätigen, denn ich sah, wie er mit zwei Eimern ganz bedächtig und gemütlich aus dem Watt in Richtung Strand stapfte. Auch wenn ich Austern noch nie probiert habe und die vermutlich auch nicht mag, aber die Vorstellung sich sein Abendessen frisch aus dem Meer zu holen, finde ich schon irgendwie romantisch.
Während wir wieder in Richtung Auto liefen, bemerkten wir, dass das Wasser der Nordsee schon kräftig am Auflaufen war. Auch das ist wieder so etwas, was die Nordsee so faszinierend macht, denn so durften wir während nur eines Spazierganges gleich zwei unterschiedliche Impressionen erleben.
Und was den anfänglichen Novemberblues angeht, der war wie weggeflogen. 😉
8 Kommentare zu „November-Impressionen am Strand von Hjerpsted“
Moin du Liebe
Wie besonders und anders diese Strandregion in den kalten Monaten aussehen kann habt ihr wieder mal wunderschön dokumentiert. Dein Mann Ralph ( der ein begnadeter Fotograf ist ) mit seinen stimmingsvollen und einzigartigen Bildern und du, die diese Impressionen stets mit einfühlsamen Texten umrahmt – alles zusammen hat mir wieder Augenschmaus und Lesespass bereitet. Danke für diesen schönen Bericht. 😉
Kerzenflackernde Adventsgrüsse von der Schlei
Sabina
Moin du Liebe,
wie süß von dir. Danke für so ein herzerwärmendes Lob. Das versüßt uns den Tag. 🙂
Dafür, dass dieser Tag am Strand eigentlich mehr grau als alles andere war, war das wirklich wieder eine spannungsgeladene Atmosphäre, wie sie so einfach nur an der Küste erlebbar ist.
Ach schön, so haben wir nicht nur uns den Tag schön gemacht, sondern anscheinend auch dir. Freu…
Kuschelige Grüße von der Küste,
Claudia
Moinsen Ihr zwei. Klasse Bilder und super Bericht, Diesen Teil von DK kannte ich noch gar nicht.
Ist sicher mal rine Reise wert. Wir wünschen Euch auch eine schöne Advendszeit. Grüße aus Nürnberg
Moin Axel,
danke für deine Zeilen. Das geht wohl vielen so. Kaum einer erwartet so eine faszinierende Landschaft an der dänischen Nordseeküste. Ist ja auch einzigartig. 😉
Dankeschön, euch auch eine schöne Adventszeit uns ganz liebe Grüße in den Süden senden euch
Claudia und Ralph
Hallo Ihr 2,
macht mal nicht so viel Werbung hier….:)
Ich fahre meistens den nördlichsten Weg über die Grenze Rickelsbüller Koog, da steht noch ein altes Grenzhaus und dann weiter über den Siltoftvej nach Hoyer.
Ja und dann weiter, Herpstedt, Ballum, nach Römö ( unbedingt in Havneby Ortseingang links in das Fischrestaurant gehen, das wird von einem deutsch dänischen Ehepaar betrieben, Sternschnuppe ist mein Lieblingsgericht!!!!!).
Ribe ist auch einen Besuch wert…..
Ist faszinierend die Ecke, vor allem im Winter wenn kein Mensch da ist.
Ich muss da auch wieder mal hin, mal sehen im Januar oder Februar.
Wir sind dann in Rodenäs in einer FEWO, es entschleunigt total und dann müssen wir mal bei Euch vorbeischauen!!!!!
Die besten Grüße von der Insel Poel
Harald
Moin Moin ihr Lieben,
schön, mal wieder von euch zu hören. Wir hoffen, es geht euch gut.
Inwischen haben wir hier oben schon alle möglichen Grenzüberganäge ausprobiert und irgendwie hat jeder Charme. (Mal abgesehen von der A7, der natürlich nicht) Die Strecke, die du beschreibst kennen wir inzwischen auch sehr gut und die ist schön zu fahren. Danke für den Tipp mit dem Restaurant, auch kulinarisch möchten wir uns noch auf Entdeckungsreise begeben.
Ribe steht demnächst auch noch auf unserem Zettel. Nicht weit von dort wohnt eine unserer neuen dänischen Bekanntschaften. Die hat uns auch schon viel von Gram Slot erzählt, das werden wir dann wohl verbinden.
Kommt sehr gerne vorbei, nur sagt vorher Bescheid, denn im Januar und Februar haben wir im Atelier Winterpause.
Euch erstmal ein paar schöne Festtage und für später eine erholsame Auszeit.
Herzlichst,
Claudia und Ralph
Ich merke schon ihr seit da richtig angekommen…..
Das Wasserschloss Gram müsst Ihr Euch unbedingt ansehen, eine sehr schöne Anlage!!
Ich fahre da meistens morgens ganz früh durch wenn ich auf dem Weg nach Brörop zu dem grossen Flohmarkt bin. Das hat was mystisches wenn der Morgennebel um das alte Gemäuer wabert……
Brörup ist jeden Freitag von 6 bis 14 Uhr Flohmarkt, der ist sehenswert, das müsst ihr mal hin.
Das ist nicht wie in Deutschland, da findet man richtig altes Zeug und die Dänen sind bei der Preisfindung und beim Handeln eben auch dänisch 🙂 bis auf ein paar Ausnahmen.
Muss natürlich gutes Wetter sein, aber ein paar Hallen mit Händlern sind da auch.
Ostern findet das ganze Sonnabend statt, das ist dann extrem voll.
Schade nur das ich so weit zu fahren habe, aber ab Ostern sind wir einmal im Monat da oben.
Euch einen schönen 2. Feiertag!!!
Harald
Moin Harald,
das sind wir in der Tat.
Das Wasserschloss Gram steht schon auf unserer To-Do-Liste. Wir haben eine neue Bekannte (Dänin), die unweit davon wohnt. Sie schwärmte schon davon.
Oh danke für den Tipp mit dem Flohmarkt, das hört sich gut an. Vielleicht klappt es während unserer Winterpause, ansonsten ist freitags schwierig, da wir selber unser Atelier offen haben.
Wir sind schon an einigen Antik-Händlern vorbeigefahren, hatten aber bisher noch nicht ganz die Traute. Außer dem in Møgeltønder, den haben wir uns bereits angeguckt. Ich weiß zwar, dass die meisten Dänen im Süden von Dänemark deutsch können, aber irgendwie würde ich es höflicher finden, wenn ich wenigstens schon ein paar Floskeln drauf habe, darum lerne ich gerade ganz fleißig dänisch.
Ab Ostern seid ihr ein mal im Monat oben? Habt ihr eine neue Bleibe?
Liebe Grüße,
Claudia