Das vergangene Wochenende war schon echt krass. Die beiden Sturmtiefs Elon und Felix haben gewütet und jede Menge Wetterkapriolen im Gepäck gehabt. Doch der Moment zwischen beiden Tiefs war gigantisch und nicht von dieser Welt.
Stürme machen mir eigentlich überhaupt nichts aus, ganz im Gegenteil, irgendwie hat es auch was Heimeliges und Kuscheliges, vorausgesetzt draußen passiert nichts und man kann es sich zu Hause gemütlich machen. Ganz besonders nachts, wenn der Wind durch die Äste der alten Eichen fegt, mache ich die Augen zu und stelle mir vor, dass es das tosende Meer ist. Tagelanger Dauerregen schlägt dann aber doch aufs Gemüt. Besser ausgedrückt, dir fällt die Decke auf den Kopf. Trotz erneuter Unwetterwarnung mussten wir einfach mal raus.
Nur wohin, der Waldboden war matschig und selbst die Feldwege nahe der Elbe waren völlig aufgeweicht. Also ab nach Hamburg in den Hafen. Wegen umherfliegender Äste nahmen wir extra nicht die Autobahn, sondern fuhren am Elbdeich entlang. Erstens ist die Geschwindigkeit dem Wetter angemessen und zweitens kann man etwas vorausschauender fahren. Dachten wir. Unser Auto wurde während der Fahrt ganz schön durchgeschüttelt bis wir sogar gezwungen waren ganz anzuhalten. Ganz plötzlich kam eine derartige Regenfront auf uns zu, dass wir nicht mal mehr die eigene Motorhaube sehen konnten.
Einige Zeit später, endlich in Hamburg angekommen, hatte man so gar nicht das Gefühl, dass hier morgens der Fischmarkt noch unter Wasser stand. Alles nahm seinen geregelten Gang, als wenn nichts gewesen ist. Das Einzige das auf das erste Sturmtief hinwies, waren die vielen Unwettertouristen. Ich habe wirklich noch nie, nicht einmal im Sommer zur Hochsaison, so viele Menschen mit einer Kamera rumlaufen sehen. Das war schon echt gigantisch.
Während wir eben beinahe noch abgesoffen wären, herrschte hier in Hamburg eine Lichtstimmung wie von einem anderen Planeten. Auch wenn es sich ein wenig nach Sciencefiction anhört, aber solche Lichtverhältnisse waren mir neu. Die dicken Wolken verzogen sich und machten Platz für immer mehr blaue Lücken am Himmel. Aber nicht, dass es wirklich aufklarte, es war irgendwie anders als sonst. Bilder sagen hier wohl mehr als Worte und ihr seht selbst, dass das irgendwie nicht normale Farben sind. Über dem ganzen Hafen lag ein richtiger Schleier in der Luft, smogähnliche Verhältnisse und doch ganz anders. Innerhalb weniger Minuten drehte sich das Licht von blau nach grün und tauchte auch die ganze Landschaft in ein nie zuvor gesehenes Stimmungsbild.
Schon spannend was die Natur alles für einen bereit hält. Dem Hamburger Hafen war überhaupt nicht anzusehen, dass morgens hier noch eine Sturmflut war, ganz zu schweigen davon, dass für den nächsten Morgen ebenfalls wieder eine angesagt war. Alles ging völlig abgeklärt und ich finde sehr beruhigend seinen normalen Gang. Sogar Hafenrundfahrten fanden weiter statt, wenn auch nicht im vollen Umfang, die meisten Touristen sind für derartigen Wellengang wohl eher nicht gewappnet. Ob Spucktüten eigentlich inklusive sind?
So langsam nahm der Wind wieder zu und schubste uns ganz schön vor sich hin. Zeit für uns wieder nach Hause zu fahren. Am nächsten morgen hörten wir noch in den Medien, dass der Hamburger Fischmarkt zum erstem Mal wegen Hochwasser ausfallen musste.