Wenn das Wetter andere Pläne hat
Der Mensch glaubt doch immer, dass er Herrscher über alles und jeden ist. Hier oben bei uns im Norden weht ein ganz anderer Wind. Da darf man ganz schnell lernen, dass das ein fataler Irrtum ist.
Die Gezeiten der Nordsee bestimmen von jeher das Leben an der Küste. Menschen, die hier leben, haben sich darauf eingestellt, dass ihr Tagesrhythmus von der Tide abhängig ist. Es gibt aber auch Sonderfälle, dann geht plötzlich gar nichts mehr.
Wenn die Welt stehen zu bleiben scheint
Schon lange war unser Aufenthalt auf der Hallig Langeneß geplant. Und je dichter der Termin rückte, desto freudiger waren wir. Endlich würden wir eine weitere Hallig kennenlernen und das, so wie es aussah, auch noch im tiefsten Schnee. Ein Abenteuer, auf das wir uns riesig freuten. Doch wie ihr an unserer Einleitung bereits ablesen könnt, kam plötzlich alles anders.
Wie gesagt, mit den Gezeiten leben wir hier oben an der Westküste. Während die meisten Fähren zu den Nordfriesischen Inseln sogar einen relativ regelmäßigen Fahrplan haben, sieht das bei den Halligen schon wieder ganz anders aus. Wer von Schlüttsiel aus mit der Fähre auf eine Hallig möchte, tut gut dran, den sich ständig ändernden Fahrplan im Auge zu behalten. Gesagt, getan. Wir hatten uns für die 10-Uhr-Fähre entschieden, damit wir noch möglichst viel von dem Tag auf der Hallig haben würden. Einen Tag vor unserer Abreise bekamen wir die Info vom Hotel, dass sich unsere Fähre um eine halbe Stunde verzögern würde.
Wer sich die Bilder anschaut denkt bestimmt, dass das Wetter dafür verantwortlich war. Nein, Schnee und Eis waren es nicht. Übeltäter war ein ganz anderes Phänomen – der Ostwind. Wenn an der Westküste der Ostwind zuschlägt, so wie das in den letzten Tagen der Fall war, dann wird das Wasser der Nordsee vom Festland weggedrückt. Das hat sehr oft zur Folge, dass Fähren bei Niedrigwasser nicht fahren können, weil sie schlichtweg stecken bleiben könnten.
Hallig ja oder nein?
Am Morgen der Abreise schauten wir noch einmal im Internet nach, ob sich die Fahrzeiten wieder geändert hatten. Schien nicht so. Allerdings wurde eine von drei geplanten Fähren gestrichen. Da sich das Wetter weiter verschlechterte und am nächsten Tag eh nur eine einzige Fähre fahren würde, riefen wir lieber noch einmal bei der Reederei an.
Dort kam dann schnell die Ernüchterung. Unsere Fähre, die uns zur Hallig bringen sollte, hatte den Hafen von Langeneß immer noch nicht verlassen können. Wann dies möglich sein würde, konnte man uns nicht beantworten. Genauso wenig, wie man uns zusagen konnte, ob die einzige Fähre, die uns am nächsten Tag aufs Festland zurück bringen sollte, überhaupt fahren kann. Mist, was nun?
Wir überlegten kurz, ob wir uns auf dieses Abenteuer – im Ernstfall auf der Hallig festzusitzen – einlassen würden. Für unsere Katze wäre im Notfall gesorgt, das hatten wir mit unseren Nachbarn bereits geklärt. Was uns aber so gar keine Ruhe gelassen hatte, waren die andauernden Schneefälle. Es schneite bereits seit Tagen und wir sollten auch die nächste Tage noch mit heftigen Schneefällen an der Küste rechnen.
Wer weiß schon wie viel Schnee da noch runter kommt. Die Flächen rund um unser Haus und Atelier sind definitiv zu groß, um sie den Nachbarn auch noch aufzuhalsen. So entschlossen wir uns schweren Herzens unseren Trip auf die Hallig zu verschieben.
Natürlich waren wir darüber traurig, aber irgendwie auch fasziniert. Einmal mehr wurde deutlich, dass der Mensch eben nicht alles im Griff hat und gegen die Naturgewalten nur ein ganz kleines Wesen ist.
Die Bilder für diesen Beitrag entstanden übrigens auch an dem Tag, den wir für die Abreise geplant hatten.
5 Kommentare zu „Mensch bist du klein“
Ihr habt es wunderbar beschrieben, gerade die Wetterkapriolen an der Ostseeküste machen den Zauber dieser Landschaft aus. Danke für Euren spannenden Blog und die einmalig schönen und stimmungsvollen Fotos.
Moin liebe Sabine,
das freut uns, danke. Oh, da hast du absolut recht. Ganz besonders die letzten Tage mit dem Wintereinbruch waren total spannend und faszinierend. Schön, dass wir so einen Winter noch einmal erleben durften.
Herzliche Grüße von der Westküste,
Claudia
Sorry, ich meinte natürlich die Nordseeküste!!!
Liebe Claudia und lieber Ralph,
sehr schöne Bilder habt Ihr da wieder gemacht, die von Dir auch wieder sehr lebendig und liebevoll beschrieben wurden.
Wir hatten ja nur ein paar Tage Winter, aber das war ja nichts im Vergleich zu dem, was bei Euch im Norden los war. Ich habe das in den Nachrichten und Medien verfolgt. Da ging ja teilweise gar nix mehr.
Nach Schnee und Tauwetter kam dann ja plötzlich der starke Frost mit Sonne und eisigem Wind. Die Luft hat mir gut getan, und man könnte sich auch daran gewöhnen, wenn nicht schon nach ein paar Tagen alles wieder vorbei gewesen wäre mit Eisregen und Tauwetter. Ganz schön anstrengend für den Kreislauf.
Viele liebe Grüße an Euch in der Hoffnung auf baldigen Frühling. 😉
Karin
Moin liebe Karin,
schön von dir zu hören.
Der Wintereinbruch war in der Tat sehr krass, aber dennoch kurzweilig. Die Schneemassen waren enorm. So etwas hatten wir „leider“ schon viele Jahre nicht mehr. Total schön fanden wir, dass wir dabei so viel Sonne hatten. Das machte das Wintermärchen erst perfekt.
Oh, den eisigen Ostwind hatten wir auch. Der hatte es zum Teil ganz schön in sich. So schön wie der Wintereinbruch nach dem vielen Regen der vergangenen Monate war, aber jetzt bin auch auch für Frühling. Es ist so schön so sehen, wie hier und da die Knospen zu sprießen anfangen. Ich glaube, der lässt jetzt nicht mehr allzu lange auf sich warten. 😉
Das dieses hin und her für den Kreislauf anstrengend ist, kann ich nachvollziehen. Das steckt man nicht immer so leicht weg. Ich befürchte nur, dass wir uns daran gewöhnen müssen.
Liebe Karin, wir wünschen dir noch ein ganz tolles Wochenende und ganz viel Freude.
Herzlichst,
Claudia