Konsumlust und Nachhaltigkeit – Geht das überhaupt zusammen?
Vor ein paar Tagen wurde wieder ein Wal gestrandet vorgefunden. Nach der Obduktion stellte man fest, dass der ganze Magen voller Plastik war. Plastik, was von uns Menschen achtlos weggeworfen wird. Und das ist leider kein Einzelfall, auch Vögel und andere Meerestiere verenden an Plastikmüll, da sie diesen mit ihrer Nahrung aufnehmen oder sogar verwechseln. Solche Meldungen gehen durch die Medien, sorgen für Aufsehen, um dann meist wieder vergessen zu werden. Aber dürfen wir das einfach so achtlos hinnehmen?
Umweltverbände und Tierschützer kämpfen zu Recht, weil ihnen die Natur was wert ist, aber oft sind die Kampagnen nicht nur erschreckend, sondern geben einem das Gefühl machtlos zu sein. Was kann ich denn schon ausrichten?! Gefühlt oft nichts, in Wirklichkeit aber eine ganze Menge.
Ich habe in den letzten Jahren immer mehr darüber gelesen und mich mit dem Thema persönlich ein wenig beschäftigt. In einem der vielen Berichte wurde mal die Frage gestellt, ob man eigentlich weiß wie viel Plastik man in seinen eigenen vier Wänden hat?! Als ich dann mal anfing gedanklich durch jeden Raum zu gehen und zu überlegen bzw. aufzuzählen, wie viel in unserem Umkreis aus Plastik besteht, wurde mir ganz anders. Fernseher, Computer, Telefone, Lebensmittelaufbewahrungen, Tüten, Blumentöpfe, Trinkflaschen, Schnuller, Lampen, ganz zu Schweigen von den ganzen Haushaltsgeräten wie Kühlschränke, Waschmaschinen, Staubsauger, ja sogar in Pflegeprodukten, überall ist zumindest irgend etwas aus Plastik. Würde man das alles mal auf einen Haufen stapeln, ich will gar nicht wissen wie hoch der wäre.
In meinen Gedanken und hier im Beitrag lasse ich bewusst Statistiken und Zahlen außer acht, die überfordern eh nur, lieber möchte ich mal versuchen, ein paar Gedankenanstöße zu geben, wie wir alle ganz persönlich, mit wenigen Mitteln Großes erreichen können.
Wir beschäftigen uns in diesem Blog eigentlich mit den Themen Nord- und Ostsee, sowie Hamburg mit seinem Hafen. Was hat also dieses Thema hier verloren?
Das ist ganz einfach, weil jeder Besuch am Strand (egal wo), oder im Hafen, einem verdeutlicht, dass der Plastikmüll überall präsent ist. Er liegt wirklich überall herum, in den Straßengräben, an den Schienen, in den Bäumen hängen Fetzen von Plastik, er wird am Strand angespült. Es sieht nicht nur hässlich aus, es ist auch erwiesen, dass Plastik nicht wirklich verrotten kann. Es zersetzt sich lediglich in immer kleinere Teile, die von Kleinstlebewesen verschluckt werden. Jedes Tier, was z. B. im Meer nicht qualvoll daran stirbt, hat diese Teilchen trotzdem in sich. Oft sind diese so klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht sehen kann. Vielleicht denken wir einfach mal daran, wenn wir das nächste Mal den Fisch auf unserem Teller haben, denn so bekommen auch wir den Müll nämlich wieder zurück. Gott sei dank esse ich gar keinen Fisch, wird der eine oder andere sagen.
Trinkflaschen aus Plastik sind genau so ein heißes Thema. Sie sind leicht, praktisch und gehen nicht so schnell kaputt, aber kaum einer weiß, dass das Plastik von den Trinkflaschen jede Menge Weichmacher enthält, die an das jeweilige Getränk abgegeben werden. Diese Weichmacher, die übriges u.a. krebserregend sind, trinken wir mit jedem Schluck, den wir aus der Flasche nehmen mit. Wollen wir das wirklich? Liebe Muttis, das gleiche gilt übrigens auch für die vielen Schnuller, die unsere Babys den ganzen Tag im Mund haben.
Aber wie gesagt, dazu gibt es viele Studien und man könnte Seiten mit diesem Thema füllen. Das will ich aber gar nicht, sondern zu meinem Gedankenanstoß zurück kommen.
Was kann ich also tun, ohne vielleicht gleich mein ganzes Leben umkrempeln zu müssen? Das gelingt in der Regel eh nicht, aber angenommen, wir alle würden beim Einkaufen im Supermarkt auf die Einkaufstüten aus Plastik verzichten und lieber mal zu einem Jutebeutel oder ähnlichem greifen, dann hätten wir einen enormen Stepp gemacht.
Was ich an den ganzen Supermarktketten auch echt nicht verstehe, da gibt man so viel Geld für Bio-Obst und Gemüse aus, warum müssen die dann in Plastik eingepackt sein? Hier geht es doch nicht nur um die Nachhaltigkeit beim Anbau, sondern auch um die beim Vertrieb. Auch die vielen Plastiktüten – auf der Rolle zum Abreißen – um dein loses Gemüse einzukaufen, da gibt es seit neuestem in unserem Supermarkt für Bio, grüne Plastiktüten statt der durchsichtigen. Ehrlich, was ist das für eine Verarsche, nur weil die Tüten grün sind, sind die nicht bedeutend besser als die anderen. Es fällt nicht immer ganz leicht, aber auf diese verzichten wir weitestgehend. Würden das viel mehr tun, hat man wieder, mit ganz wenigen Mitteln, Großes erreicht. Denn wie heißt es so schön, Kleinvieh macht auch Mist.
Ein weiteres gutes Gefühl war es, bei den Trinkflaschen von Plastik wieder auf die aus Glas zurück zu kehren. Es ist zwar, gerade wenn man unterwegs ist, etwas anstrengender, weil sie, zugegeben, schwerer sind und leichter kaputt gehen können, aber nur allein die Tatsache mit den Weichmachern dürfte jede Frage von selbst beantworten. Und ehrlich, macht mal bewusst den Test und trinkt das gleiche Wasser aus einer Glas- und dann aus einer Plastikflasche. Der geschmackliche Unterschied ist enorm.
Beachtet man nur diese drei kleinen Dinge und rechnet sich das mal aus wie viele Plastiktüten und -flaschen dadurch nicht mehr existieren würden, dann hätte man doch echt Großes geleistet ohne selber so viel dafür tun zu müssen, oder? Denn jede von diesen aber Millionen Tüten und Flaschen kann weder gewollt noch ungewollt unserer Natur als Ballast zum Opfer fallen. Konsumlust und Nachhaltigkeit – Geht das überhaupt zusammen? Das war meine Eingangsfrage, es geht sicherlich nicht immer, aber oft doch ganz sicher.
Mittlerweile ertappe ich mich sogar, das eine oder andere Mal, wo ich einfach fremden Müll von der Straße aufnehme und in den nächsten Mülleimer werfe.