Auf meinem Wunschzettel stand Kappeln schon lange, nun haben wir es endlich geschafft uns den Fischereiort anzusehen. Kappeln liegt direkt an der Schlei und ist Dreh- und Angelpunkt für viele Schlei-Urlaube.
Während wir auf der legendären Klappbrücke standen und darauf warteten, dass die Ampel endlich wieder grün werden würde, schweiften unsere Blicke schon mal nach rechts und links – so erhaschten wir erste Eindrücke vom Hafen -, was uns allerdings kurzzeitig ins Schwanken brachte, von welcher Seite wir denn nun starten sollten. Da die Straße voll und somit das Spurwechseln eh nicht möglich war, entschieden wir uns für die Altstadt.
Beim alten Speicher direkt am Hafen fanden wir einen Parkplatz. Als wir ausstiegen fielen uns gleich die berühmten Schornsteine der Aal- und Fischräucherei Föh auf. Seit 1911 werden die Meeresspezialitäten noch traditionell in Altonaer Öfen mit Buchenholz und Erlenspänen geräuchert. Hm, das riecht immer so lecker.
Kappeln wurde bereits 1357 das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Schlei bot den Seefahrern Schutz vor Piraten und rauem Wetter, was für das Ansiedeln hier wohl nicht unerheblich war. Vor allem der Fischfang und die Handelsschifffahrt sorgten im frühen Mittelalter für hohes Ansehen.
Was Kappeln von vielen anderen Ortschaften in Angeln unterschied war, dass die Bauern einem Gutsherren unterworfen waren. Das ging im Jahre 1666 so weit, dass der Gutsherr Detlef von Rumohr die Einwohner zu seinen Leibeigenen machte. Dass das nicht allen gefiel, kann man sich ja vorstellen – würde mir auch nicht schmecken – und so verließen in den folgenden Jahren 64 Familien – was übrigens den Großteil der Bevölkerung ausmachte – Kappeln, um in Arnis eine neue Siedlung zu gründen.
Nach der Schließung des Marinestützpunktes Olpenitz im Juni 2006 versucht Kappeln sich verstärkt um den Tourismus zu bemühen. Dafür wurde hier im Hafen viel umgestaltet. Der Gastliegehafen liegt absolut zentral, man könnte sagen, dass die Besucher direkt von ihren Yachten in die Altstadt purzeln. Die Promenade ist sehr großzügig und es gibt jede Menge gastronomische Angebote, um den Blick auf den Hafen in vollen Zügen genießen zu können. Wer kein eigenes Boot hat, um die Schlei von der Wasserseite zu erkunden, kann von hier die zahlreichen Angebote der Ausflugsschiffe in Anspruch nehmen.
Der Heringszaun, der letzte seiner Art
Ein echtes Highlight finde ich den Heringszaun kurz vor der Klappbrücke. Diese Fangmethode stammt aus dem 15. Jahrhundert. Er ist der letzte funktionierende Heringszaun in ganz Europa. Die Heringszäune werden im spitzen Winkel zickzackartig da aufgestellt, wo die Heringsschwärme besonders stark auftreten. Wenn die Heringe dann in den Monaten März/April vorbeiziehen, verfangen sie sich in den Reusen. Schade, dass diese schonende Fangmethode sonst nirgends mehr verwendet wird. Wäre zumindest eine schöne Methode nachhaltige Fischerei zu betreiben.
Vermutlich erinnert dieser sitzende Fischer, ein Geschenk des Rotary-Clubs, an die Blütezeit der Fischerei. Die Kappelner feiern ihren Fisch. Jedes Jahr zu Christi Himmelfahrt gibt es die Kappelner Heringstage.
Wenn man unter der Klappbrücke durchgeht, sieht man schon die Seglerbrücke des in Kappeln beheimateten „Arnisser Segelclubs“, was mich etwas erstaunte, denn in Arnis gibt es doch auch so viele Anlegestellen. Hier ganz in der Nähe befindet sich auch der Bahnhof der „Angelner Dampfeisenbahn“, die zu besonderen Anlässen, z. B. in der Ferienzeit Gäste nach Süderbrarup transportiert.
Der Museumshafen von Kappeln
Gespannt war ich jetzt aber auf den Museumshafen von Kappeln, denn anders als sonst gewohnt, ist es ausdrücklich erlaubt die Steganlage zu betreten. Schon vergessene Schiffsbezeichnungen wie „Galeasse“ oder „Schoner“ tauchen hier auf. Im Bereich der dicken weißköpfigen Pfähle ankern hauptsächlich alte oder nach alten Plänen neu gebaute Schiffe. Schiffsliebhabern dürfte das Herz hier wohl höher schlagen, denn selbst mir als absolutem Laien haben die ehemaligen Fracht- und Fischerei-Fahrzeuge sehr gefallen. Ganz besonders die aus Holz faszinieren mich.
Die ältesten Schiffe, die hier ankern, sollen über 100 Jahre sein. Eignern kann und darf man bei der Restaurierung richtig schön auf die Finger schauen. Sogar Löcher in den Bauch fragen soll erlaubt sein. Ausnahmslos alle Schiffe, die hier liegen, sollen wieder bzw. noch fahr– und segeltüchtig sein. Einfach großartig!
Mir fällt es ein wenig schwer mich von hier los zu reißen, aber die Zeit läuft erbarmungslos schnell. Auf dem Rückweg erleben wir noch wie die Klappbrücke geöffnet wird. Dies geschieht tagsüber stündlich jeweils zur Dreiviertelstunde, um den Schiffsverkehr passieren zu lassen.
Die Klappbrücke ist noch recht neu. 2002 ersetzte sie eine Drehbrücke, die ihrerseits 1927 eine Pontonbrücke aus dem 19. Jahrhundert abgelöst hatte.
Zum Abschluss wollen wir wenigsten noch einen kurzen Abstecher in die Altstadt wagen. Das alte Kopfsteinpflaster wird rechts und links von süßen kleinen Häusern eingerahmt. Gott sei dank wird heutzutage wieder viel Wert darauf gelegt diese zu erhalten. Mitte der 70er Jahre sah das noch ganz anders aus. Da wurde viel von der alten Bausubstanz wie z. B. das Rathaus oder der Alte Ratskrug durch Betonarchitektur ersetzt. Wie so oft wurde dies mit verkehrstechnischen Sanierungsmaßnahmen begründet. Schon klar…
Und doch gibt es noch Bauten wie die Mühle „Amanda“, welches die größte Holländer Mühle Schleswig-Holsteins ist oder die Kirche. Beide sind neben dem Heringszaun wichtige Wahrzeichen von Kappeln. Leider haben wir die nicht mehr geschafft. Doch der kleine Einblick macht deutlich, dass wir auf jeden Fall wieder kommen werden, um all die Sehenswürdigkeiten zu erkunden bzw. nachzuholen, die wir heute nicht geschafft haben.
Gespannt sind wir auch, wie es mit dem Bauprojekt in Port Olpenitz weiter geht. Ihr werdet es hier beizeiten erfahren. 😉 😉 😉
4 Kommentare zu „Kappeln – Ein Fischereiort an der Schlei“
Ach, wie schön, Ihr habt meine Heimat besucht. Das ist ja immer total interessant, welch anderen Blick ein Besucher hat. Und ich wusste gar nicht, dass die Arnisser quasi Rebellen sind. Ich bin schon gespannt auf Eure Meinung zu Olpenitz.
Liebe Grüße
Stefanie
Hallo Stefanie,
ist das nicht immer so? Wir sehen unsere eigene Heimat auch mit ganz anderen Augen. Aber auch deshalb macht es Spaß sich die Orte anzugucken und sich mit diesen auseinanderzusetzen. Es gab auch schon mal eine Zeit da wollten wir ganz weg aus dem Norden. Heute sind wir froh, dass daraus nichts geworden ist.
Liebe Grüße,
Claudia
Grossartige Bilder, für ein Butenkappler seit 1960, sehenswert. Nicht zu vergessen es gibt auch ein Heimatmuseum.
Hallo Wolfgang,
vielen Dank. Dass wir noch nicht alles gesehen haben war uns schon ganz klar, aber wir kommen wieder. 😉
Liebe Grüße
Claudia