Ich mache mir mein eigenes Bullerbü
Als ich im Januar den Beitrag „Wenn der Ruf nach Veränderung laut wird“ veröffentlicht habe, hatte ich das Gefühl, meine Zukunftspläne nur wie durch einen Schleier wahrzunehmen. Inzwischen hat sich der Schleier ein wenig gelüftet und ich kann wieder klarer sehen. Und das habe ich wohl auch ein Stück weit mit der Corona-Krise und dem damit verbundenen Lockdown zu verdanken. Gewonnene Zeit, die mir zwischen den Jahren einfach fehlte.
So merkwürdig wie das auch gerade klingen mag, aber nachdem wir den anfänglichen Schock über den absoluten Stillstand überwunden haben, hörten wir auf, uns gegen dieses Ohnmachtsgefühl zu wehren. Besser noch, wir fingen an, diese gewonnene Zeit der inneren Einkehr für uns zu nutzen. Jeder von uns für sich auf eine ganz besondere Weise.
Dass wir ein paar Dinge in unserem beruflichen Leben ändern wollen, steht schon lange auf dem Zettel. Nur wie und was war nur zum Teil klar. Selbst die Dinge, die bereits feststanden, werden auch jetzt noch einmal gedanklich überprüft, denn die Corona-Krise wird unser aller Leben auf irgendeine Art verändern. Wann geht es wie weiter? Wo stehen wir dann? Was können wir dann bzw. was möchten wir dann?
Welches Leben möchte ich führen?
Fragen, mit denen ich mich auch vor der Krise beschäftigt habe. An die Nordsee zu ziehen war ein erster entscheidender Schritt, aber darüber hinaus sollte noch mehr passieren. Jahrelang haben Ralph und ich Hand in Hand gearbeitet. Das war und ist schon immer unsere Wunschvorstellung gewesen. Nur gab es da bisher noch immer einen kleinen Haken. Wenn einer von uns auf längere Zeit ausfallen würde, dann hat der andere automatisch das Nachsehen. Das war uns immer bewusst und wir wollten auch deshalb an einem anderen, einem weiteren Standbein arbeiten – unserem Atelier.
Wie wichtig ein zweites Standbein ist, mussten wir viel schneller erfahren als uns lieb war. Als Ralph im letzten Jahr seine Knie-OP hatte und damit eine ganze Weile beruflich ausfiel, war genau das eingetreten, was wir immer im Hinterkopf hatten. Wir wussten zwar, dass so etwas jeder Zeit passieren könnte, und dennoch traf es uns unvorbereitet und wie immer zum unpassendsten Moment. Unsere Reserven waren jedenfalls aufgrund des gerade erst vollzogenen Hauskaufs und den damit verbundenen Renovierungen mächtig geschrumpft bzw. gar nicht mehr vorhanden.
Die Sache mit dem Holzweg
Unser MeerART-Atelier war zu dem Zeitpunkt gerade mal ein paar Monate am Start und als zweites Standbein damit noch lange nicht relevant. Das war nicht nur hart, sondern es löste auch eine Welle der Panik in mir aus. Panik und Angst sind bekanntlich keine guten Begleiter im Leben und so verlor ich das was mir wichtig war, immer mehr aus den Augen.
Viele von euch haben mitbekommen, wie viel wir in den letzten zwei Jahren ausprobiert haben. Das war auf der einen Seite richtig großartig und hat nicht nur Spaß gemacht, sondern vieles davon war und ist für uns eine enorme Bereicherung. Anderes wiederum fühlte sich nach und nach nicht mehr so richtig stimmig an. Nicht zuletzt auch, weil es einige Enttäuschungen gab, denn auch in Nordfriesland ist nicht alles Gold was glänzt.
Darüber hinaus haben sich auch sogenannte Energiefresser in unserem Leben breit gemacht, die ebenfalls dafür gesorgt haben, dass sich einiges nicht mehr so gut angefühlt hat. Und wenn sich etwas nicht mehr gut anfühlt, dann ziehe ich normalerweise relativ schnell die Reißleine. Nur diesmal wollte es mir nicht so richtig gelingen.
Im Nachhinein wohl auch kein Wunder, denn ich wusste ja nicht mal mehr genau wohin ich mich orientieren sollte. Im Raum stand immer nur, dass ein zweites Standbein her sollte und dass es Geld einbringen muss. Nicht nur zukünftig, sondern auch schon in den vergangen Monaten, in denen Ralph seinem Beruf als Fotograf nicht oder nur eingeschränkt nachgehen konnte.
So machte sich immer mehr Frust in mir breit. Ich fühlte mich richtig verloren, was zur Folge hatte, dass ich in den letzten Wochen und Monaten immer stiller wurde. Schlimmer noch, in mir setzte sich eine tiefe Traurigkeit fest. Aus dieser wollte ich unbedingt wieder heraus.
Ich mach mir die Welt, so wie sie mir gefällt
Auch wenn ich mich jetzt eine Zeitlang auf dem Holzweg befand, bin ich dankbar, dass ich im Laufe der Jahre für mich gelernt habe, auf meine Instinkte zu hören. Mein Körper und meine Seele forderten Ruhe und ich gab sie ihnen. Ich verkrümelte mich ins Atelier und begann wieder vermehrt dafür zu produzieren. Schließlich wollten wir im März wieder in die neue Saison starten und wirklich neue Produkte waren im letzten Jahr aufgrund der vielen anderen Aktionen nicht gerade entstanden. Ein echter Fehler.
In den letzten Wochen habe ich nicht nur reichlich Liebhaberstücke für unser Atelier produziert, sondern gab dem Atelier selber ebenfalls einen neuen Look. Die Stille und die Kreativität taten mir richtig gut und so fühlte ich immer mehr, dass das hier genau das Richtige für mich ist. Ich möchte nicht nur den Traum vom Leben an der See für mich verwirklichen, sondern auch den, mein Hobby und meine Leidenschaft „Wohnen und Einrichten zum Thema Meer“ zum Beruf zu machen.
Darum freute ich mich in diesem Jahr auch ganz besonders auf die Saisoneröffnung. In mir machte sich dieses überschwängliche Gefühl breit, dass ich nun bereit bin der Welt meine Wohninspirationen vom Meer zu zeigen. Und dann kam Corona und damit auch das Verbot das Atelier zu öffnen. Ein Schock in doppelter, nein dreifacher Hinsicht, denn nun war es egal wie viele Standbeine man auch hat, sie sind gerade alle mehr oder weniger auf Eis gelegt.
Aber das betrifft uns nicht allein, sondern das geht nun allen so. Die Ungewissheit wann es weiter gehen kann und darf, ist noch eine harte Probe und mitunter nach wie vor ein Grund zur Sorge, aber inzwischen nicht mehr zur Verzweiflung. Es wird ein Leben nach Corona geben und die Zeit bis dahin wird einfach genutzt.
Inzwischen haben wir nicht nur die Internetseite vom Atelier überarbeitet, sondern auch neue Flyer kreiert. Darüber hinaus wird hinter den Kulissen fleißig weiter an dem Konzept MeerART för to Huus gebastelt. Auch Ralph nutzt die Zeit für sich, um einiges im beruflichen Leben anzupassen.
Und keine Sorge, wir werden weiter zusammenarbeiten auch wenn sich unsere Wege nun ein Stück weit trennen. Wichtig ist doch, dass wir gemeinsam glücklich unseren Weg gehen und uns dabei gegenseitig befruchten und entfalten können. Wir freuen uns darauf.
4 Kommentare zu „Jede Krise bedeutet auch einen Neuanfang“
Liebe Claudia, ein toller, einfühlsamer Beitrag! Es ist schön zu hören, dass du aus der anfänglichen Angst und Panik wieder herausgefunden hast, das zeugt von echter Stärke! Ihr habt es für euch ins Positive gewandelt und das ist soo klasse! Nicht jeder kann das. Ihr geht buchstäblich gestärkt aus der Krise hervor. Danke, dass du es mit uns geteilt hast und ich denke, vielen aus der Seele gesprochen hast!
Liebe Nicole,
ich danke dir für deine Zeilen.
Das stimmt, so ein Schritt ist nie leicht und oft ein Prozess. Mit Sicherheit bin ich auch noch nicht ganz am Ende des Weges, aber ich sehe Licht und weiß wieder wohin ich gehen will.
Ganz liebe Grüße zu dir,
Claudia
Hallo Claudia,
ich bin zufällig durchs googeln auf Deiner Homepage gelandet und habe mich in Deinem Beitrag „Jede Krise bedeutet auch ein Neuanfang“ komplett wiedergefunden. Mich interessiert besonders, wie Du Deine Leidenschaft Wohnen und einrichten zum Thema Meer umsetzt. Dies sind genau meine Interessen. Vielleicht magst Du Dich ja mal mit mir austauschen. Auch in Bezug auf den Umzug an die See. Seit meinem letzten Urlaub lässt mich dieser Traum nicht mehr los. Wären da nicht die ganzen Ängste und Sorgen.
Viele Grüße
Doro
Moin liebe Doro,
danke für deine Zeilen. Es freut mich, dass du dich in dem Beitrag wiederfinden konntest. Veränderungen sind gut und wichtig im Leben.
Die Leidenschaft zum Wohnen und Einrichten lebe ich seit Jahren schon privat, aber seitdem wir unser Atelier an der Westküste haben, geht das natürlich auch berufltich. Was mich sehr freut. Hier haben wir es selber in der Hand, welche Produkte wir anbieten und da kommt natürlich nur ins Atelier, was wir selber gerne lieben.
Über unsere Umzug an die See haben wir auch einige Beiträge verfasst, weil viele diesen Schritt von uns verfolgt haben. Falls du eine gezielte Frage hast, dass schreib mir gerne eine E-Mail.
Bis dahin sende ich dir erstmal ganz liebe Grüße aus dem Norden,
Claudia