Theodor Storm, was hast du dir nur dabei gedacht?
Mir ist nach wie vor unbegreiflich, wie der Dichter Theodor Storm, beim Gedanken an Husum, auf die graue Stadt am Meer gekommen ist. Hier ist doch alles so farbenfroh, selbst an einem trüben Tag wie heute.
Oft waren wir leider noch nicht in Husum, da die Anreise für einen Tagesausflug kaum lohnt. Geplant war die heutige Stippvisite auch nicht, aber wir hatten noch ein kleines Zeitfenster vor unserem Termin auf der Hamburger Hallig und nutzten dieses für einen kleinen Hafenspaziergang.
Mal abgesehen davon, dass wir Husum heute zum ersten Mal mit Wasser im Hafen gesehen haben – ja tatsächlich, bisher kannten wir es nur bei Ebbe – hatten wir auch noch nie so eine stürmische Zeit. Halleluja, der Wind fegte uns so um die Ohren, dass wir Mühe und Not hatten, gegen den Wind anzukommen. Das Fotografieren war die reinste Herausforderung.
Herausforderungen stellen wir uns gern, ganz besonders wenn es solche sind. 😉 Aufgrund des Windes wechselten sich Sonne und Wolken im Sekundentakt ab und es entstanden immer neue Lichtstimmungen. Selbst wenn die Sonne ganz verschwunden war, können wir nicht nachempfinden, wie man Husum als graue Stadt am Meer bezeichnen kann.
Nicht nur die Fassaden der Häuser leuchten in bunten Farben, auch die Kutter im Hafen stehen ihnen in nichts nach. Die vielen Farbtupfer wirken auf mich wie die reinsten Stimmungsaufheller. Die haben wir derzeit auch bitter nötig. Zur Zeit sind wir richtig genervt von der ätzenden Suche nach einer neuen Bleibe und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Die Wohnungssuche gehört eh nicht zu meinen Lieblingsaufgaben, aber dass es derart schwierig wird, hatte ich nicht vermutet.
Passenderweise trägt der eine Kutter den Namen „Zukunft“. Über die machen wir uns derzeit ständig Gedanken. Wie wird die wohl aussehen und wann und wo werden wir etwas Passendes für unsere kleine Familie finden?
Zur Zeit fühlen für uns richtig heimatlos. Zuhause, das für uns gefühlt keines mehr ist, sitzen wir quasi auf gepackten Koffern, nur das genau Ziel ist nach wie vor unklar. Ein richtig blödes Gefühl.
Wir möchten so gerne ankommen, die Koffer wieder auspacken und damit auch zur Ruhe kommen. Zeit für neue Ideen finden, Projekte andrehen und vor allem endlich unser Atelier haben.
Ich würde jetzt ja gerne schreiben, wir ließen uns vom Wind Richtung Strand treiben, aber das stimmt nicht. Wir mussten uns den Weg gegen den Wind regelrecht erkämpfen. Das hatte aber auch seine Vorzüge. Wir waren so damit beschäftigt uns vorwärts zu kämpfen, dass wir schnell die traurigen Gedanken vergaßen und uns ganz dem Nordseeklima hingaben. Denn wenn was cool an der Nordsee ist, dann ist es der Wind.
Erstaunlich, dass die Strandkörbe so standhaft waren, aber so schnell haut die eben nichts um, ganz im Gegensatz zu mir. Ich zartes Persönchen hatte reichlich zu kämpfen mich nicht umpusten zu lassen, während ich wartete, dass Ralph die Brandung fotografisch festhielt.
Ach übrigens, auch am Strand ist Husum nicht grau. Der Badestrand, äh… Wiese ist grün und selbst das Gebäude ist farbenfroh, aber das stand wohl zu Zeiten von Theodor Storm noch nicht. 😉
So langsam wurde es Zeit umzudrehen, denn unser Termin wartete. Geschubst vom Wind war der Rückweg zum Auto gleich viel schneller. Bis zum nächsten Mal Husum, du graue Stadt am Meer.
2 Kommentare zu „Husum – Die graue Stadt am Meer“
Danke für diesen wunderschönen Bericht! Ich liebe Husum- vielleicht ganz besonders, weil meine Tochter dort lebt. So bin ich in der glücklichen Lage, immer ein Bett dort zu haben. Zudem ist es per Bahn gar nicht weit, auf meine Lieblingsinsel Sylt zu kommen. Und grau????? Graue Tage gibt es bei uns auch. Der Wind pustet das Grau im Norden manchmal schneller weg als hier bei uns. Euch wünsche ich alles erdenklich Gute und ganz schnell wieder ein gemütliches Zuhause!!!!!
Liebe Jutta,
vielen lieben Dank für deine netten Zeilen.
Na, das ist doch aber großes Glück. Dann hast du viele Gelegenheiten die „bunte“ Stadt am Meer kennenzulernen. Sobald wir unsere neue Bleibe gefunden haben, werden wir auch nicht mehr so weit weg sein von Husum und es dann auch noch näher erkunden.
Vielen lieben Dank auch für deine guten Wünsche und das Daumen drücken.
Herzlichst,
Claudia