Højer – Dänemarks zukünftiges Tor zur Marsch
In den letzten Monaten fiel in zahlreichen Gesprächen immer wieder der Name Højer. Højer soll nicht nur Dänemarks einzige richtige Marschstadt sein, sondern dieser Ort befindet sich gerade im Auf- und Umbruch. Oder etwas romantisiert ausgedrückt, er wird gerade wieder wachgeküsst.
Von daher hatten wir eigentlich schon länger mal ein Auge auf dieses kleine Städtchen inmitten der Tønder-Marsch geworfen. Erst recht, weil wir von vielen Künstlern erfahren haben, dass sich dort eine kleine Künstlerszene etabliert. Aber nicht nur das, Højer soll auch zukünftig der Dreh- und Angelpunkt für Touren durch die Tønder-Marsch und das Wattenmeer werden. Da wir neulich dort beruflich zu tun hatten, haben wir uns Zeit für einen kleinen Abstecher eingeräumt.
Schon von weitem ist die Kirche von Højer (dänisch Højer Kirke) – eine in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaute Tuffsteinkirche – zu sehen. In den 1300er Jahren wurde das Gelände um das Gebäude aufgefüllt, um zu verhindern, dass es von Sturmfluten erreicht wird. Auch sonst hat Højer eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Schon seit 1859 gab es einen Postdampfer nach Munkmarsch auf Sylt. Hoyer wurde durch eine Stichbahn nach Tondern mit der Marschbahn verbunden.
Geht man heute durch die Stadt, kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass Højer mal ein bedeutender Hafenort war. Gerade für den Bäderverkehr nach Sylt, zumindest bis der Hindenburgdamm eingeweiht wurde. Danach verlor der Ort mehr und mehr an Bedeutung. Doch das soll sich ändern, viele Initiativen sollen dafür sorgen, dass die Stadt wieder aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Dafür werden jede Menge Häuser in dem alten Ortskern renoviert und wir haben für euch schon einmal ein paar Perlen herausgepickt.
Ein weiterer Blickpunkt ist unter anderem die Mühle von Højer, die wir leider heute aufgrund von diversen Baufahrzeugen nicht gut ablichten konnten. Auch machte uns das Wetter heute reichlich einen Strich durch die Rechnung, aber irgendwie passte es auch gerade zu dem Umbruch dieser Stadt. Dennoch möchte ich schon mal erwähnen, dass die Mühle nicht nur ein Museum beherbergt, sondern zukünftig auch Informationen für einen Besuch in der Tønder-Marsch bieten wird.
Højer, lass dich wach küssen…
Die Stadt Højer ist von alten Häusern und Bauernhöfen aus den 1700er und 1800er Jahren geprägt. Von daher gibt es im Ort in der Tat sehr viel schöne alte Bausubstanz. Einige der Gebäude wurden schon saniert und erstrahlen im neuen alten Glanz. Andere wiederum warten noch darauf wachgeküsst zu werden und genau da steckt derzeit jede Menge Potential. Die Grundstückspreise sind (noch) niedrig und aktuell ist jeder willkommen, der Interesse daran hat, diesen Ort mit tollen Ideen wiederzubeleben.
Wer also schon immer mal mit dem Gedanken gespielt hat sich in Dänemark eine Existenz aufzubauen, der dürfte in Højer gute Chancen dazu haben. Vor allem, wenn man in den Tourismuszweig gehen möchte, denn es werden noch händeringend Menschen gesucht, die Lust haben, die Gastronomie mit regionalen Köstlichkeiten in Form von Restaurants und Cafés zu beleben. Auf die Vermarktung von Regionalität wird auch hier inzwischen sehr viel Wert gelegt.
Landesweit bekannt ist schon jetzt die Fleischerei „Højer Pølser“, die sich auf Würste „nordschleswiger Art“ spezialisiert hat. Des weiteren fehlen dem Ort noch Hotels und Ferienwohnungen, denn der Tourismus soll mit der Tønder-Marsch-Initiative mächtig angekurbelt werden.
Ein Marschpfad durch die Tønder-Marsch
Vor allem Wander- und Naturfreunden dürfte in der Tønder-Marsch das Herz aufgehen. Es gibt jede Menge Natur pur zu bestaunen. Unter anderem wurde gerade ein 52 Kilometer langer Marsch-Wander-Weg angelegt, der tatsächlich noch ganz jungfräulich ist.
Am 21. Juni diesen Jahres findet die erste große Wanderung statt, um auszutesten, ob irgendwo noch Verbesserungsmaßnahmen nötig sind. Was ich ganz sympathisch finde ist, dass bei der Planung des Wanderwegs die Bewohner der Marsch mit einbezogen wurden, denn wenn nicht die Einheimischen die besten Plätze kennen, wer dann. 😉 Aber keine Angst, auch für Kurzwanderer gibt es jede Menge Möglichkeiten kleinere Ausflüge durch die Marsch zu unternehmen.
Darüber hinaus sind jede Menge Naturerlebnis-Angebote geplant wie zum Beispiel Kajaksegeln, Austernsafaries oder Radwandertouren. Auch die bereits jetzt schon legendären „Sort-Sol“-Ausflüge werden von hier geplant und durchgeführt.
Etwas südlich von Højer führt die Vidå weiter westlich durch das Marschland nach Højer Sluse und direkt zum Deich nach Vidå Sluse. Bei der Vidå Sluse befindet sich eine Naturausstellung, die über das Wattenmeer und das Marschland informiert. Tatsächlich haben wir heute einige Dänen gesehen, die sich anscheinend schon auf – der Kleidung nach zu urteilen – auf den Weg gemacht haben, die Wanderwege zu erkunden. Hätten wir mehr Zeit gehabt und wäre Ralph mit seinem Knie schon etwas fitter, hätten wir uns glatt anstecken lassen.
Kunst und Design
Kunst und Design spielt in Dänemark an vielen Orten eine große Rolle. So auch in Højer. Neben einigen Möbelfirmen gibt es unter anderem auch eine Jugendinternatschule für Design. In zahlreichen – noch sanierungsbedürftigen – Läden befinden sich schon jetzt unterschiedlichste Kunstausstellungen. Tatsächlich hat uns das Ganze ein wenig an die Altstadt von Lauenburg erinnert, die mit einem ähnlichen Konzept versucht, die Altstadt wiederzubeleben.
Wir sind gespannt, wie sich die Stadt in den nächsten Jahren verändern wird. Auf jeden Fall steckt in ihr jede Menge Potential.
13 Kommentare zu „Højer – eine Marschstadt mit Potential“
Klasse euer Beitrag Ich beobachte seit Jahren die Entwicklung. Der Schlachter ist echt Klasse, der ist immer einen Besuch wert. In guten Supermärkten findet man die Artikel.
LG Harald
Moin Harald,
vielen Dank. Inzwischen haben auch wir viele Kontakte dorthin und kriegen einiges aus erster Hand mit. Überhaupt ist es schön zu sehen, wie sich das Grenzland gerade entwickelt, und zwar auf beiden Seiten.
Liebe Grüße an die Ostküste,
Claudia
Hej, wir sind heute zufällig auch al wieder lang gefahren und durch Højer gekommen. Was ihr hier so toll beschrieben habt, trifft voll zu. Genau dies waren auch unsere Worte und Gedanken! Hier tut sich einiges. Wir kennen dieses kleine Städtchen bereits sehr sehr lange und waren daher immer traurig den Verlauf der Absiedlung mitzuverfolgen! Doch seit einiger Zeit geht es wieder bergauf! Dies ist ein tolles Gefühl wenn man es so bewusst mitverfolgen kann! Hier ist eine Umkehr der Landflucht zu verfolgen und dies ist großartig!
Viel Glück an alle die hier einen Neustart wagen!
LG Hannelore
Moin liebe Hannelore,
das kann ich gut nachvollziehen. Wenn so ein Ort so nach und nach in den Tiefschlaf verfällt oder sogar verkommt, ist das ganz schön traurig. Um so schöner zu sehen, dass es sich mit tollen Ideen lohnt, Orte wie Højer wiederzubeleben. Gerade, wenn dort so viele tolle Bausubstanz vorhanden ist und die Nähe zur Nordsee ist ein Traum. Wir sind sehr gespannt, wie sich alles entwickeln wird. Tatsächlich trifft dies auf viele Orte in der deutsch-dänischen Grenzregion zu und es ist einfach schön zu erleben, dass das Leben auf die Dörfer zurückkehrt.
Ganz liebe Grüße,
Claudia
Moin du Liebe
Toller Beitrag und super Fotos dazu!!! Ich finde es faszinierend zu sehn, wie „eingeschlafene“ Orte wieder „wachgeküsst“ werden und die Menschen für ihre Region aktiv werden.
(Das würde ich mir auch sehr für Schleswig wünschen…..lach…)
Liebe Grüsse von der Schlei
Sabina
Moin du Liebe,
da sagst du was. In Højer scheint man in der Tat gerade einiges an Geld in die Hand zu nehmen. Wäre auch echt schade wenn nicht.
Tja, Schleswig…. das ist auch so eine Sache… das dürfte gut und gerne auch noch wieder an der einen oder anderen Stelle wachgeküsst werden.
Liebe Grüße,
Claudia
Moin du Liebe
Jau, da sagst du was… zum „Wachküssen“ mancher Ecken in Schleswig bräuchte es eine ganze Menge Münder ….gröhl….aber es passiert hier und da schon etwas….
Dicker Drücker aus dem Strandkorb
Sabina
Hi Claudia,
was für eine superschöne Seite Du hier betreibst. Ich bin entflammt. Und wir sind Euch dicht auf den Fersen, da wir gerade dicht an der dänischen Grenze (Klanxbüll) Urlaub machen und schon zigmal durch Rudbol über die Grenze gefahren sind. Deine Beschreibung von Hojer erinnert mich total an Lönstrup in Dänemark. Auch hier hast Du ein wunderwunderschönes Künstlerstädtchen direkt am Meer. Wunderschöne Galerien. Verschlafen. gmxUnd eine Landschaft zum Verlieben.
Moin Frank,
lieben Dank für deine Zeilen und das nette Kompliment.
Lach… (dicht auf den Fersen) das klingt ja fast wie eine Drohung. 😉
Da habt ihr euch ein schönes Fleckchen zum Urlaub machen ausgesucht, denn von hier oben lässt sich unheimlich viel entdecken. Und nach Dänemark, wie ihr merkt, ist es nur einen Katzensprung.
Wenn ihr Zeit habt, kommt gerne bei uns im Atelier vorbei, dass ist von Klanxbüll ebenfalls nur einen Katzensprung entfernt.
Liebe Grüße,
Claudia
Wo ist denn Eure Galerie ?
Lg
Frank
Moin Frank,
unser Atelier ist in Langenhorn …
https://www.google.com/maps/place/MeerART+f%C3%B6r+to+Huus/@54.6698904,8.9044791,17z/data=!3m1!4b1!4m5!3m4!1s0x47b49af24a9de8d3:0xf50e739acf0cc5d6!8m2!3d54.6698904!4d8.9066678
Wir haben heute noch bis 15:00 Uhr geöffnet, kommt gerne mal vorbei 😉
LG Ralph
Hi Claudia,
sieht toll aus, Eure Galerie. Wir waren heute nochmal in Hojer. Sind in ein Dorffest hineingeplatzt, das so ziemlich alles an Dingen umfasste, von Kanarienvögeln bis Wurstwaren. Da hätte man m.E. noch viel mehr Kunst präsentieren können. In der dorfeigenen Galerie waren wir auch, aber leider viel naive Kunst. Nicht wirklich Dinge, die ich mir hinstellen oder aufhängen würde. Dennoch wirklich wunderschöne Häuser.
lg
Frank
Moin Frank,
danke. In unserem Atelier steckt auch viel Herzblut.
Das klingt nach einem spannenden Dorffest. Wobei ich das mit den Tieren alles andere als gut finde.
Liebe Grüße,
Claudia