Herbst in Nordfriesland

Ein Morgen am Hauke-Haien-Koog bei Ockholm in Nordfriesland // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Unser erster Herbst in Nordfriesland

Es ist noch gar nicht lange her, da haben wir begonnen unser erstes Jahr in Nordfriesland zu dokumentieren. Für jedes Quartal bzw. jede Jahreszeit einen Beitrag. Und nun sitze ich hier und verfasse gerade den vierten und damit letzten Beitrag. Mit „Herbst in Nordfriesland“ endet unser erstes Jahr in der neuen Heimat.

Krass wie die Zeit vergeht. Inzwischen haben wir November, der Monat, in dem vor einem Jahr alles begann. Und obwohl es gerade mal ein Jahr her ist, haben wir echte Schwierigkeiten uns an alles zu erinnern. Es ist einfach zu viel Aufregendes passiert. In den letzten Tagen haben wir öfters versucht zu rekonstruieren, was allein nur in der Zeit vom 1.11., an dem uns das Haus laut Notar eigentlich übergeben werden sollte und dem 20.11., an dem wir dann tatsächlich umgezogen sind, passiert ist. 20 Tage, in denen wir – vermutlich auch aufgrund der Schwierigkeiten, die wir anfänglich erleben mussten – einfach nur funktioniert haben. Woran wir uns aber noch ganz genau erinnern, ist die erste Nacht in der neuen Heimat – noch ohne Möbel und in Schlafsäcken – aber überglücklich endlich hier zu sein.

Der Winter kam in der Nacht an die Westküste // Foto: MeerART

Im Nachhinein bin ich ganz froh, in den Beiträgen wenigstens ein paar Gedanken oder Erlebnisse festgehalten zu haben, denn es ist unglaublich, was alles in nur einem Jahr passiert. Im positiven Sinne natürlich und einiges davon sogar unverhofft. Sogar die Jahreszeiten haben sich für unser erstes Jahr überaus freundlich gezeigt. Alles begann mit einem richtig schönen und vor allem weißen Winter.

Impressionen aus der Gemeinde Langenhorn in Nordfriesland // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Gefolgt von einem Sommer, der einfach nicht enden wollte. So einen grandiosen Sommer hatten wir zuletzt vor 15 Jahren erlebt. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber zurückblickend habe ich das Gefühl, dass der Frühling zischen diesen beiden außergewöhnlichen Jahreszeiten ein wenig zu kurz ausfiel. Selbst der Herbst zeigte sich bisher noch von einer äußerst charmanten Seite. Erst vor ein paar Tagen drehte sich das Blatt und neuerdings zeigt sich der Herbst auch so wie wir ihn kennen – kalt und regnerisch. Zeit, um es sich wieder kuschelig zu machen, oder sollte ich hyggelig sagen?!

Tysk-dansk venskab

Zumindest würde es passen, denn irgendwie dreht sich in letzter Zeit alles um unsere dänischen Nachbarn. Seit dem Beachcamp im September und unserem ersten Co-Working in Tønder sind wir voll im Dänisch-Fieber. Es ist total aufregend und spannend, was alles möglich ist, wenn man seine Komfortzone verlässt.

Ein schöner und sonniger Herbsttag im dänischen Tønder // Foto: MeerART

Für die, die es noch nicht mitbekommen haben, noch mal zur Erklärung. Wir möchten von der deutsch-dänischen Grenzregion partizipieren, und zwar nicht nur was den Urlaub angeht, sondern die Dänen sowohl beruflich als auch privat kennenlernen. Inzwischen haben wir uns mit einigen Dänen schon mehrfach getroffen und uns mal auf deutscher und mal auf dänischer Seite ausgetauscht. Diese Woche findet sogar schon das nächste Co-Working auf dänischer Seite statt und im Dezember gibt es das erste Deutsch-Dänische-Barcamp in Nordfriesland, zu dem wir natürlich auch hingehen werden. Zwar müssen wir dafür einen Tag unser Atelier schließen, aber das ist es uns wert.

Der weitläufige Sandstrand bei Lakolk auf der dänischen Wattenmeerinsel Röm // Foto: Ralph Kerpa

Wie ich bereits in einem vergangenen Beitrag angekündigt habe, gehört es für mich selbstverständlich auch dazu dänisch zu lernen. Na ja, so gut es geht jedenfalls. Es gibt solche und solche Tage. Manchmal denke ich, oh man, das hast du aber gut gelernt und kapiert und dann kommen wieder Tage, da denke ich, ich werde es nie lernen. Und was auch irgendwie merkwürdig ist… seitdem Dänemark sprachlich in unser Leben getreten ist, habe ich plötzlich das Gefühl jeder um uns herum kann dänisch sprechen, nur wir nicht.

Grenzenløse Neugierde

Dabei hatte ich neulich all meinen Mut zusammen genommen und versucht unseren dänischen Besuch mit meinen ersten gelernten Brocken auf dänisch zu begrüßen. Als diese Begrüßung auf dänisch erwidert wurde, war ich wie erstarrt. Die Antwort kam von meinem Gegenüber wie aus der Pistole geschossen, dass ich natürlich nichts verstanden hatte und vermutlich nur Bauklötze gestaunt habe. Ehrlicherweise hatte mich das völlig aus dem Konzept gebracht. Trotzdem werde ich mich weiter bemühen und vielleicht eines Tages…

Rickelsbüller Koog - Schleswig-Holsteins nördlichster Koog an der Nordwestküste // Foto: Ralph Kerpa

Damit, dass ich dieses gefühlte Scheitern meinerseits so zugebe, hat einen Hintergrund. Ich möchte allen damit Mut machen, denen es ähnlich geht. Besonders als Erwachsener ist es nicht leicht die eigene Hemmschwelle zu überwinden und nicht selten schämt man sich. Dabei ist das Blödsinn. Schließlich fängt jeder mal an. Und das Schöne ist doch, wenn wir uns gegenseitig unterstützen und Hilfestellungen geben können. Auch unsere dänischen Freunde sind nicht perfekt in deutsch und dankbar dafür, wenn wir sie verbessern. So können doch beide Nationalitäten dazu lernen. Über unsere Fortschritte (und Selbstzweifel) werden wir euch auf dem Laufenden halten. 😉

Es wird spannend werden…

Genau wie über all das, was ab dem nächsten Jahr noch so ansteht, denn unser erster Herbst in Nordfriesland ist vor allem davon geprägt, dass wir jede Menge Pläne für nächstes Jahr schmieden. Noch stecken wir mitten in den Vorbereitungen und Planungen, daher mag ich jetzt noch nicht allzu viel dazu schreiben. Aber so viel sei schon mal verraten, einiges davon wird mit unserem Atelier zu tun haben und wir sind schon mächtig aufgeregt. Ideen, die uns erst im Laufe des Jahres hier in Nordfriesland gekommen sind. Es ist in der Tat so, wie eine liebe Leserin neulich schon schrieb, seitdem wir in Nordfriesland sind, sind wir wie beflügelt. Wir sind nicht nur angekommen, wir schweben richtig, denn hier ist einfach so viel mehr möglich als in der alten Heimat. Ihr dürft also gespannt sein, was wir noch alles zu berichten haben. 😉

Der Außenhafen von Husum in Nordfriesland // Foto: MeerART

Am Ende dieses Beitrags möchten wir uns nicht nur bei euch Lesern bedanken, die uns aufmerksam durch unser erstes Jahr in Nordfriesland begleitet haben, sondern auch bei allen Nachbarn und Mitmenschen, die uns hier so herzlich aufgenommen haben und ihr Päckchen dazu beitragen, dass wir uns hier so wohl fühlen. Wir sagen von Herzen danke,

Eure MeerART-ler,
Claudia und Ralph

Meer, Wohnen & Genießen

Verliebt in den Norden - weil der Norden glücklich macht.

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6 Kommentare zu „Herbst in Nordfriesland“

  1. Meine Frau und ich sind Rentner und geb. Hamburger.Wir haben im Februar 2019 5 Tage auf der Hallig Langeness gebucht, aus Neugier wie es zu dieser Zeit so ist. Die Hauptsache es ist Trocken.

  2. Liebstes Küsten-Kind

    Nun hatte ich mal Pipi in den Augen….
    Ja, ich weiss noch wie eure Suche und Reise begann, wir waren ja fast gleichzeitig unterwegs und wir haben mit euch gefiebert und ihr mit uns… bei euch ist es nun schon ein Jahr her, bei uns nun acht Monate…
    Ich kann mich noch gut an all den Stress erinnern und bis ihr endlich einziehen konntet.
    Du hast mit deinen Zeilen was ganz Tiefes in mir berührt, worüber ich mich mich selber wundere….Ich bin angekommen…
    Auch wenn ihr durch euren Wohnort, eure Arbeit und all die Kontakte viel näher an diesem *Gefühl* dran seid, ihr die Gezeiten, die tollen Landschaften und die „Geheimtipps“ an der Westküste kennt….hier an der Schlei ( paar Minuten von unserm Haus) staune ich selber, wieviel Glücksmomente ich erlebe. Hier ist der Himmel so weit und sind die Menschen so nahbar.
    Und neulich beim Vollmond stand ich im Garten und hab vor Glück geweint. „gott wie kitschig“…
    Ich freue mich mit euch, dass ihr so gut angekommen seid.
    Liebste Grüsse an die Westküste
    Sabina

    1. Hallo meine Liebe,

      danke, für deine mitfühlenden Zeilen.
      Kitschig?! Nein, das finde ich ganz und gar nicht. Im Gegenteil.. für mich ist das immer ein Zeichen, dass jemand im hier und jetzt lebt und einfach genießen kann. Was meinst du wie oft ich hier bei uns am Fenster oder im Garten stehe und einfach nur den nicht enden wollenden Sternenhimmel betrachte und denke… wie schön. Glück ist etwas, dass man nur mit dem Herzen sehen kann und ich freue mich für jeden, der das kann.

      Ich glaube auch, dass es ganz egal ist wo man zuhause ist oder sich zuhause fühlt. Hauptsache ist doch, man hat so einen Ort. Zumindest wünsche ich mir das für jeden, denn es gibt kaum etwas Schöneres als sich heimisch zu fühlen. Das durften wir nun schon ein Jahr erleben und genießen. Das ist wohl auch der Grund, warum wir in letzter Zeit so euphorisch sind und alle daran teilhaben lassen möchten. 😉 Nichts desto trotz lieben wir auch die Ostküste und die Schlei auch. Der ganze Norden ist so fantastisch und hat so viele unterschiedliche Landschafts-Gesichter. Genau diese Vielfalt, macht Schleswig-Holstein so eindrucksvoll und liebenswert. Und on Top haben wir und ihr nun auch noch Dänemark vor der Tür. Ein Land, dass diese eindrucksvolle Landschaft fortsetzt. Ich glaube, wir alle können und ganz schön glücklich schätzen.

      Euch beiden wünschen wir noch einen hyggeligen Restsonntag und genießt einfach weiterhin eure neue, tolle Heimat.

      Dicken Knuddler,
      Claudia

  3. Liebe Claudia, lieber Ralph,
    gern möchte ich euch beglückwünschen zu eurem tollen Blog, den zu lesen mir immer so viel Freude bereitet und der mir neue Aspekte auch meines Lieblingslandes erschließt.
    Und natürlich zu eurem schönen Atelier in Langenhorn, das ihr mit so viel Liebe hergerichtet habt. Das tolle „ich habe Meerweh“ Kissen liegt jetzt hier in Hessen auf dem Sofa und befeuert meine Sehnsucht nach unserem nordischen Domizil.
    Ich freue mich mit euch, dass ihr schon angekommen seid wo wir noch dauerhaft hin wollen.
    Herzliche Grüße und
    med venlig hilsen (wie die Dänen sagen 😉
    Ellen

    1. Moin liebe Ellen,

      herzlichen Dank für deine liebe Zeilen.
      Es freut uns sehr, dass dir unser Blog MeerART und unser kleines Atelier so gut gefällt. Du wirst lachen… seit deinem Besuch ist schon wieder einiges passiert. Unsere Weiterentwicklung hört nicht auf und das ist auch gut so. Wir genießen das und sind so gespannt wo die Reise mit allem noch hingeht.

      Auf jeden Fall war es richtig toll dich persönlich kennengelernt zu haben und wir hoffen, das wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Ein Gegenbesuch ist auf alle Fälle versprochen, doch ich glaube, du müsstest uns deine Adresse doch noch einmal mailen. Nach deiner Beschreibung hatte ich ein andres Domizil im Kopf, als das wo ihr zu sein scheint.

      Das mit dem Kissen freut mich total. Ich hoffe, es tröstet dich über die Zeit, bis du/ihr wieder im Norden sein könnt. So schnell wie für uns unser erstes Jahr vergangen ist, wird bestimmt auch für euch die Zeit vergehen. 😉

      Herzliche Grüße oder med venlig hilsen 😉
      Claudia

      PS: ach übrigens, habe erst diese Woche wieder etwas neues gelernt… Ich dachte immer in Dänemark wird unser norddeutsches „Moin“ einfach nur mit „J“ geschrieben, also „Mojn“ und bedeutet dasselbe, aber Pustekuchen. Man nutzt es nur in der Grenzregion und sagt es um Tschüss zu sagen…. Wie du siehst, es gibt noch so viel zu lernen und zu entdecken…

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