Eigentlich war der zweite Lockdown schon lange mit Ansage und doch kam er irgendwie überraschend. Mit ihm breitete sich auch wieder so ein undefinierbarer Mob aus Ohnmacht und Angst in der Atmosphäre aus, was kein Wunder ist, denn wenn viele Menschen in die gleiche Richtung denken, passiert auch etwas mit ihr. Darum bin ich mir sicher, dass wir das gemeinsam auch wieder umkehren können?
Es ist schon krass wie wir Menschen reagieren, wenn wir aus unseren gewohnten Abläufen gerissen werden. Selbst wenn es Abläufe sind, mit denen wir mitunter gar nicht zufrieden sind, aber wir kennen sie und können auf sie vertrauen. Jetzt, in Zeiten von Corona, können wir auf gar nichts mehr vertrauen. Wir können weder langfristig planen, noch wissen wir, wohin die Reise für uns alle hingehen wird. Die Spuren, die das Virus schon jetzt hinterlässt, sind kaum in Worte zu fassen. Und damit meine ich nicht unbedingt die finanziellen Nöte und Ängste, sondern die seelischen.
Egal mit wem ich in letzter Zeit auch gesprochen habe, fast immer kamen dieselben Antworten. Man fühle sich so antriebslos, müde und ohnmächtig. Nicht nur die Unbeschwertheit ist verloren gegangen, sondern auch jede uns gewohnte Sicherheit. Das macht was mit allen von uns.
Soll ich dem Virus noch mehr Raum geben?
Wenn ich noch an den ersten Lockdown im Frühjahr und die dazu von mir verfassten Beiträge denke, dann erinnere ich mich noch gut, dass ich zu einem bestimmten Zeitpunkt entschieden hatte mich davon nicht mehr unterkriegen zu lassen. Und schon gar nicht wollte ich dem Thema mehr Raum auf unserem Blog geben. Ich hoffte, dass der Spuk ganz einfach schneller an uns vorbeizieht. Doch mitnichten. Das Virus Covid 19 und seine Folgen gehören nun mit zu unserem Leben. Von daher ist es wichtig, dass wir uns damit beschäftigen. Ganz einfach auch deshalb, weil wir alle damit alleine nicht fertig werden. Egal mit wem ich auch spreche, jeden berührt das Thema und jeden auf seine ganz eigene Weise.
Selbst im Sommer, als die Sonne und die Urlauber ein wenig Leichtigkeit ins Land gebracht haben, war das Thema um Corona allgegenwärtig. Für uns sowieso, da wir durch den Krankheitsfall von Ralph, egal ob in der Klinik, in der Reha oder im Privaten stets damit auf unschöne Weise konfrontiert wurden. Und auch im Atelier gab es keinen Kunden, der nicht das Thema in den Mund genommen hätte.
Als der zweite Lockdwown verkündet wurde – und selbst wenn es vorerst nur ein kleiner oder leichter sein soll – breiteten sich in uns die gleichen Gefühle aus, die wir schon im März durchlebten. Auch wenn wir gerade nicht direkt von irgendwelchen Schließungen betroffen sind und wir unser Atelier noch öffnen dürfen, sind wir es doch. Denn die nackte Wahrheit ist, dass keiner kommt. Urlauber sind nicht im Land und Einheimische halten sich auch zurück. Was verständlich ist, denn wir tun es ja auch. Nur das Nötigste wird erledigt. Kein Wunder also, dass auch wir uns Sorgen um die Zukunft machen. Um in solch schwierigen Zeiten nicht den Mut zu verlieren, hilft nur der Zusammenhalt. Darum möchte ich versuchen, diesen Weg mit euch gemeinsam zu gehen.
Kreative Zuversicht
Wir Menschen sind nicht nur soziale Wesen, wir lernen auch schnell aus Krisen und suchen uns Auswege. Schon beim ersten Lockdown war ich begeistert, welch kreative Ideen die Menschen entwickelt haben, um das Beste aus der Situation zu machen. Und darin liegt nämlich auch der Schlüssel – indem wir nach vorne blicken und uns nicht dauerhaft in die Ohnmacht begeben.
Eine liebe Freundin sagte vor kurzem zu mir: „Vielleicht liegt das Ziel ganz einfach darin, dass wir lernen jeden Tag gut zu uns selbst zu sein“. Diesen Satz möchte ich in der Tat nicht nur doppelt unterstreichen, sondern am liebsten jedem auf die Stirn tätowieren. Auch wenn das etwas geschwollen klingen mag, aber nur wer gut zu sich selbst ist, kann auch genügend Kraft entwickeln, um für andere da zu sein. Und genau diese Erfahrung habe ich in diesem Jahr mehrfach machen dürfen. Egal, ob in der ersten schwierigen Lockdownphase, als Ralph im Sommer so schwer krank wurde, oder jetzt. Wichtig ist, dass wir uns selbst nicht geißeln, sondern gut zu uns sind. Jetzt ist so eine Phase, in der wir das alle gemeinsam lernen können und dazu braucht es nicht mal viel – nur ein wenig positive Energie.
Und mit ganz einfachen Fragen kann man dabei anfangen… „Gehörst du zu den Menschen, deren Glas stets halbleer oder halbvoll ist?“ Siehst du deine Welt nur in schwarz-weiß oder erlaubst du ihr auch Graustufen? Ich hoffe, ich klinge jetzt nicht wie so ein Motivationscoach, der eines seiner Seminare anpreist. Das liegt mir fern, aber ich gehöre zu den Menschen, die sehr sensibel und emphatisch sind. Damit kann ich Stimmungen und Energien wahrnehmen, die viele andere nicht spüren können. Ganz gleich ob sie positiv oder negativ sind. Ich spüre sie und je geballter sie auftreten – gerade wenn es negative sind – desto schwieriger wird es, sich selbst nicht davon unterkriegen zu lassen. Von daher ist es für mich essentiell gut auf mich zu achten.
Was passiert wenn Energien fließen?
Dazu möchte ich gerne zwei ganz aktuelle Beispiele aus meinem Leben mit euch teilen. Eines, ein sehr positives und eines, das mich aus tiefstem Herzen gerührt hat, war der viele Zuspruch von euch allen, als Ralph im Sommer im Krankenhaus lag und wir nicht wussten, wie diese Reise für uns enden wird. In meiner Ohnmacht habe ich meine Sorgen und Ängste auf MeerART öffentlich gemacht und dafür eine Welle des Zuspruchs geerntet. So viele Menschen, die wir zum Teil nicht mal persönlich kennen, sondern nur aus den Sozialen Netzwerken, haben so intensiv und fest an uns geglaubt und uns positive Energien geschickt. Ich kann es nicht mal richtig erklären, aber ich habe sie nicht nur in meinem Herzen gespürt, sondern sie haben mich förmlich getragen. Die positiven Energien haben mir nicht nur die Kraft gegeben für Ralph da zu sein, sondern auch weiter an unserem Traum festzuhalten und an ihm zu feilen. Die Weiterentwicklung unseres Ateliers ist nur ein Beispiel dafür. Diese viele positive Energie, die auf die Art in die Atmosphäre gegeben wurde, hat etwas Gutes bewirkt. Da bin ich mir ganz sicher.
Genau wie ich mir sicher bin, dass sich viele traurige Gedanken auch negativ auswirken. Was beim ersten Lockdown genauso zu spüren ist, wie beim zweiten. Die vielen Ängste, Sorgen und Nöte, die viele von uns nun wieder eingefangen haben, geben wir ebenfalls an die Atmosphäre ab. Nur in diesem Fall sind es negative und je mehr es werden, desto schwieriger wird es für uns, Land zu sehen. Uns fällt es schwer uns selbst zu motivieren oder Gutes zu sehen. Mit dem Ergebnis, dass wir uns nur noch erschöpft und antriebslos fühlen. Wenn überall um uns herum nur noch negative Energie fließt, dann wird es für jeden einzelnen von uns echt schwer sich nicht mit hinunterziehen zu lassen.
Mit Dankbarkeit zur Zuversicht
Das können wir aber umkehren, indem wir nicht nur gut für uns selber sorgen, sondern lernen dankbar zu sein. Egal wie schwierig eine Situation für uns gerade auch sein mag, ich bin mir sicher, es gibt trotzdem dutzende Dinge, für die wir im Leben und jeden Tag aufs Neue dankbar sein können. Oft sind es ganz kleine, manchmal belanglos erscheinende Dinge, für die wir dankbar sein können. Sei es, dass heute die Sonne schien oder weil wir uns über ein Lächeln von einem anderen Menschen gefreut haben. Wir können dankbar sein ein Dach über dem Kopf zu haben oder gesund zu sein. Wenn wir uns diese vielen kleinen Dinge mal vor Augen halten, werden wir feststellen wie viel da ist, was uns glücklich und dankbar macht. Und je mehr wir uns das vor Augen halten, desto positiver fließen wieder unsere Energien. Ganz automatisch und ohne Krampf. Allein fällt dieser Schritt oft schwer, deshalb möchte ich gemeinsam mit euch einfach mal ein Experiment wagen.
In der Regel posten wir jeden Tag etwas auf Social Media. Das werde ich auch weiterhin tun und insbesondere auf Instagram und Facebook werde ich jeden Tag eine Kleinigkeit teilen, für die ich an diesem Tag dankbar bin oder die mir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hat. Vielleicht hast du Lust auch mitzumachen und teilst in Form eines Kommentars dein Glück des Tages. Und wenn nicht, vielleicht machst du dir trotzdem im Stillen selbst Gedanken darüber wofür du täglich aufs Neue glücklich und dankbar sein kannst. Je mehr wir das tun, desto mehr steigen die positiven Energien und wir können gemeinsam gestärkt durch diese schwere Zeit gehen. Was meinst du, klingt das gut? Probieren wirs einfach mal.
2 Kommentare zu „Gemeinsam können wir mehr erreichen“
Danke Meermond für diese Zeilen, sie zeigen die Schwere und die Leichtigkeit im Verbund. Besser kann man es nicht schreiben. Schön, dass du schreibst, dir damit etwas Gutes tust und dankbar bisst, dass du es kannst. Ich umärmel dich aus der Ferne. Bleibt gesund.
Moin liebe Heike,
freut uns, dass dir unser Beitrag gefallen hat. Nach den letzten Tagen und den vielen Gesprächen mit anderen war mir das einfach wichtig.
Liebe Grüße,
Claudia
PS: Wir sind aber nicht Meermond, sondern MeerART 😉