Nachdem wir unseren Tag an der Weißen Wiek so schön gestartet hatten, sollte nun auch der Rest von Boltenhagen erneut erkundet werden. Doch womit ich nicht gerechnet hatte war, dass mich dort so eine Gefühlsduselei übermannen würde.
Im Gegensatz zur Bucht wehte hier ein recht stürmischer Wind, der trotz frühlingshafter Temperaturen einen recht eisig anhauchte. Damit meine Ohren nicht roter als die Wangen leuchten, war doch wieder Kapuze aufsetzen angesagt und auch den Schal hatte ich gleich wieder etwas enger zugezogen. So warm eingepackt machte es gleich doppelt Laune und bei der tollen, klaren Luft schrie die Lunge förmlich juche.
Wir starteten unseren Strandspaziergang in der Tat genau auf der anderen Seite vom Naturschutzgebiet, welches auch von dieser Seite mit einem Zaun abgegrenzt wurde. Dieser war bereits zerstört und wir sollten auch schnell sehen warum. Ich verstehe ja wirklich, dass die Verlockung groß ist diese Gebiete zu betreten, schon allein die Schönheit und Unberührtheit lässt einen mit sich hadern, doch mal eben schnell hinzugehen und sei es nur für ein Foto. Doch Schutz ist nun mal Schutz und sollte respektiert werden. Wenn sich die Tiere auf so kleinen Flecken nicht mal sicher fühlen dürfen, wo dann?
Während wir hier standen und eine Weile ausharrten, da Ralph ein paar Videosequenzen einfangen wollte, hatte sich jemand durch den bereits reichlich verbogenen Zaun gewagt. Ich vermute mal Bernsteinsucher, um im angeschwemmten Seegras nach Schätzen zu suchen. Schon traurig wie wenig Respekt manche Menschen vor der Natur haben.
Wenn ich mich hier am Strand so umguckte, war doch einiges mehr los als an der Weißen Wiek. Zugegeben, als Nebensaisonliebhaber waren wir noch nicht zur Hauptsaison hier und können uns daher wohl kein Urteil erlauben. Doch es ist schon auffällig, dass im historischen Teil von Boltenhagen immer mehr los ist/war als an der Weißen Wiek. Ich persönlich wüsste mir in diesem Fall nicht so recht ein Urteil zu fällen, denn gerade dieser Facettenreichtum macht das Seebad irgendwie spannend.
An einigen Strandabschnitten standen sogar die ersten Strandkörbe zum Mieten parat, die auch aufgrund des starken Windes gut angenommen waren. Dass hier die vollen Preise verlangt wurden, fanden wir schon etwas happig.
Auf unserem Weg zur Seebrücke verfolgte uns die ganze Zeit eine Möwe. Ob die nur mein Brot in der Tasche roch oder an uns interessiert war, kann ich nicht sagen, auffällig war, dass sie uns nicht von der Seite wich. Ich kann mich immer beömmeln, wenn die Möwen mit ihren kleinen Beinchen durch den Strandsand tapsen. Das sieht immer sehr drollig aus.
So sehr im mich auch darüber amüsierte, irgendwas war heute anders, trotz des tollen Wetters konnte ich mich nicht so recht auf den schönen Tag konzentrieren. Ständig war ich in Gedanken bei zwei Personen aus unserem näheren Umfeld, die sich nach langer Zeit gesucht und gefunden haben, aber doch nicht frei für einander waren. Beide stehen nur wenige Jahre vor der Rente, sind mit anderen Partnern verheiratet und haben nun getrennt von einander feststellen müssen, dass das was sie sich die ganzen Jahre aufgebaut und gelebt hatten ohne diesen besagten Zauber „der Liebe“ war. Nüchtern ausgedrückt eher zweckmäßig und pragmatisch. Und das scheint in unserer Gesellschaft keine Seltenheit zu sein.
Eigentlich brauche ich mich hier doch nur umzugucken. Gerade heute, bei diesem tollen Wetter sieht man Paare, die sich einfach nichts zu sagen haben. Und damit meine ich nicht diesen Moment. Man sieht ihnen förmlich an, dass der Zauber schon lange vorbei ist – falls er jemals da war. Und gerade das beschäftigt mich total. Wie kann man Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte so nebeneinander herleben ohne sich etwas zu sagen zu haben? Ist das Erziehung oder sind wir Menschen so programmiert?
Wenn ich mir überlege wie oft ich mich über Menschen aufrege, die respektlos mit Flora und Fauna umgehen, brauche ich mir die Gedanken doch eigentlich gar nicht zu machen, denn viele von ihnen haben ja nicht einmal Respekt vor sich selber. Wie heißt es so schön – der Mensch ist ein Gewohnheitstier -, aber ist es wirklich besser gemeinsam einsam zu sein, als einen Neuanfang zu wagen? Nur weil man vielleicht Angst vor Veränderungen oder Konsequenzen hat?
Da ich weiß was für ein großes Glück ich habe, meinen Mann an meiner Seite zu wissen und der mich heute noch nach vielen Jahren der Ehe auf Händen trägt, egal wie schwer es im Leben sein kann, würde ich unbedingt sagen ja!
Daher möchte ich euch beiden dieses Video widmen und hoffe für euch beide, dass ihr die Kraft für diesen Neuanfang findet, auch wenn der Abschied aus dem alten Leben vorerst einen Scherbenhaufen hinterlässt.
Frühling in Boltenhagen from MeerART on Vimeo.
4 Kommentare zu „Gefühlschaos am Strand von Boltenhagen“
Hallo Ihr 2,
wieder mal ein schöner Beitrag!!!
Wenn Ihr das nächste Mal da seit einfach mal ins Buddelschiffmuseum von Herrn Kubatz gehen.
Ist in der Strandstrasse 23.
Es ist wirklich sehenswert, klein und fein!!!
Ich füge mal einen link an, den müsst Ihr löschen wenn das nicht sein soll:
http://www.ostsee.de/boltenhagen/buddelschiffmuseum.html
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Harald
Moin Harald,
vielen lieben Dank.
Natürlich sind uns deine Tipps immer willkommen. 😉
Herzliche Grüße,
Claudia
Liebe Claudia,
Vielen Dank für den Einblick in euren gemeinsamen Urlaub und deine Gedankenwelt!
Ich hoffe, dein Mann trägt dich noch immer auf Händen?! 😉
Liebe Grüße aus der niedersächsischen Landeshauptstadt,
Deine Kiki 🙂
Moin liebe Kiki,
sehr gerne.
Na klar, mein Mann trägt mich immer noch auf Händen. 😉
Liebe Grüße,
Claudia