Friedrichskoog ist eine Nordseehalbinsel in Süderdithmarschen und liegt zwischen fruchtbarem Marschlandboden und angrenzenden Salzwiesen direkt am UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer. Vor der Küste im Nationalpark Wattenmeer liegen sowohl die Vogelschutzinsel Trischen als auch die größte deutsche Bohrinsel Mittelplate. Die Halbinsel entwickelte sich in der Elbmündung aus natürlicher Landgewinnung heraus. Das Land, das erst im 19. und 20. Jahrhundert eingedeicht wurde, soll ganz früher sogar mal eine Hallig gewesen sein.
Ursprünglich war Friedrichskoog durch die Landwirtschaft geprägt. Anfang des 20. Jahrhunderts kam dann noch die Fischerei hinzu. Neben Husum und Büsum ist der Hafen von Friedrichskoog mit den gemeldeten Krabbenkuttern einer der größten an der Westküste Schleswig-Holsteins. Heute und auch zukünftig werden die Haupteinnahmequellen aber wohl der Tourismus sein. Lange hatten die Einwohner darum gekämpft, dass der Hafen weiter betrieben werden kann. Doch das Land hat entschieden, der Hafen wird Ende diesen Jahres geschlossen, weil er wirtschaftlich nicht mehr rentabel ist.
Während Friedrichskoog im Jahr 2000 noch rund 900 Anläufe von Krabbenkuttern hatte, sollen es 2013 nur noch 104 gewesen sein. D. h., dass auch nur 52 t Krabben angelandet wurden, was im Vergleich zu Büsum, wo jährlich mehr als 4.000 t angelandet und umgeschlagen werden, zu wenig ist. Die verbliebenen Kutter müssen dann nach Büsum ausweichen.
Zudem kommen noch die Probleme der Versandung des an der Elbmündung liegenden Tidehafens. Damit die Fahrrinne frei bleibt, muss ständig ausgebaggert werden. Bisher wurde das aus Landesmitteln bezahlt. Die jährlichen Gesamtunterhaltskosten des Hafens belaufen sich inzwischen auf bis zu 850.000 Euro. Dagegen stehen aber nur Einnahmen von 75.000 Euro. Der Hafen soll nun zu einem Erlebnishafen umgebaut werden. Die jährlichen Kosten dafür liegen dann nur noch bei 275.000 Euro.
Für mich haben die Salzwiesen hier zwischen Hafen und Trischendamm ihren ganz besonderen Reiz. 2001 waren sie insgesamt 485 Hektar groß und bis zu 1,2 km breit. Ungefähr die Hälfte der Fläche wird, vor allem mit Schafen, intensiv beweidet, die andere Hälfte aus Naturschutzgründen nicht. Ungefähr 40 Hektar dienen als Spülfläche, um Schlick aufzunehmen, der aus dem Hafenbecken gebaggert wird. Im meerseitigen Anschluss an die Salzwiesen sowie auf der dem Hafen abgewandten Seite des Trischendammes liegt das Wattgebiet Mittelplate.
In Friedrichskoog gibt es auch eine Seehundstation, die hilft jungen Heulern das Überleben zu sichern. Verwaiste und verletzte Seehunde werden hier aufgepäppelt mit dem Ziel, sie wieder in die Nordsee auszuwildern. Die Seehundstation ist die einzige zur Aufzucht von Heulern autorisierte Stelle an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Die Arbeit finde ich sehr beeindruckend, besonders, dass sich die Pfleger so gut im Griff haben und die Wildtiere nicht verhätscheln. Ich wüsste nicht, ob ich den süßen Knopfaugen so ohne weiteres widerstehen könnte. 🙂
Unweit der Seehundstation verläuft in unmittelbarer Nähe zur Schleuse der 54. Breitengrad, das ist in etwa die gleiche geografische Breite wie Danzig oder die Kommandeur-Inseln in Alaska. Auf der Deichkrone befindet sich ein Gedenkstein, wobei sich der tatsächliche Verlauf des Breitengrades aber einige 100 m weiter südlich jenseits des Sperrwerkes befindet.
Friedrichskoog hat keinen Sandstrand und kann seinen Gästen ausschließlich den Deich anbieten, dafür grenzt der Deich aber unmittelbar an das Wattenmeer und ermöglicht ausgedehnte Wattwanderungen. Natürlich kann man sich auf dem platten Land auch wunderbar mit dem Fahrrad austoben. Unterkünfte gibt es für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel in den Pensionen, Ferienwohnungen und Ferienhäusern.
Zur Förderung des Tourismus wurde seit Ende der 1970er Jahre der Bereich der „Spitze“ in mehreren Abschnitten ausgebaut. Seit 2004 ist der Ortsteil Friedrichskoog-Spitze als Nordseeheilbad anerkannt. Dort befindet sich auch eine große Kurklinik, die auf gemeinsame Aufenthalte mit Kindern spezialisiert ist. Die bisher letzte größere Maßnahme wurde 2007 begonnen. 2008 wurde am Hafen ein 2.500 m² Indoor-Spielpark in der architektonisch interessanten Form eines Wals erbaut.
Ein Land, das von der Natur geformt wird und der Mensch, der sich diesen Gegebenheiten anpassen muss. Wir dürfen gespannt sein, wohin sich Friedrichskoog in Zukunft entwickeln wird.
3 Kommentare zu „Friedrichskoog – Eine Nordseehalbinsel im Wandel“
Beiderseits des Wattenhafen Friedrichskoog gibt es bisher weiter keine Anlaufstellen für kleine bis mittlere Wasserfahrzeuge. Die bekannten Probleme im Zusammenhang mit Verschlickung / Versandung bedürfen deshalb einer neuen innovativen Betrachtung – insbesondere im Zusammenhang mit den zu erwartenden Verschlechterungen infolge des Klimawandels. Währen sich der Generalplan Küstenschutz des Landes S.-H. mittels der Klimadeiche für den Schutz des Hauptdeichlinie verantwortlich zeigt, wird für die lebenswichtigen “ Küstendurchlässe “ ( Hafenzufahrten / Ent- und Bewässerung / Erwerbs Sicherung e. t. c. ) wird auf die Zuständigkeiten der jeweiligen Wasser- und Bodenverbände verwiesen – auch unter Hinweis auf anteilige finanzielle Unterstützungen.
Meine seit Jahren favorisierten Lösungen basieren auf dem von mir entwickelten “ Sparbecken- KonterTide.– Konzept „. In diesem Falle läßt sich dieses wegen des geschlossenen Hafens wohl nur noch als Außenhafen in Verbindung mit einem Großlahnungssystem realisieren.
Im Vergleich zu meinem Kommentar von Februar 2024 kann sich unter einem verbesserten Nutzen / Kosten- Verhältnis infolge der neuen Batteriefabrik “ Northvolt “ sogar eine Wieder- Öffnung des 2015 geschlossenen Tide- Hafens Friedrichskoog ergeben.
Dazu ist jedoch eine neue Schleuse etwas nordwestlich der alten Schleuse erforderlich,
da dorthinein ein Großschöpfwerk gebaut wurde.
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