Stürmisch trifft es in der Tat, denn es sind nach wie vor nicht nur stürmische Zeiten, in denen wir leben, sondern an diesem besagten Tag fegte uns auch ein heftiges Sturmtief um die Ohren.
Schon die ganze Nacht tobte der Sturm vor sich hin. Eigentlich fand ich das ja immer ganz gemütlich, wenn es draußen stürmte und wir es drinnen warm und kuschelig haben. Seitdem uns allerdings mal ein paar Dachziegel vom Dach geweht sind und das eine oder andere im Garten zu Bruch gegangen ist, bin ich nicht mehr ganz so entspannt. Der Schrecken scheint immer noch tief zu sitzen, denn einschlafen kann ich bei Sturm jedenfalls nicht mehr wirklich. Darum fühlte sich der Morgen nach einer schlaflosen Nacht auch noch ein wenig verkatert an. Doch die Zuversicht und die Vorfreude darüber, dass es endlich mal wieder einen trockenen und sonnigen Tag geben sollte, lockte uns zu einem Kurztrip auf die Insel Rømø.
Das böse „C“-Wort
Geschwind haben wir unsere sieben Sachen gepackt, ein paar Brote geschmiert und sind ab auf die Insel. Schon die Fahrt war ein Fest für die Augen. Endlich mal wieder etwas anderes sehen als die eigenen vier Wände. Auch wenn man Corona eigentlich nicht mehr zum Thema machen möchte – weil es einfach nur noch nervt – kommt man doch nie wirklich drum herum. Das böse „C“-Wort begegnet dir geradezu überall. Das Virus mitsamt den Folgen hat nicht nur uns, sondern die ganze Welt fest in seinem Klammergriff. Selbst für so einen Kurztrip wie für den heutigen kann man nicht einfach so unbeschwert los. Im Gegenteil, man muss erstmal wieder darüber nachdenken, ob es etwas zu beachten gibt. Gefühlt kommen wöchentlich neue Regelungen, die man nicht wirklich immer versteht bzw. nachvollziehen kann. Aber genug der Jammerei. Derzeit sind wir einfach über jeden noch so kleinen Moment dankbar, an dem man dem Gedankenstrudel für ein paar Stunden entfliehen kann.
Während die Fahrt über das Festland noch völlig entspannt war, sollte auf Rømø eine Überraschung auf uns warten. Schon viele Male sind wir über den Damm zur Insel Rømø gefahren, aber noch nie durften wir miterleben, dass das Wasser schon beinahe bis an die Festlandküste kam. So heftig fegte auch hier noch der Sturm, der uns insbesondere am Strand vor ganz besondere Herausforderungen gestellt hatte.
Vom Winde verweht
Als wir, wie gewohnt, den Strand zum Parken ansteuerten, entschieden wir schnell wieder umzudrehen und das Auto lieber sicher auf dem Parkplatz bei den nahegelegenen Geschäften abzustellen. Viel zu aufgewühlt war die Luft und es war nicht wirklich klar, wie weit das Wasser schon auf dem weitläufigen Strand vorgedrungen war. Als wir aus dem Auto ausstiegen, gab es schon einen ersten Vorgeschmack auf das, was uns gleich am Strand erwarten würde. Nämlich Wind – reichlich Wind.
Kaum näherten wir uns dem Strand, flog uns der Strandsand auch schon um die Ohren. Wir mussten uns die Hände vor die Augen halten, um überhaupt etwas sehen zu können. Auf der Haut fühlten sich die vielen kleinen Sandkörner wie Nadelstiche an. Ein Peeling der ganz besonderen Art. Und selbst zwischen den Zähnen knirschte der Sand. Das war wirklich krass, aber auch total faszinierend.
Obwohl wir uns wirklich dick angezogen hatten, spürten wir den Wind bis auf die Haut. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir uns halbwegs akklimatisiert hatten. Aber wer schon mal gegen so heftigen Wind ankämpfen musste, weiß, wie anstrengend das ist. Somit wurde uns schnell warm.
Und wenn ich das mal durch die Blume sagen darf, wir sind wirklich keine Weicheier, aber wir hatten echt damit zu tun überhaupt ein paar Schritte vorwärts zu kommen. Während Ralph noch einen relativ sicheren Stand hatte, musste ich dagegen mit meinem Fliegengewicht aufpassen, nicht umgepustet zu werden. Als wir uns dann endlich bis zur Wasserkante vorgekämpft hatten, fühlte es sich an, als hätten wir einen Marathon gelaufen.
Ich gebe zu, für einen kurzen Moment habe ich im Stillen gedacht, was wir hier eigentlich machen? Wie blöd kann man sein, sich so den Wetterkapriolen auszusetzen? Aber ganz ehrlich, wir hatten nach den Vorhersagen nicht mehr damit gerechnet, dass es tagsüber auch noch so stürmisch sein sollte. Zumal das Sturmtief aus dem Norden kam und es bei uns in Nordfriesland schon längst wieder ruhiger war. Bei den wenigen Malen, die man derzeit mal los kann, wollten wir den Weg natürlich auch nicht umsonst auf uns genommen haben. Darüber hinaus tat es auch wahnsinnig gut. Am Strand waren wir so mit uns beschäftigt, dass wir für die Zeit das böse „C“-Wort und die damit verbundenen Folgen vergessen hatten. Auch später, als wir wieder zu Hause waren, verspürten wir ein zufriedenes Kaputtsein.
Ein Ferienhaus am Meer
Bei den Bedingungen hält man es aber auch nicht allzu lange aus. Auf dem Rückweg hatten wir den Wind dann im Rücken und wurden förmlich zurückgeschubst. Wieder heil und sicher am Auto gelandet, konnten wir erstmal durchpusten und uns von einer gefühlten Tonne Sand befreien, der wirklich jede Ritze erobert hatte. 😉
Da wir beide noch nicht die rechte Lust auf die Heimfahrt verspürten, haben wir uns die Zeit genommen, um uns die Insel zum ersten Mal etwas genauer anzuschauen. Also nicht nur am Strand zu sein, sondern auch mal im Inselinneren zu gucken. Mein heimlicher Favorit ist die Wattenmeerseite mit den vielen hübschen und zum Teil in Alleinlage stehenden Häusern. Wir malten uns aus, wie schön es doch sein müsste, hier seinen Lebensabend verbringen zu dürfen.
Auch auf Rømø wurde in den letzten Jahren viel gebaut. Es entstanden zahlreiche neue Ferienkomplexe, aber auch zum Teil richtig schöne und komfortable „Luxus“-Ferienhäuser. Es macht Spaß, sich die vielen Objekte anzuschauen, sich Anregungen zu holen und zu träumen – vom Haus am Meer.