Heute möchten wir euch auf einen Deichspaziergang mitnehmen, der für uns zu den schönsten auf der Halbinsel Eiderstedt gehört. Die Rede ist vom Tümlauer Koog.
Zu unserer Schande muss ich zugeben, dass wir meist immer nur durch den Tümlauer Koog gefahren sind, um nach St. Peter-Ording zu kommen. Zwar haben wir auch schon mal am Hafen gehalten, aber ansonsten haben wir dem Koog nicht allzu viel Beachtung geschenkt. Bis jetzt.
Als Ralph in diesem Sommer seinen Rehaaufenthalt in St. Peter-Ording verbringen musste, haben wir versucht uns wenigstens zwei Mal in der Woche zu sehen. Wenn ich sonntags zu ihm gefahren bin und der Strand voller Touristen war, dann sind wir ganz gerne zum Tümlauer Koog gefahren, um dort den Menschen ein wenig aus dem Weg gehen zu können.
Mal sind wir so wie heute einfach nur am Deich zwischen Hafen und Westerhever spazieren gegangen. Ein anderes Mal hatte ich ihn mit einem Picknick überrascht und wir haben uns ein Stück abseits des Hafenbeckens in die Wiese gelegt und einfach die Zweisamkeit genossen. Was uns dabei ganz gut gefallen hat, dass selbst in der Hauptsaison zwar viele Touristen den Hafen streifen, sich meist aber nur kurz aufhalten, um dann ihre Fahrradtour am Deich fortzuführen.
Unter den wachsamen Augen des Leuchtturms
Was diesen Flecken auch so besonders macht ist, dass du den Westerhever Leuchtturm immer im Blick hast. Zumindest, wenn die Wetterverhältnisse mitspielen. Schon im Hafen lacht er dich vom Horizont an und während man sich am Deich weiter in seine Richtung bewegt, zeigt er sich immer wieder von einem neuen Blickwinkel. Als würde er am Horizont tanzen.
Während wir im Sommer bei unserem Picknick im Grünen lagen, haben mich wieder mal die Farben der Salzwiesen fasziniert. Sanfte Grüntöne in den unterschiedlichsten Nuancen, wechseln sich mit dem Lila des Strandflieders ab. Was vor kurzem noch so sanft und in Pastelltönen daherkam ist nun ein herbstliches Feuerwerk. Ja, tatsächlich kann man auch an der Küste, und insbesondere in den Salzwiesen, die verschiedenen Jahreszeiten erleben. Ganz besonders, wenn der Queller sich von Grün in ein tiefes Rotbraun verfärbt, ist der Hebst in vollem Gange.
Wenn die Wolken ziehen und die Gedanken kreisen
Inzwischen sind mehrere Wochen vergangen, seitdem Ralph wieder daheim ist und ich habe mich lange nicht dazu geäußert. Das liegt einfach daran, dass wir nach wie vor versuchen mit der neuen Situation im Alltag zurechtzukommen. Was tatsächlich nicht immer leicht ist. Auch wenn die körperlichen Blessuren beinahe wieder in Ordnung sind, hat doch die Seele und der Kopf noch reichlich zu tun. Und zwar von uns beiden. Zu komprimiert waren die extremen Erlebnisse, die wir immer noch nicht verarbeitet haben. Von daher sind wir heute mit gemischten Gefühlen an diesen Ort zurückgekehrt.
Auch heute starteten wir unseren Spaziergang wieder vom Hafen aus. Noch war Ebbe und die Boote im Schlick gebettet. Einige Eigner waren schon eifrig damit beschäftigt, ihre Boote für den Winter fit zu machen bzw. sie zum Ausbooten vorzubereiten.
Wir machten uns auf in Richtung Leuchtturm. Für ein kurzes Stück muss man dazu hinter dem Deich entlang laufen, da der Deichverteidigungsweg – so heißen übrigens die Straßen am Deich – hier nicht durchgängig ist. Dabei kreuzten sich die Wege von Mensch und Schaf, die hier, im Gegensatz zu unserem Haus- und Hofdeich in Ockholm, sehr entspannt sind. Man merkt, dass diese Tiere die vielen Touristen gewohnt sind. Sie sind dann lange nicht so schreckhaft und ängstlich wie an Stellen, wo sich kaum Menschen aufhalten.
Es war zwar mild, aber recht stürmisch als wir unsere Runde am Deich drehten. Was viele eifrige Fahrradfahrer aber nicht davon abhielt, trotzdem aufs Rad zu steigen und dem Wind zu trotzen. Das finde ich immer wieder beachtlich, insbesondere dann, wenn keine E-Unterstützung vorhanden ist. Selbst zu Fuß habe ich schon genug damit zu tun, mich nicht von den Böen umschubsen zu lassen.
Während unseres Spaziergangs schweiften unsere Blicke immer wieder gen Leuchtturm. Ähnlich wie die Wolken am Himmel zogen, flogen auch die Gedanken durch unsere Köpfe. Schon krass, was allein bisher nur in 2020 geschehen ist. Mit nichts davon hatten wir am Anfang des Jahres gerechnet. Für uns wird es wohl das Jahr der Veränderungen und Neuentscheidungen werden.
Und für viele Menschen wird es wohl noch reichlich Veränderungen bzw. Anpassungen geben, denn keiner von uns weiß gerade genau wo die Reise hingeht. Das Thema rund um Corona ist weltweit immer noch allgegenwärtig und lässt derzeit wenig Raum für langfristige Planungen. Nicht mal kurzfristige lassen sich immer halten.
Als wir unseren Spaziergang am Deich wieder am Hafen beendeten, war das Wasser der Nordsee bereits zurückgekehrt und ließ die Boote nun sanft in den Wellen hin und herschaukeln. So wie die Natur sich immer den Gezeiten neu anpassen muss, so werden wohl auch Menschen lernen müssen uns zukünftig auf die neuen Gegebenheiten flexibler anzupassen und nicht alles als selbstverständlich hinzunehmen.
2 Kommentare zu „Ein schöner Herbsttag am Tümlauer Koog“
Moin Moin und lieben Gruß an Euch, ich hoffe Männe geht es besser. Jetzt zum Thema…..ja, der Koog wird oft übersehen obwohl man dort wirklich toll laufen kann und man sich inmitten der Natur befindet ohne großen Menschenauflauf. Wir sind immer gerne dort hingefahren wenn uns SPO zu voll war. Ich vermisse die ganze Ecke da oben schon sehr…..5 Jahre bereits, es wird mal wieder Zeit es zu genießen!
Moin lieber Dirk,
in der Tat, es waren zwar einige Fahrradtouristen unterwegs, aber ansonsten kein Vergleich zu SPO. Und der kleine Hafen gehört für uns mit zu den schönsten, die wir in Nordfriesland haben.
Liebe Grüße,
Claudia
PS: Danke der Nachfrage, wir versuchen unseren neuen Alltag zu meistern. 😉