Vertiefen der dänisch-deutschen Sprachkenntnisse am Rickelsbüller Koog
Oh, oh… ich sehe gerade dass ich euch schon lange nicht mehr über meine Dänisch-Fortschritte auf dem Laufenden gehalten habe. Darum möchte ich diesen Ausflug an die dänische Grenze nutzen, um endlich auch mal wieder etwas für (m)ein Dänisch-Tagebuch zu schreiben.
Der diesjährige Sommer war für uns in jeder Beziehung turbulent. Von daher komme ich auch gleich mit einem Outing daher, denn ich muss gestehen, dass ich über den Sommer ein wenig nachlässig war, was das reine Vokabelpauken anging. Dafür habe ich aber eine gute Ausrede, denn wie ihr wisst, habe ich gerade mein erstes Buch veröffentlicht. Um das zu realisieren, nutzte ich den Sommer über jede freie Minute zum Schreiben. Das war mir ganz wichtig, von daher habe ich mir diese Auszeit auch ganz bewusst gegönnt. Und obwohl ich eigentlich das Gefühl habe, nicht wirklich etwas für mein Dänisch getan zu haben, ist zurückblickend doch einiges passiert.
Dänisch in den Alltag integrieren
Tatsächlich versuche ich das Dänische so gut es geht in meinen Alltag zu integrieren. Dazu gehört nach wie vor, dass in unserem Auto ein dänischer Radiosender dudelt. Den hören wir allerdings nur, wenn wir auch mit dem Auto unterwegs sind. Inzwischen habe ich einen weiteren Weg gefunden, mir eine tägliche Dosis Dänisch zu verpassen.
Zwar konnte ich mich diesen Sommer – aufgrund der Buchschreibe-Aktivität – nicht so oft mit meiner dänischen Tandem-Partnerin treffen, aber dennoch haben wir beinahe täglich Kontakt. Wie gut, dass es Whatsapp gibt und wir uns darüber sehr viel austauschen können. Das machen wir nämlich zweisprachig. Während ich ihr auf deutsch schreibe, schreibt sie mir auf meinen Wunsch hin nur auf dänisch. Das trainiert ungemein. Oft muss ich zwar Wörter oder gar ganze Sätze nachgucken und mir übersetzen, denn nicht alles was Jeanette mir schreibt, kann ich schon verstehen. Der Vorteil ist aber, dass ich so immer wieder mit der Sprache konfrontiert werde. Schriftlich nähere ich mich der dänischen Sprache also ganz gut an – im Gegensatz zum Gesprochenen.
Eine viel größere Bereicherung für mich ist aber, dass wir uns aufgrund so vieler Gemeinsamkeiten und Interessen inzwischen richtig gut angefreundet haben. Ich weiß nicht genau warum, aber so eine grenzübergreifende Freundschaft habe ich mir schon immer gewünscht. Zudem tauschen wir uns auch immer wieder über die Gepflogenheiten der jeweiligen Länder aus. Und das bringt oft Erstaunliches zu Tage. In vielen Dingen sind sich Dänen und Deutsche sehr ähnlich und doch gibt es so viele Unterschiede. Die Dänen sind zum Beispiel ein sehr höfliches Volk und sagen zu fast allem Danke. „Danke“ (auf dänisch tak) wird auch gesagt, wenn eigentlich „bitte“ gemeint ist. Selbst bei einem Wiedersehen, egal wie lange es auch her ist, wird sich für das letzte Treffen bedankt. Das ist oft ungewohnt.
Auch stelle ich vermehrt fest, dass viele der Dänen gar nicht so glücklich sind, wie allgemein immer behauptet wird. Es hat mich schockiert zu erfahren, dass in Dänemark angeblich die meisten Antidepressiva verschrieben werden. Wenn das wirklich stimmt, frage ich mich, wie man laut Studien zu der Behauptung kommt, dass die Dänen europaweit die glücklichsten Menschen sein sollen? Wie auch immer. Für mich sind es einfach Menschen mit einer spannenden Kultur, die ich/wir – Ralph natürlich auch – nach und nach kennenlernen und entdecken dürfen. Behauptungen haben mich eh noch nie interessiert, sondern lediglich die eigenen Erfahrungen, die ich mache.
Geschichten verbinden
Aufgrund unserer Kooperation mit der Destination Sønderjylland dürfen wir auch viel in die deutsch-dänische Geschichte eintauchen. Immer wieder fällt uns auf, dass sich die Dänen mit der Vergangenheit augenscheinlich intensiver auseinander setzen, als wir das auf deutscher Seite tun. So ist zum Beispiel in diversen Museen der erste Weltkrieg viel gegenwärtiger als hier. Das gleiche trifft auch auf die demokratische Abstimmung des heutigen Grenzverlaufs zu, der im nächsten Jahr – zum hundertjährigen – groß gefeiert wird.
Wir trotzen den Grenzen
Was mich bei all meiner Euphorie dänisch zu lernen und das Nachbarland kennenlernen zu wollen traurig macht ist, dass die dänische Regierung (auch nach der Wahl), die absurde Idee vom Wildschweinzaun auf der deutsch-dänischen Grenze durchzieht. So ist diese fantastische Natur hier im Rickelsbüller Koog auf einmal wieder entzweit. Und nicht nur hier. Eine wirklich traurige Botschaft. Die Wildschweine hält der Zaun jedenfalls nicht auf, wohl aber viele Rehe, die sich seitdem vermehrt in diesem verheddern und qualvoll verenden oder erschossen werden müssen. Warum nur denkt der Mensch immer so engstirnig? Warum die Angst vor anderen Kulturen?
Während mich diese Frage beschäftigt, ziehen Schwärme von Zugvögeln über unsere Köpfe hinweg. Auch sie kennen keine Grenzen. Darum trotzen auch wir heute bei unserem gemeinsamen Spaziergang am Deich den Grenzen. Und ganz nebenbei haben wir noch jede Menge Plastikmüll eingesammelt. Was uns wiederum auf eine ganz neue Idee gebracht hat. Wir denken darüber nach, im nächsten Jahr eine grenzübergreifende Müllsammelaktion am Deich zu starten. Denn leider kennt auch der Plastikmüll keine Grenzen.
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Frau sein, Mensch sein, glücklich sein…
Claudia Kerpa
12,99 €
Paperback / 152 Seiten
Verlag: Books on Demand
Erscheinungsdatum: 23.09.2019
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4 Kommentare zu „Ein Logbucheintrag in mein Dänisch-Tagebuch“
Das kommt mir sehr bekannt vor : „Schriftlich nähere ich mich der dänischen Sprache also ganz gut an – im Gegensatz zum Gesprochenen.“
Geht mit seit Jahren so, viel Glück bei dem, wie ich es nenne, „Sønderjyllands Kartofler-Dansk“ 🙂
Wolfgang
Moin Wolgang,
jetzt musste ich gerade ein wenig schmunzeln, denn das mit dem „Sønderjyllands Kartofler-Dansk“ trifft es ganz gut. Auch die Dänen sagen gerne im Scherz, steck dir eine heiße Kartoffel in den Mund und dann klappt das schon…. Mir wird Angst und Bange bei dem Gedanken an den Kartoffelkonsum. 😉
Liebe Grüße,
Claudia
Moin liebe Claudia,
wie schön, dass Du Deine Dänischkenntnisse so praktisch erweitern kannst.
Meine liegen leider seit einiger Zeit brach, aber ich kann noch ganz gut einiges lesen. Die Aussprache ist natürlich gewöhnungsbedürftig, aber beim Vorlesen klappt es bei mir auch noch ganz gut. Ich habe ja auch den Kurs bei einem Dänen hier in der VHS gemacht.
In diesem Jahr hat es mit einem Dänemark-Besuch leider nicht geklappt, aber vielleicht im nächsten.
Viel Erfolg weiterhin beim Lernen und viel Spaß beim Austausch über die Grenze.
Liebe Grüße – auch an Ralph
von Karin
Moin liebe Karin,
ich glaube, das mit meinen Kenntnissen hört sich besser an als es ist. Gefühlt hinke ich noch ganz schön hinterher. Aber ich habe ja auch keine Eile. Es kommt wie es kommt.
Danke dir. Wir sind gespannt was uns noch alles so erwarten wird.
Liebe Grüße,
Claudia