Überall ist vom Bienensterben zu lesen und dass wir schleunigst etwas tun müssen, um das Überleben der fleißigen Bestäuber zu retten. Doch was kann ich tun und wie sieht ein insektenfreundicher Garten aus?
Mit dieser Frage habe ich mich auch lange beschäftigt und einiges an Lektüre gelesen. Inzwischen habe ich aus Erfahrung im eigenen Garten viel gelernt und freue mich, diese weitergeben zu können. In diesem Beitrag schildere ich, wie ich unseren Garten beim Kauf des Hauses vorgefunden und was wir getan haben, um ihn insektenfreundlicher zu gestalten.
Tatsächlich ist es nicht mein erster Garten, den ich angelegt habe, sondern inzwischen schon der dritte. Zuvor hatten wir jedoch jahrelang zur Miete gewohnt und somit konnte ich mich nie so austoben wie ich wollte. Das war besonders traurig im letzten Garten, denn den hatten wir nicht ganz für uns allein, sondern mussten ihn in manchen Punkten teilen. Somit war der Garten eher eine Zweckgemeinschaft aus Rasen und Stellplätzen anstatt einer Blühlandschaft. In der Zeit, in der wir dort gewohnt haben, konnten wir mit eigenen Augen beobachten, wie die Insekten- und Bienenvielfalt immer weniger wurde, bis sie letztendlich ganz verschwunden war.
Kein Wunder, denn der Trend zu pflegeleichten Gärten liegt hoch im Kurs. Leider oft mit der Folge, dass Schottergärten entstehen. Selbst wenn keine Steinwüsten angelegt wurden, konnten wir immer mehr beobachten, wie neue Hausbesitzer ihre Gärten grundlegend auf den Kopf stellten. Meistens werden Bäume gefällt, weil Laub harken als lästig gilt und Staudenbeete durch Rasenlandschaften ersetzt. Wenn die Insekten verschwinden, dann veschwinden auch die Vögel und wenn die Vögel verschwinden… oh, das will ich mir gar nicht alles ausmalen. Von daher war es mir bzw. uns sehr wichtig den eigenen Garten wieder insektenfreundlicher zu gestalten, und möglichst für die ganze Saison.
Der Istbestand
Als wir im November 2017 nach Langenhorn zogen und den Garten übernahmen, fanden wir sowohl Stauden, als auch einen schönen Baumbestand vor. Allerdings war der Garten lange nicht mehr gepflegt worden und hatte ein Eigenleben geführt. Sonnenhungrige Stauden standen im Schatten und schattenliebende in der Sonne. Zudem war alles völlig verunkrautet (was nicht immer schlecht ist), aber in diesem Fall eher dafür sorgte, dass Giersch und Efeu den Ton angaben und alles unter sich begruben.
Die hohen Bäume wurden jahrelang nicht mehr beschnitten. Andere hatten sich wild ausgesät und standen irgendwo, wo sie keinen Sinn ergaben. Darüber hinaus gab es noch drei fast 20 Meter hohe Fichten, die den Garten nicht nur schattig machten, sondern andere Bäume überlappten. Das hatte zur Folge, dass einige Obst- und Laubbäume nicht nur völlig schief gewachsen waren, sondern langsam auch schwach wurden. Beim Hauskauf erfuhren wir, dass es von den Fichten sogar noch einige mehr gegeben haben soll, die sich Sturmtief Christian geholt und umgeworfen hatte. Das sollte bitte kein weiteres Mal passieren.
Erstmal musste wieder Grund in den Garten
Da wir im November eingezogen sind und wir zudem auch noch reichlich Pflanzen aus dem alten Garten mitgebracht hatten, konnte ich erstmal nichts weiter tun, als diese irgendwo unter die Erde zu bringen, damit sie durch den Winter kommen und abwarten. Im Februar, kurz bevor der heftige Wintereinbrauch kam, haben wir als allererstes die drei Fichten gefällt. Ganz einfach aus dem Grund, da Fichten nicht wirklich heimisch sind, sie inzwischen viel zu groß für den Garten waren und wir ganz sicher nicht wollten, dass ein nächstes Sturmtief diesen auch noch den Garaus machte. Die Stümpfe haben wir stehen lassen und was aus ihnen geworden ist, verrate ich euch etwas später.
Jetzt, da die Fichten weg waren, wirkte der Garten schon gleich viel freundlicher. Jetzt konnten wir gucken, wie sich die anderen Bäume entwickeln würden. Was auch wichtig ist, wenn man einen Garten anlegen möchte, dass man die Licht- und Bodenverhältnisse kennt. Wo ist wie lange Sonne oder Schatten? Was für einen Boden habe ich, Lehm, Geest oder Marschboden? Wir haben zum Beispiel einen Geestboden, der von dem her schon mal nicht so nährstoffreich ist, wie zum Beispiel ein Marschboden, aber für unser Vorhaben dennoch optimal.
Die ersten zwei Jahre habe ich damit verbracht, erstmal wieder Grund in den Garten zu kriegen. Divese Laub- und Obstbäume wurden beschnitten und wieder in Form gebracht. Doch wir haben es nach und nach gemacht, damit nicht gleich ein kompletter Kahlschlag passiert. Schließlich sollten unsere Vögel nicht gleich einen Schreck kriegen und das Weite suchen. (lach)
Die Beete habe ich vom Efeu entfernt und ja, auch vom Giersch. Dafür war ich wirklich zwei Jahre beinahe wöchentlich im Garten und habe ihm den Garaus gemacht. Zum Teil musste ich sämtliche Stauden, in die der Giersch mit seinen Wurzeln verwachsen war, aus dem Beet nehmen und von Erde befreien, damit ich die tieferliegenden Wurzeln erwische. Da wir im ersten Jahr sogar einen Hitzesommer hatten, waren einige Stauden nicht so erfreut, aber das musste sein, wenn ich nicht jedes Jahr wieder aufs Neue mit dem Ärgernis leben wollte.
Ab jetzt nur noch für Bienchen und Co.
Was mir bei einem insektenfreundlichen Garten wichtig ist, ist dass vor allem die Bienchen möglichst lange Nektar finden können, und nicht nur geballt in den Sommermonaten. Von daher sind nicht nur Stauden wichtig, sondern auch Büsche und Bäume. Wir haben das große Glück, dass wir vorm Atelier sechs große Kirschbäume haben und auch eine Kornelkirsche. Letztere ist mit eines der ersten Büsche, die im Frühling blühen und mit ihren kleinen gelben Blüten bereits eine wichtige Nahrungsquelle sind.
Im Garten selber haben wir ebenfalls verschiedene Obstbäume, die mit ihren Blüten für reichlich Nektar sorgen. Zum alten Baumbestand gehörte auch noch eine große und eine kleine Weide, eine Ulme, eine Goldulme, eine Esche, eine Buche, ein großer alter Rhododendron, Birken, ein roter Ahorn, eine Korkenzieherhasel, Eiben, ein Holunderbusch und ein Goldregen. Zusätlich haben wir Büsche gepflanzt, wie die Felsenbirne, Johannisbrotbäume, Forsythien und noch viele mehr, von denen mir beim Schreiben gerade die Namen nicht einfallen. Alle bilden im Frühjahr Blüten aus, die wichtige Nahrungsquelle sind. Darüber hinaus geben sie dem Garten Struktur, so dass man nun mit zahlreichen Stauden weiter gestalten kann.
Es gibt auch einige Büsche und Sträucher wie Bambus, Lebensbäume, ein Mamutbaum und zwei weitere Nadelbäume, deren Namen ich bisher nicht kenne, die nicht gerade zur Blühvielfalt beitragen, aber sie waren da und dienen immerhin den Vögeln als Schlafplatz. Vor allem die Spatzen scheinen sich im Bambus pudelwohl zu fühlen, also dürfen diese bleiben. Überhaupt bin ich kein Freund davon immer gleich alles herauszureißen. Manches hat trotz allem seine Berechtigung. Genau wie die alten Bauernhortensien, die zwar blühen, aber nicht vielen Insekten Nahrung bieten, außer den Schlupfwespen. Zumindest beobachte ich diese zahlreich, wenn sie blühen. Es gibt aber auch Hortensien, die absolute Insektenmagneten sind und die habe ich einfach, genau wie Schmetterlingsbäume, dazwischen gesetzt, um einen Ausgleich zu schaffen.
Und ehrlicherweise bin ich auch ein Fan von Exoten. Ich mag das südliche Flair, das sie in den Garten bringen. Von daher gibt es bei uns auch einige winterharte Yuccas (Palmlilien), Hanfpalmen und eine winterharte Banane, die von bienenfreundlichen Stauden und Kräutern umsäumt werden. Auch ein Olivenbaum darf bei uns einfach nicht fehlen, aber der steht im Kübel und wenn dieser blüht, sehen wir sogar an ihm kleine Wildbienchen.
Insektenfreundliche Stauden
Mit Stauden kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Wichtigste Regel ist, dass die Blüten nicht gefüllt sind wie das bei vielen Zuchtsorten der Fall ist. Sonst können die Bienen nicht an den Nektar heran. Im Übrigen ist es weniger die Honigbiene, die gefährdet ist, sondern die zahlreichen Wildbienen und Hummeln. Von daher ist es auch wichtig viele verschiedene Stauden zu haben, denn jede Art bevorzugt ganz eigene Sorten.
Im Frühling können sich bei uns die Bienen an zahlreichen Zwiebelblumen erfreuen. Angefangen von Schneeglöckchen über Krokusse bis hin zu Narzissen, Tulpen, Christrosen und Co. Die Auswahl ist wirklich beeindruckend und sobald die ersten Sonnenstrahlen da sind, summt und brummt es auch gleich überall. Für mich jedes Jahr aufs neue ein super schöner Moment, denn das bedeutet, dass die Natur aus ihrem Winterschlaf erwacht.
Im Sommer wechseln sich die Stauden ab, je nach Beet. In den schattigeren Bereichen haben wir viele verschiedene Funkienarten, Frauenmantel, Gelenkblumen, Fingerhüte und Akeleien etc. In den sonnigeren Beeten stehen Taglilien, Lilien, Storchenschnabel, Katzenminze, Pfingstrosen, Sonnenblumen, Sonnenhüte und ja auch die eine oder andere Rose, obwohl ich absolut kein Rosenfan bin. Es sei denn, es sind Wildrosen.
Dafür bin ich ein riesen Fan von Kräutern und so wachsen bei uns zahlreiche Sorten, angefangen von Lavendel über Rosmarin, Thymian, Majoran, Currykraut, Heiligenkraut, Liebstöckel, Schnittlauch, ach unzählige. Ich liebe sie einfach und nicht nur ich, sondern auch die zahlreichen Bienenarten. Da die meisten Kräuter ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammen und damit sehr hitzeresistent und trockenheitsverträglich sind, passen sie perfekt in den Geestgarten. Erst recht wo die Sommer immer trockener werden und man im Grunde viel mehr gießen muss als früher. Den Kräutern macht das nichts aus und sie riechen und schmecken so gut. 😉
Gerade jetzt, während ich diesen Beitrag auf unserer Terrasse schreibe, blühen die ersten Kräuter und es summt und brummt um mich herum. Es ist so schön mit anzusehen, wie die zahlreichen Bienen – und man ist wirklich erstaunt wie viele Sorten es gibt – sich am Nektar der Blüten laben und seien sie noch so klein. Ich könnte das stundenlang beobachten.
Viele Kletterpflanzen wie echter Wein, Kletterhortensien oder Clematis – um bei den bekanntesten zu bleiben – sind nicht nur schöne Gestaltungspflanzen, sondern bieten ebenfalls unterschiedlichen Insekten Nahrung.
Im Herbst gibt es oft nicht mehr viel was blüht und dennoch findet sich einiges. Viele Sonnenblumen sind noch am Start oder Fetthennen, die ebenfalls reich an Nektar sind. Obwohl Efeu nicht gerade zu meinen Favoriten zählt, habe ich ihn an einigen Stellen im Garten gelassen. Efeu ist nämlich mit eines der letzten Pflanzen, die nun noch blühen und für Nahrung sorgen. Ich bin immer ganz fasziniert was sich bei der Blüte tummelt. Später im Winter dienen die daraus resultierenden Früchte den Vögeln wiederum als Nahrung. Bis ein Efeu das erste Mal blüht vergehen allerdings ganz paar Jahre.
Es darf auch gern ein wenig wild sein
Mit den bisher genannten Beispielen haben wir schon eine ganze Menge für einen insektenfreundlichen Garten getan, aber es geht noch mehr. Denn wie ich bereits oben erwähnte, gibt es viele unterschiedliche Bienen und jede von ihnen hat ihre ganz eigenen Bedürfnisse. Wer sich mal mit Wildblumenwiesen befasst hat wird schnell bestätigen, dass sich dort noch wieder ganz andere Insekten aufhalten.
Nun kommen wir zu unseren Baumstümpfen von den Fichten. Einer steht mitten auf dem Rasen. In diesen haben wir zahlreiche Löcher gebohrt und dort Saatgut von einer Wildblumenwiese ausgesät. Du glaubst gar nicht, was das für ein schönes Ergebnis ist. Inzwischen erfreuen wir uns schon im dritten Jahr an einer Blühvielfallt, die mit einem normalen Staudengarten einfach nicht mithalten kann und zahlreiche Bienen und Schmetterlinge anzieht. Auch unsere Vögel lieben den Stumpf, weil sie dort immer etwas zu fressen finden. Den zweiten Stumpf hat Ralph ausgehölt und dieser dient den Vögeln und Insekten nun als Wasserstelle. Der dritte ist mittlerweile derart eingewachsen, dass sich die Natur ihn auf natürliche Weise zurückholen darf.
Auch unser Rasen ist bunt. Bei uns dürfen Klee, Gänseblümchen, Löwenzahn und Co. wachsen. Ich mähe zwar auch wöchentlich, aber dennoch bleibt jedes Mal genug stehen, so dass die Bienchen auch dort Nektar finden. Unterstützen könnt ihr die Bienen auch, indem ihr Insektenhotels aufhängt oder stellt. Unseres muss erst noch wieder gefixt werden, da auch hier der Sturm zugeschlagen hat, aber auch hier tummelt sich das Leben. Einige Bienen haben ihre Nester auch im Boden oder in den Fugen von den Steinen in der Terrasse.
Es ist wirklich schön all das zu beobachten und gibt einem ein gutes Gefühl, der Natur ein Stück Vielfalt zurückzugeben. Mehr noch, wenn man einmal angefangen hat und sieht, dass es funktioniert, will man einfach immer mehr.
Wildblumenwiese als Vorzeigemodell
Zum Schluss möchte ich euch noch von einem Erlebnis erzählen. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an unsere Aktion mit der Wildblumenwiese auf öffentlichem Grund. Ich verlinke den Beitrag hier nochmal… „Nordfriesland blüht auf, wir machen mit“
Vor drei Jahren hatten wir unseren Bürgermeister gefragt ob wir nicht eine der Flächen vor unserem Atelier vom Rasen befreien dürfen, um dort eine Wildblumenwiese entstehen zu lassen. Wir bekamen die Erlaubnis und haben es in die Tat umgesetzt.
Letzte Woche hatten wir Besuch von unserem Bürgermeister. Er kam aber nicht allein, sondern in Begleitung von einigen Beratern mit dem Ziel, sich umzuschauen, wo man in der Gemeinde für mehr Blühvielfalt durch Wildblumenwiesen sorgen kann. Unsere in Eigeninitiative errichtete Wildblumenwiese dient nun als Vorzeigemodell und soll animieren, dass noch mehr Menschen uns dies gleich tun. Wer hätte das vor drei Jahren gedacht?! Und dabei sind wir selber mit der Blühwiese noch gar nicht ganz zufrieden. Wir hatten damals eine Mischung gewählt, die auch viele Gräser enthält und nicht ganz so viele Wildblumen wie zum Beispiel unser Baumstumpf. Und dennoch, es war ein Anfang und macht Lust auf mehr. 😉
6 Kommentare zu „Ein insektenfreundlicher Garten“
Ein toller Garten. Das habt ihr so gut hingekriegt. Man kann sich nicht satt sehen. Aber bald kommen wir persönlich und ich hoffe, dass unser Garten auch mal ähnlich schön wird. Respekt.
Dankeschön, das freut uns sehr. Wir sind auch richtig stolz auf unser Werk und freuen uns täglich an dem kleinen Paradies.
Oh ja, sehr gerne Ich hoffe, ganz bald.
Knuscher
Ein tolles Ergebnis. Viel Arbeit, aber sie hat sich gelohnt. Und ich finde, der Garten sieht dennoch sehr ordentlich aus 😉
Moin liebe Sabine,
lieben Dank. Ja, das war in der Tat viel Arbeit, aber es hat auch mächtig viel Spaß gemacht. Trotz Blühreichtum und einigen Wildblumeninseln wollten wir, dass der Garten dennoch Struktur hat. Das scheint wohl gelungen. 😉
Ganz liebe Grüße aus dem Norden,
Claudia
Moin liebe Claudia
Ihr habt ja einen riesigen und wundervollen Garten…ganz toll
Eine kleine Reise in die Botanik, danke dafür
Liebe Grüsse
Sabina
Moin Sabina,
sehr gerne. Freut mich, dass dir unser kleines Paradies gefällt.
Liebe Grüße,
Claudia