Was haben wir dieses Jahr doch für einen traumhaften Herbst. Die Sonnentage sind in der Überzahl und von Winterblues ist wirklich noch nicht viel zu spüren. Es ist zwar nicht unbedingt immer das perfekte Fotowetter, aber für ausgiebige Spaziergänge lohnt es allemal. Doch so unwirklich wie sich das Wetter derzeit im November anfühlt, ist es auch mit der Stimmung in der HafenCity.
Viele von euch wissen, dass wir den Aufbau seit Jahren fotografisch begleiten und dass es schon viel spannende Momente gab. Seit einiger Zeit hat man aber oft das Gefühl, dass dieses neue Areal zu verstummen scheint bevor es richtig aufblüht.
Das ist jetzt keine böswillige Kritik, doch so deutlich wie heute war es noch nie zu spüren. Es ist wirklich ein traumhafter Tag, das Laub der Bäume reicht von glutrot bis in die unterschiedlichsten Brauntöne und auch die Luft ist fantastisch. Kein Grund also seine Zeit drinnen zu verbringen.
Doch anstelle regen Geschnatters und buntem Treibens wirkt es fast wie eine Geisterstadt. Wenig bis gar keine Touristen und selbst zur Mittagszeit ist von Berufstätigen kaum eine Spur. Ist das Zufall oder doch die Jahreszeit? Erstaunt blicken wir uns um und haben buchstäblich Fragezeichen auf der Stirn. Egal in welchem Quartier wir uns aufhalten, die Straßen sind wie leer gefegt.
Nicht mal Studenten, dabei hat die HCU doch längst ihren Alltag aufgenommen. Uns fallen die vielen Schlagzeilen ein, Geschäftsinhaber, die ihren Betrieb mangels Zulaufs einstellen müssen. Und tatsächlich stehen viele Geschäfte wieder leer, die man bereits lieb gewonnen hatte, wie dieser Blumenladen hier. Doch als wolle die HafenCity ihr Gesicht wahren, hängen keine oder kaum Schilder „zu vermieten“, wie sonst üblich, in den Schaufenstern. Man scheint so zu tun als gäbe es das Problem nicht. Oder bilden wir uns das nur ein?
Ein Herbstspaziergang, der trotz schönem Wetter ein wenig traurig und nachdenklich stimmt. Dabei gibt es doch so viele schöne Ecken. Gerade die vielen gastronomischen Betriebe mit Blick auf den Hafen sind ein Traum. Dicht am Wasser verweilen, klönen, Schiffe gucken, was will man eigentlich mehr?
Zugegeben, nicht jedes Quartier ist gleich schön. Das Quartier, mit dem ich mich persönlich am meisten schwer tue, ist das Überseequartier. Es soll das Luxusquartier der HafenCity sein. Für mich nicht – im Gegenteil. Es ist bedrückend, die Passage mit den Häusern wirkt wie eine dunkle Schlucht, eigentlich kommt hier nie richtig Licht hin. Es fühlt sich förmlich unterkühlt an.
Und an so vielen Stellen glänzt das Überseequartier immer noch mit jeder Menge Baustellen. Aber wie heißt es so schön, über Geschmack lässt sich streiten und nicht jedem kann man es recht machen. Die „immer noch“ Baustellen wiederum fand ich auch in anderen Quartieren bezeichnet. Bisher hatte man immer das Gefühl die HafenCity sprießt nur so aus dem Boden, doch jetzt wirkt es eher stockend.
Natürlich ist auch Rom nicht an einem Tag erbaut, doch irgendwie – ich weiß auch nicht. Spürbare Veränderungen sehen anders aus. Erwartet man zuviel? Vielleicht liegt es wirklich nur an der Verwunderung der gähnenden Leere. Immerhin sind wir hier in Hamburg in einer Großstadt und nicht auf einem Dorf.
Besonders erschreckend finde ich, dass so viele der Gebäude mittlerweile erhebliche Mängel aufweisen, zumindest optischer Natur. Viele der Betonfassaden sehen schon derart spakig aus, dass ich mir gar nicht ausmalen möchte, wie die noch zehn Jahre weiter aussehen?! Sogar öffentliche Toiletten sind dem Vandalismus zum Opfer gefallen. Echt traurig das so zu sehen.
Ich wünsche mir für dieses Stadtviertel, dass es noch die Kurve kriegt und nicht schon untergeht, bevor es Zeit zum Aufblühen hatte.