Ein Entdeckerparadies stirbt aus

Impressionen aus dem Hamburger Hafen // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Mit dem Aufschwung und dem Wandel stirbt auch ein Stück Seele vom Hafen

Auch Reichtum und Wohlstand kann seine Schattenseiten haben, nämlich dann, wenn ein Stück Geschichte für immer verschwindet. Platt gewalzt, betoniert, eingezäunt und für immer verloren. So lange wie es die Freihandelszone gab, war der Hafen ein Reich für sich. Ein Kinderspielplatz für Hanfenfans und Fotografen.

Kaum ein Ort, an dem es nicht so viel zu entdecken gab. Ob tagsüber oder nachts, haufenweise Fotografen, auch wir, schlichen nur zu gern durch den Hamburger Hafen. Eine Entdeckungsreise voller Spannung und immer auf der Suche nach dem Motiv.

Impressionen aus dem Hamburger Hafen // Foto: MeerART

Oft waren es die kleinsten Details, die einen in den Bann zogen. Diffuses Licht, dunkle Ecken, Orte an denen man das Hafenflair hautnah erleben konnte. Hinter jedem Schuppen oder Lagerplatz gab es irgendeine spannende Entdeckung zu machen. Relikte aus vergangen Tagen lagen herum, eigentlich wertlos, fotografisch reizvoll.

Impressionen aus dem Hamburger Hafen // Foto: MeerART

Mittlerweile gibt es so viele Orte nicht mehr. Sie würden völlig in Vergessenheit geraten, gäbe es nicht Zeitzeugen oder aber Fotografen, die die Zeit festgehalten haben.

Gegen den stetigen Wandel ist grundsätzlich nichts einzuwenden, aber was soll dieses ewige Eingezäune? Nirgendwo darf man mehr rauf, alles versperrt, verriegelt und bewacht. Der Hafen verliert immer mehr seine Seele.

Impressionen aus dem Hamburger Hafen // Foto: MeerART

Natürlich ist auch die ganze Neuentwicklung spannend und reizvoll, aber was nützt sie einem, wenn man sie nicht mehr hautnah erleben und fühlen darf?

Wenn man mich derzeit fragen würde wie ich den Hamburger Hafen beschreiben sollte, dann fallen mir Begriffe ein wie moderne Wellblech-Lagerhallen, ähnlich einheitlich wie die Standardcontainer, haufenweise osteuropäische LKW´s am Straßenrand mit Fahrern, die auf ihre nächste Ladung warten (fernab der Heimat und Familie), jede Menge Müll auf den Straßen, Zäune und Schilder mit der Aufschrift „Betreten verboten“.

Impressionen aus dem Hamburger Hafen // Foto: MeerART

Ganz ehrlich, das nimmt einem irgendwie die Lust. Es ist ja irgendwie verständlich, dass es auch Sicherheitsgründen etc. sein muss, aber haben wir es so nötig, dass alles immer meterhoch eingezäunt werden muss? Früher ging es doch auch ohne. Unser Herz blutet derzeit kräftig. Wie sieht es bei euch aus?

Meer, Wohnen & Genießen

Verliebt in den Norden - weil der Norden glücklich macht.

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4 Kommentare zu „Ein Entdeckerparadies stirbt aus“

  1. Liebes MeerART Team,
    tatsächlich – die Zäune überall sind ein Jammer. Hintergrund ist ein internationales Abkommen von 2004. Schaut mal:

    „Nach den Terroranschlägen vom 11.September 2001 wurde auf Initiative der USA eine Ergänzung des Internationalen Übereinkommenszum Schutz
    des menschlichen Lebens auf See (SOLAS – Safety Of Life At Sea) um ein Kapitel mit dem Titel „Besondere Maßnahmen zur Erhöhung der Gefahrenabwehr in der Schifffahrt“ … beschlossen. Hintergrund war der Wunsch der USA sich durch diese Maßnahmen vor einer Bedrohung von Außen, die auf dem Seeweg ins Land gebracht werden könnte,
    zu schützen. … (Kurz danach) haben deutsche Häfen die IMO-Anforderungen termingerecht erfüllt, weil sonst keine US-Verkehre mehr über diese Häfen – auch in mehrfach gebrochenen Transportketten – mehr abgewickelt worden wären. …
    Die Umsetzung der Gefahrenabwehrpläne erforderte umfangreiche bauliche und betrieblich- organisatorische Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit der Hafenanlagen, dazu gehörte bzw. gehört z.B.
    – die vollständige Umzäunung des Geländes,
    – die Durchführung umfassender Zugangskontrollen und ggf. mit Durchsuchungen, sowie
    – eine Bestreifung und Überwachung des Geländes insbesondere durch Video- und
    Infrarotkameras.

    Häfen waren und sind damit heute wieder verschärft
    bewachte besondere Gewerbeflächen, in die der
    Zugang und in denen bestimmte Abläufe besonders überwacht werden.“

    Quelle
    http://www.rostock.ihk24.de/linkableblob/hroihk24/servicemarken/branchen/downloads/1299550/.4./data/14_11_WkS1_3_Dr-data.pdf

    Auch der Hamburger Hafen hat einiges dazu veröffentlicht.

    LG, Christina

    1. Liebe Christina,

      herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.
      Dass das ganze mit Sicherheit und so zu tun hat, dachte ich mir schon. Allerdings wusste ich nicht, dass es mit dem Anschlag vom 11. September zu tun hat. Ist ja krass. Danke dir für die Informationen. Selbst ohne dem kann ich ja schon echt verstehen, dass es besser ist seinem Besitz mit einem Zaun zu schützen. Nicht jeder Besucher meint es gut, außerdem sind Unfälle sicherlich nicht zu verachten. Aber schade ist es trotzdem. Es geht eine ganze Menge vom ursprünglichen Charme verloren. Wir standen neulich im Hafen und haben uns angeguckt… so nach dem Motto, tja wo fahren wir jetzt hin? Was können wir angucken, entdecken knipsen? Vieles ist einfach nicht mehr möglich und macht aus künstlerischer Sicht dann auch kein Spaß mehr. Aber so ist das Leben. Vieles verändert sich. Dafür gibt es dann andere Dinge zu entdecken.

      Ganz herzliche Grüße,
      Claudia

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