Die Süderelbe – Natur pur vor den Toren Hamburgs
Als waschechte Nordlichter sind wir an der Elbe groß geworden und der Fluss gehört zu unserem Leben wie die Luft zum Atmen. Auch wenn uns schon immer bewusst war, dass die Elbe auf ihren gut 1.100 Kilometern quer durch Deutschland ständig ihr Gesicht verändert, war sie doch immer „nur“ die Elbe für uns. Doch die Elbe ändert nicht nur ihre Landschaftsbilder, sondern auch ihre Namen. Allein hier bei uns im Norden tauchen Namen wie Mittelelbe, Unterelbe, Außenelbe, Süder- oder Noderelbe auf. Ein Grund mehr mal genau hinzuschauen.
Die Süderelbe ist genau wie die Norderelbe ein Arm der Unterelbe und beide sind von jeher wichtige Wasserstraßen für Hamburg und Umgebung. Wie wir nun im Nachhinein gelesen haben, gab es um die Nord- und Süderelbe einen Jahrhunderte andauernden Streit. Bis ins 16. Jahrhundert war die Süderelbe der deutlich tiefere, mehr Wasser führende Arm der Elbe.
Trotzdem zwang Hamburg (auf der Grundlage des von Kaiser Karl IV. 1359 verliehenen Stapelrechts) alle Handelsschiffe, die die Elbe passieren wollten, die Route über die viel flachere Norderelbe zu nehmen. Unglaublich, der Mensch und seine Prinzipien. Doch das soll nicht unser Thema sein. Wir möchten uns die schönen Seiten angucken und starten auf der niedersächsischen Seite kurz vor Harburg.
Das Naturschutzgebiet Schweenssand
Begonnen haben wir unsere Entdeckungstour beim Naturschutzgebiet Schweenssand, welches im Stromspaltungsgebiet der Elbe liegt und ungefähr 35 Hektar groß ist. Es beinhaltet die bis zu 250 Meter breiten Außendeichflächen unterhalb der Landesgrenze zu Niedersachsen bis oberhalb der Eisenbahnbrücke über die Süderelbe.
Schweenssand gehört zusammen mit dem am Nordufer der Süderelbe gelegenen Naturschutzgebiet Heuckenlock zu den artenreichsten Flächen Hamburgs. Rund 700 Pflanzenarten wurden hier schon gezählt, dazu kommen noch zahlreiche Vogelarten, von denen ich mir nicht einmal die Namen merken kann.
Geprägt wird Schweenssand von Süßwasserwatten mit Prielen, Sand- und Schlickwatt sowie Auwaldresten und Röhrichtbereichen. Zudem befindet es sich im Tidebereich der Elbe und unterliegt der natürlichen Flussdynamik. Als wir dort waren, hatten wir Niedrigwasser und konnten viele Vögel sehen, die auf dem Schlickwatt pausierten oder nach Futter suchten. Für uns persönlich immer ein unheimlich schönes Bild, denn es erinnert uns ein wenig an das Wattenmeer der Nordsee.
Eine kleine Insel am Diamantgraben
Wir liefen eine kleine Straße hinunter, in der Hoffnung noch näher an das Ufer der Elbe zu kommen. Gelandet sind wir auf einer kleinen Insel, die neben der „Inselklause“, einer an diesem Nachmittag gut gefüllten Musik- und Grillbar, vor allem aus diversen Ruder- und Kanu-Clubs besteht. Kein Wunder, denn auch die Elbe ist als Wassersportrevier sehr beliebt.
Die kleine Insel ist richtig idyllisch und niedlich, auch wenn man kaum Zutritt zu den einzelnen Stellen hat. Fast jede Abzweigung endete vor einem Schild „Privat – Zutritt verboten“. Das ist leider wieder typisch deutsch, also gingen wir zurück zum Deich und versuchten von dort aus noch weiterzukommen. Zu sehen bekamen wir noch einen kleinen Hafen mit diversen Booten.
Erstaunlich ruhig ging es an einem so wunderschönen Tag wie heute hier zu. Was ganz besonders im Hochsommer, wenn Nord- und Ostsee völlig überlaufen sind, sehr angenehm ist.
Recht weit sind wir jedoch auch hier nicht gekommen, denn eine Eisenbahnbrücke versperrte uns den Weg. Da dahinter bereits Harburg begann und wir auf Stadt heute so gar keine Lust hatten, entschlossen wir uns kurzerhand zum Auto zurückzugehen und noch wieder ein Stück elbaufwärts zu fahren.
Bullenhausen – ein Mekka für Reiche
In Bullenhausen entdeckten wir ein Schild mit der Aufschrift „Südstrand“ und dachten uns prima, da sind wir bestimmt richtig. Hier kommen wir endlich zum Wasser. Doch weit gefehlt. Ehrlich gesagt trauten wir unseren Augen kaum.
Bullenhausen muss so etwas wie Klein-Blankenese sein. Ein Prunkhaus nach dem anderen und alle hinter massiven Zäunen verbarrikadiert, mit Alarmanlagen und allem Pipapo. Ich weiß nicht ob hier Promis leben, Namensschilder gab es jedenfalls kaum. Bekannt war uns nur, dass Inge Meysel zu Lebzeiten hier gewohnt hat.
Das Areal liegt wirklich traumhaft in erster Reihe mit unverbaubarem Blick zur Elbe. Zumindest für die vor der Flutschutzmauer. Zum einen wirkte es richtig schön, aber irgendwie auch wahnsinnig dekadent.
Ehrlich gesagt hat es mich ein wenig an die Bilder aus Afrika erinnert, wenn die Schönen und Reichen sich mit ihren Besitztümern von der armen Welt abschirmen und schützen müssen. Wohlfühlcharakter ist was Anderes. Wir würden so jedenfalls nicht leben wollen. Irgendwie passte das auch so gar nicht in die Gegend. Alle anderen Häuser waren hinterm Deich, nur dieses Wohngebiet stand so präsent in erster Reihe. Naja, wie ihr euch denken könnt, war der Südstrand dann auch alles andere als öffentlich und ausschließlich in privater Hand.
Weiter ging es dann zum nächsten Stopp in Over und hier wurde der Nachmittag erst so richtig schön. Dazu entführen wir euch aber in unserem nächsten Beitrag „Sommer an der Elbe“.
6 Kommentare zu „Die Süderelbe – vielfältig und schön“
Liebe Claudia,
es ist – wie du schreibst – dekadent, diese Edelpaläste, die sich hinter Zäunen verbarrikadieren!
Auch ich würde so nicht leben wollen – für kein Geld der Welt.
Aber euch danke für den interessanten Bericht mit den wunderschönen Fotos.
Liebe Grüße
Eva
Liebe Eva,
stell dir vor, einige hatten sogar ihre Terrasse noch einmal extra eingezäunt. Da kommt man sich ja vor wie im Gefängnis. Ne, ne… dann doch lieber fein und bescheiden, aber glücklich.
Danke, das freut uns sehr. Die Ecke war selbst für uns neu.
Herzliche Grüße,
Claudia
geht gar nicht! 🙁 Aber dieses Einzäunen wird irgendwie immer mehr…auch in all diesen Neubaugebieten.
Die Ecken/Gegenden muss ich alle erst noch erkunden nach meinem Umzug vor ein paar Jahren von Brunsbüttel in den Rosengarten…..gibt viel Neues kennenzulernen. 😉
Stimmt, das wird in der Tat mehr.
Das glaube ich dir gern. Geht uns oft nicht anders, aber das ist ja das Schöne… so wird es nie langweilig. 😉
Ihr lieben Nordlichter,
sehr spannend, das hört sich nach einem richtigen Geheimtipp an: Schweenssand und das kleine idyllische Inselchen.
Die Villen sind zwar zum Teil bestimmt toll, aber die Zäune sind ganz fürchterlich! Ich möchte so auch nicht leben. Immer die Angst und hinter Gittern… Das kenne ich auch aus unserer Gegend, man muss nur mal durch Meerbusch fahren… Sehr schade und auch traurig für uns. Ich freue mich für jeden, der Geld hat (auf ehrliche Art und Weise erarbeitet wohlgemerkt, alle anderen… da könnten ich ganz andere Ausdrücke benutzen). Aber wenn man sich so verschanzen muss oder das Gefühl hat, es tun zu müssen…
Auf jeden Fall bin ich gespannt, auf den nächsten Elbe-Bericht! Danke Ihr Lieben für den geistigen Input, ich freue mich immer darüber!
Liebste Grüße an die Elbe
Martina
Hey meine Liebe,
vielen Dank.
Für uns war die Gegend auch ganz neu und genau das hat es so spannend gemacht. Ganz besonders jetzt wo die Küsten so überlaufen sind, ist es fabelhaft im Binnenland auf Entdeckungstour zu gehen. 😉
Zu den Villen haben wir auch so unsere Meinung und schließen uns deinem Kommentar an. Jeder wie er es sich ehrlich verdient hat und mag. Meines wäre so ein Gefängnis jedenfalls nicht. Derartige Gegenden gibt es ja viel in Deutschland, nur hier an der Elbe und auf die Art, das war mir neu.
Der nächste Bericht wird dir bestimmt gefallen. Als Rheinliebhaberin wirst du bestimmt viele Parallelen feststellen. 😉 Demnächst werden wir die Gegend auch von Wasser aus erkunden. Das Boot ist schon gebucht. 🙂
Ganz liebe Grüße und einen zauberhaften Abend für euch.
Claudia