Die Magie der Insel und ein Hühnergott

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Ist es Magie oder einfach nur die gute Seeluft, dass ich die Nächte hier so gut durchschlafen kann? Vielleicht beides. Eins steht auf alle Fälle fest, in diesem Beitrag geht es nicht nur um die Insel, sondern auch ein wenig um Magie.

Doch was bedeutet Magie eigentlich?

Magie wird gern mit Zauberei in Verbindung gebracht. Nüchtern betrachtet ist es die Zuordnung von bestimmten Kräften an Gegenständen, Ereignissen oder Lebewesen, die diese eigentlich nicht besitzen. Ein Blendwerk also?! Der Mensch versucht durch Rituale und Beschwörungen Einfluss auf diese Mächte zu gewinnen. Meist, um sich vor ihnen zu schützen oder sich ihrer Unterstützung und ihres Schutzes zu versichern.

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Kräfte sollen dazu wirksam auf die Umwelt übertragen werden, um sowohl das eigene als auch das Wollen, Handeln und Schicksal anderer Menschen willentlich zu beeinflussen, was nach naturwissenschaftlicher Betrachtungsweise irrational erscheint. Wie auch immer man das erklären will, aber hat nicht jeder von uns schon magische Momente erlebt? Und sei es nur an einem Ort zu sein, von diesem völlig verzaubert zu werden ohne eigentlich genau zu wissen warum?

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Uns ging es schon einige Male so, dass wir uns an schönen Orten aufhielten und uns von dem Anblick verzaubern ließen. Doch so intensiv wie auf dieser Insel war es noch nie. Nur beim puren Aufhalten in der Landschaft wurden Emotionen freigesetzt, die vorher nicht zu erwarten waren. Ob das nun an der Insel selber oder an den tollen Menschen, die uns den Zauber ihrer Insel weitergeben möchten liegt, weiß ich nicht. Aber eins weiß ich gewiss, dass wir euch ein Stück von der Magie weitergeben möchten.

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Vom Suchen und Finden eines Hühnergottes

Für heute hatten wir uns die Umrundung der Amrumer Odde vorgenommen, denn bei unserem letzten Aufenthalt ließen die Gezeiten es nicht zu. Kerstin, unsere zauberhafte Gastgeberin, bat mich ihr einen Lochstein mitzubringen, sofern ich einen finde. Da guckte ich sie erst verwundert an, bis ich merkte, dass sie einen Hühnergott meinte. Kein Problem, dachte ich mir, doch wie ich später feststellen würde, war es gar nicht so einfach.

Impressionen aus Glücksburg an der Flensburger Förde // Foto: MeerART

Ein Hühnergott ist ein Feuerstein mit einem natürlich entstandenen Loch. Bei uns kommen sie an der Ost- und Nordseeküste vor und dienen uns nur zu gern als Urlaubserinnerung.

Nach einem slawischen Volksglauben jedoch dienten sie der Abwehr eines weiblichen Hausgeistes, der so genannten Kikimora. Ihr sagte man nach, dass sie das Hausgeflügel stiehlt oder am Eierlegen hindert. Um ihren schädlichen Einfluss abzuwehren, wurden die Hühnergötter gut sichtbar an den Ställen aufgehängt.

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Wir stratzten also los, um die Odde zu umwandern. Im März hatte ich noch davon geträumt und heute standen wir hier und durften uns von dem lila Blütenmeer des Halligflieders verzaubern lassen. Was für eine Farbenpracht und dazu diese Stille. Kein Lüftchen wehte heute. Schade nur, dass wir nicht dichter heran konnten.

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Plattbarft dör´n sand

Und nu aber, ab mit den nackten Füßen ins Watt. Hach, wie ich das liebe – Plattbarft dör´n sand. Auf dem Weg ließen wir die eine oder andere Wattwandergruppe hinter uns, die sich von hier zur Nachbarinsel Föhr führen ließen. Immer im Hinterkopf einen Hühnergott zu finden, suchten meine Augen den Boden ab. Doch bisher Fehlanzeige.

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Stattdessen lag diese Weite vor uns, was für uns auch wieder eine Art von Magie ist. Vor lauter Freude hüpfte ich im Watt auf und ab und ließ so richtig das Kind aus mir raus. Ich weiß, dass viele damit nichts anfangen können und auch nicht damit klar kommen, dass das Wasser nun mal nicht immer da ist. Aber hey, es ist doch auch ein cooles Feeling jetzt da laufen zu können, wo in wenigen Stunden wieder kein Durchkommen ist.

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Dazu noch die unterschiedlichsten Untergründe, auf denen man läuft. Für mich gibt es nichts Schöneres. Das Meer und der Wind hinterlassen jedes Mal eine ganz eigene Struktur im Boden, wie ein magisches Kunstwerk.

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Je dichter wir zur Spitze kamen, desto mehr verstummten die Stimmen der Wandergruppen. Föhr schien von hier zum Greifen nahe. Erst recht mit dem hier angebrachten Fernglas. Beim Durchgucken konnte man jeden einzelnen Strandspaziergänger auf der Nachbarinsel erkennen. Sogar bis nach Sylt konnten wir damit gucken.

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Nachdem wir die Spitze umrundet hatten, änderte sich schlagartig die Farbe des Strandes. Auf der Wattseite sah der Boden eher ockerfarben aus, während er auf der anderen Seite fast strahlend weiß wurde. Wie von Zauberhand hatte uns hier auch der Wind wieder voll im Griff.

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Der Boden schien wie versteinert und immer noch kein Hühnergott in Sicht. Langsam fragte ich mich, ob Kerstin mich auf die Probe stellen wollte. Sollte das ein Test sein? Weit und breit nur vereinzelt ein paar Steine. Wo um Himmels willen sollte ich einen Hühnergott finden? Oder haben die Insulaner alle aufgesammelt, um ihr Vieh zu schützen? Liegt vielleicht deshalb so viel unerklärliche Magie in der Luft?

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Der Zauber der Natur

So ganz nebenbei möchte ich noch mal erwähnen, dass wir uns mitten in der Hauptsaison befanden. Ist es nicht der Wahnsinn, dass man trotzdem so für sich sein kann? Kaum eine Menschenseele, die sich hierher verirrte. Den Strand hatten wir fast für uns allein, was auch enorm dazu beitrug, dass wir uns so richtig fallen lassen konnten. Einfach dem Zauber der Natur hingeben.

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Ha, und dann ein Aufschrei – ich hab einen. Und was für ein stattliches Exemplar von Hühnergott. Stolz hielt ich ihn hoch. Das war bestimmt der einzige weit und breit. 😉 Jetzt musste ich das schwere Kerlchen von Stein nur noch bis zum Hotel schleppen, was noch ein paar Kilometer waren. Doch das war mir egal. Hauptsache, ich hatte einen gefunden und konnte diesen freudestrahlend überreichen. Immerhin hatte ich noch ein schlechtes Gewissen, dass ich Kerstin bei unserem letzten Besuch das bestimmt schönste Gehäuse einer Wellhornschnecke abgeluxt hatte.

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Was auch immer nun Magie ist oder den Zauber dieser Insel für uns ausmacht. Die magischen Momente, die wir persönlich hier auf der Insel der Freiheit erleben durften, haben sich ganz tief in unser Herz gebrannt.

Meer, Wohnen & Genießen

Verliebt in den Norden - weil der Norden glücklich macht.

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2 Kommentare zu „Die Magie der Insel und ein Hühnergott“

  1. Moin Claudia,
    ja was is Magie? einfach ein Gefühl ganz bei sich zu sein und plötzlich passieren so Dinge, vielleicht weil unsere Wahrnehmung eine andere ist… so ganz frei… am Meer…
    und das sind auch wirklich diese ganz besonderen GlücksMomente, die wir in unseren Herzen speichern können…
    hach kann ich gar nich so in Worte fassen 😉

    Danke für Eure magischen Eindrücke!!
    Liebe Grüsse von mir
    Christa

    1. Liebe Christa,

      hach, das klingt auch schön.
      Eine wirkliche Beschreibung oder Erklärung gibt es wohl auch nicht, da jeder so seine ganz eigenen Empfindungen hat. Sie zu spüren ist auf jeden Fall schön, ja sogar aufregend. Ganz egal ob sie durch einen Ort oder eine Person ausgelöst wird.

      Der Dank geht auf alle Fälle zurück, sowie die lieben Grüße,
      Claudia 🙂

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