Immer wieder heißt es, dass Sylt bei uns Deutschen die beliebteste Insel sein soll. Aber warum eigentlich? Was hat die Insel was andere nicht haben?
Auf alle Fälle gibt es wohl keine andere Insel, über die so viel geredet wird, wie Sylt. Ein Ruf eilt ihr dabei besonders voraus, nämlich, die Insel der Schönen und Reichen zu sein. Andere sagen wieder, Sylt hat noch viel mehr zu bieten als nur schicke Autos und Villen. Natürlich gibt es noch viele andere Meinungen, mal mehr, mal weniger positiv. Da fällt es fast schwer objektiv auf Entdeckungsreise zu gehen, aber wir haben es trotzdem getan.
Erinnerungen an Sylt
Es war zwar nicht unser erster Trip nach Sylt, aber es fühlte sich beinahe so an. Seit unserem letzten Aufenthalt sind 18 Jahre vergangen. Damals hatten wir den Wochenendtrip mit Wellness-Programm zur Hochzeit geschenkt bekommen. Ralph war zuvor schon öfters auf der Insel und ganz fasziniert von der Landschaft. Für mich war das mein erstes Mal Sylt und ich erinnere mich, dass ich damals nicht allzu begeistert von der Insel war. Warum ist ganz einfach erklärt.
Zu der Zeit hatten wir – oder besser gesagt ich – noch nichts im Sinn mit diesem nordischen Wetter, das wir heute so lieben. Im Gegenteil, da stand noch der Wunsch einer Auswanderung in den Süden im Raum. Ich glaube sogar, dass die Insel schon deshalb gar nicht von mir wahrgenommen werden wollte. Erschwerend kam hinzu, dass wir den Gutschein für den Trip im Herbst eingelöst hatten. Als wir samstags anreisten, hatten wir noch bestes Wetter, allerdings auch unseren Wellnesstag, so dass wir von der Insel nicht viel mitbekommen haben.
Tja, und am Sonntag hatten wir Dauerregen, und zwar einer von der ganz fiesen Sorte. So stark, dass man nicht mal seinen ärgsten Feind vor die Tür, geschweige denn aus dem Auto gejagt hätte. Unsere Sightseeingtour beschränkte sich also darauf, die Insel mit dem Auto abzufahren. An Aussteigen war, wie gesagt, nicht zu denken. Außer, es gab mal eine Regenpause, die in der Regel nur von ganz kurzer Dauer war. Genervt, enttäuscht… ich weiß nicht mehr genau, aber wir sind dann wieder heimwärts gefahren. Nicht gerade eine erquickende Sylterfahrung.
In den letzten Jahren hat sich viel für uns verändert und seitdem wir MeerART betreiben sowieso. Die Liebe zum Norden – egal wie das Wetter ist – ist bei uns beiden nicht mehr wegzudenken. Von daher stand ein Trip nach Sylt schon länger wieder auf dem Entdecker-Wunschzettel. Bisher hatte es sich nur noch nicht ergeben. Vermutlich, weil wir anfangs immer Ziele ins Auge gefasst haben, bei denen wir es uns auch vorstellen konnten, eines Tages dort leben zu wollen. Und Sylt gehörte – mangels Portokasse – nun wirklich nicht dazu. 😉 Aber genug mit den Erinnerungen…
… Auf ein Neues
Wir beide waren wirklich sehr neugierig, wie sich Sylt wohl für uns anfühlen würde. Auch deshalb, weil wir uns so in Amrum verliebt haben. Kann man die beiden nordfriesischen Inseln überhaupt vergleichen? Die Antwort nehme ich gleich vorweg. Nein, man kann es nicht und das ist auch gut so, denn jede hat ihren ganz eigenen Charme. 😉
Da wir möglichst viele Eindrücke mitnehmen und flexibel sein wollten, hatten wir uns für den Autozug entschieden, auch wenn das immer recht kostspielig ist. Auf unserem Tagesziel stand die Nordspitze mit List und Kampen und evtl. das Rote Kliff. Letzteres fiel leider wegen eines unangenehmen Zwischenfalls flach, aber dazu später mehr. Dafür haben wir noch Rantum und Hörnum streifen können.
Nachdem wir auf dem Hinweg tatsächlich sogar Glück mit dem Autozug hatten (das ist in letzter Zeit ja eher nicht so der Normalfall mit der Bahn) sind wir hoch zum Ellenbogen und haben unser Auto auf dem Parkplatz Weststrand abgestellt. Da die Gezeiten auf unserer Seite waren, hatten wir das ehrgeizige Ziel, die Nordspitze zu umlaufen.
Der Sylter Ellenbogen
Begonnen haben wir unseren Rundgang von der Küstenseite und sind im Uhrzeigersinn um den Ellenbogen gewandert. Je nachdem wie gut man zu Fuß ist oder seine Pausen plant, aber ca. vier Stunden sollte man für den Rundgang schon einplanen. Der Wind wehte anfangs noch recht frisch und auch der Himmel war noch wolkenverhangen. Das konnte uns, mit unserem heutigen nordischen Wetterempfinden, aber nicht die Laune trüben. 😉
Es war zwar noch früh am Morgen, aber erstaunt, dass hier so wenig los war, waren wir trotzdem. Eigentlich hätten wir vermutet, dass sich die Strände schon reichlich gefüllt hätten. Laut dem netten Mann, der uns am Strandaufgang die Kurtaxe abgeknöpft hatte, soll das ab nächster Woche wohl ganz anders aussehen. Glück gehabt, dachten wir und genossen den Strand beinahe im Alleingang. Je weiter wir uns vom bewachten Badestrand entfernten, desto menschenleerer wurde es für eine Zeit. Erst weiter oben, zwischen Leuchtturm List-West und Leuchtturm List-Ost wurde es wieder ein wenig belebter.
Wann immer wir den Blick über die Dünen erhaschen konnten, stellte ich automatisch Vergleiche mit Amrum an, aber die beiden Inseln kann man definitiv nicht vergleichen. Amrum ist natürlich berühmt für seinen Kniepsand und die Dünen aus Sand. Sylt glänzt dafür mit feinen weißen Sandstränden, die nicht ganz so breit sind. Dafür sind die Dünen auf Sylt überwiegend mit Heidelandschaften bewachsen, was sicherlich traumhaft aussieht, wenn die Heide blüht. Ohne Heideblüte sehen die Dünen für mein Empfinden ein wenig karg und trostlos aus. Beide Inseln haben Dünengräser in Hülle und Fülle. Wir mögen den Anblick, wenn die Gräser so herrlich vom Wind tanzen und silbrig in der Sonne glänzen.
Nein wirklich, man sollte tatsächlich aufhören immer zu vergleichen und jede Insel für sich genießen. Ich kann noch nicht genau sagen was es ist, aber auch die Landschaft von Sylt zieht mich in ihren Bann.
Kaum hatten wir den Ellenbogen umrundet, erstreckte sich eine riesige Wattlandschaft vor uns. Einfach traumhaft. Das ist etwas, was ich an den Nordseeinseln so liebe. Auf der einen Seite der Insel gibt es Sandstrände und Meer ohne Ende und auf der anderen Seite befindet sich die Wattenmeerküste mit ihren Gezeiten.
Neugierig guckend, um alle Impressionen ja in mir aufzusaugen, wendete ich den Blick leider einmal zu viel vom Wattboden ab. Ich hörte es nur noch krachen und dann war es da, das Malheur. Mit meinem Fuß bin ich in eine Austernschale gekachelt und habe mir einen fiesen Cut am Fuß zugezogen. Mist, Mist. Das tat nicht nur weh, es blutete auch ziemlich stark. Ausgerechnet jetzt und noch so weit weg vom Parkplatz. Da blieb uns nur eine kleine Zwangspause, bis die Wunde aufhörte zu bluten. Ein Pflaster nützt dir im feuchten Watt leider so gar nichts und wirklich sauber waren die Füße auch nicht. Nun ja, irgendwann hörte es auf zu bluten und wir sind weiter. Etwas gehandicapt und jetzt mit Flip-Flops durchs Watt (keine angenehme Sache) setzten wir unseren Rundgang fort.
Ein Rundgang, den wir so schnell nicht vergessen werden, denn die Landschaft vom Lister Ellenbogen hat uns wirklich super gut gefallen. Der restliche Tag fiel nun leider etwas anders aus als geplant, aber dennoch haben wir unendlich viel Eindrücke mitnehmen können, die wir euch natürlich in den nächsten Beiträgen verraten werden. Aber vor allem kann ich dann auch mehr dazu sagen, warum Sylt eine der beliebtesten Urlaubsziele zu sein scheint.
2 Kommentare zu „Die Insel Sylt – eine Entdeckungsreise“
Moin Ihr Lieben,
mein seltener Besuch auf FB hat mir doch gleich eine wundervolle Reise nach Sylt beschert. Zwar nur virtuell, aber immerhin, die Bilder sind traumhaft.
Ich habe gerade geschmunzelt, denn unser erster Trip nach Amrum war auch mehr als nur holprig. Alles dabei, was man nicht brauchen kann, vom Nebel (und nicht das Dorf gemeint), über quengelnde genervte Jugendliche, überfüllte Busse und Busfahrpläne, die nicht eingehalten wurden, ein fast verloren gegangener Sohn und zu Hause eine tote Katze. Also mehr geht fast nicht, aber wir hatten glücklicherweise keinen Unfall.
Dass daraus eine so große Inselliebe werden könnte, war zu dem Zeitpunkt unvorstellbar.
Aber sie ist gewachsen und spätestens beim Zweiten Besuch waren wir schockverliebt. Ich kann mich erinnern, dass ich in Wittdün an der Spitze auf der Bank saß und ein nicht beschreibbares Glücksgefühl empfand.
Sylt hatten wir in einem Tagesausflug durchfahren, was mir dabei in tiefer Erinnerung blieb, ist der Ellenbogen und ich wusste, dass ich hierher wieder zurückkomme. Habe ich noch nicht geschafft, aber es genau das, was Du beschreibst, was ich suche und wieder erleben will (natürlich ohne Austernschale). Glücklicherweise ist das glimpflich für Dich ausgegangen.
Danke Euch für die wundervollen Erinnerung und die beeindruckenden Bilder
Von Herzen alles Liebe und Sommergrüsse vom Bodensee
Veronika
Moin liebe Veronika,
schön, dich mal wieder auf dem Blog zu lesen. Freut uns, dass dir unser kleiner Ausflug gefällt. Wir hatten an dem Tag tatsächlich auch noch richtig Glück mit dem Wetter. Auf jeden Fall sind noch viele weitere Bilder entstanden, die ich nun noch in Geschichten verpacken darf. 🙂
Oh je, das hört sich ja wirklich nicht so schön an mit eurem Trip nach Amrum. Da hatten wir doch deutlich mehr Glück, auch wenn es bei unserem ersten Besuch sehr viel geregnet hat. Wir durften schon beim ersten Mal eine besondere Verbindung zur Insel spüren und bei jedem weiteren Aufenthalt ist diese gewachsen. Daher neigen wir natürlich auch dazu die Inseln (automatisch) zu vergleichen, aber das sollte man wirklich nicht, denn alle haben ihren ganz eigenen Charme. Sylt ist – ich weiß noch nicht wie genau ich es beschreiben soll – auf eine ganz andere Art charmant. Die Umrundung des Ellenbogens war auf jeden Fall ein ganz tolles Erlebnis und deshalb möchte ich darauf auch im nächsten Beitrag noch etwas näher eingehen.
Ich freue mich, dass wir dir eine kleine Flucht aus dem Alltag gönnen konnten und senden dir von Herzen sonnige Grüße von der Westküste,
Claudia