Eine kleine Stadt in Sønderjylland stand schon länger auf unserer Entdeckertour-Liste, und zwar Haderslev (dt. Hadersleben). Vergangenen Montag haben wir das schöne Wetter genutzt und einen kleinen Ausflug in die Stadt an der Haderslebener Förde unternommen.
Unser Fokus für heute lag auf dem Hafen und der historischen Innenstadt. Nicht nur praktisch, sondern auch empfehlenswert ist es, das Auto auf einem Parkplatz vor der Innenstadt abzustellen. Dann gibt es keine Zeitbegrenzung und man kann die Stadt in aller Seelenruhe erkunden.
In Haderslev leben ca. 22.011 Einwohner. Die Fördestadt ist u. a. Standort für Maschinen-, Textil- und Nahrungsmittelindustrien. Von all den kleinen Städten, die wir in Sønderjylland kennengelernt haben, zeigt Haderslev ein ganz eigenes Gesicht. Obwohl die Stadt am nördlichsten Punkt von Sønderjylland liegt, lassen sich auch heute noch viele Facetten der deutsch-dänischen Vergangenheit entdecken. Haderslev war seit seiner Gründung im Hochmittelalter Teil des Herzogtums Schleswig.
Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg und dem Ende des dänischen Gesamtstaats gehörte es von 1867 bis 1920 zu Preußen und von 1871 bis 1920 zum Deutschen Reich. Später wurde es, zusammen mit Nordschleswig, an Dänemark abgetreten. Noch heute lebt eine deutsche Minderheit (deutsche Nordschleswiger) in der Stadt. Bestimmt lässt sich darüber auch einiges im heimatkundlichen Haderslev Museum entdecken.
Die Marienkirche oder auch Harderlev Dom genannt, ist das von weitem sichtbare Wahrzeichen der Stadt. In der Tat, der Dom ist so groß, dass man ihn von der Innenstadt aus fotografisch kaum ins Bild bekommen kann. Die Fenster im 22 Meter hohen Chor gehören zu den größten in Skandinavien. Der Chor wird durch vier Strebebögen gestützt, dem einzigen erhaltenen gotischen Strebewerk des Landes. Darüber hinaus gilt der Dom als schönste gotische Kirche Dänemarks.
Eine spannende Mischung
Die Stadt ist vielerorts im Umbruch. So gibt es auch hier eine Mischung aus alten geschichtsträchtigen Gebäuden und neuen Designerbauten. Besonders auffällig ist, dass viele der alten Gebäude in einem sehr gepflegten Zustand sind. Hier scheint man viel Wert auf die äußere Erscheinung zu legen. Was nicht schon herausgeputzt ist, wird es noch. Zumindest in der Altstadt. Von der Architektur her hat uns Haderslev öfters an Schleswig erinnert. Mit Sicherheit leuchten die Farben der einzelnen Gebäude im Sommer noch mehr, aber selbst im Winter macht es Spaß durch die vielen kleinen Gassen zu laufen und auf Entdeckungstour zu gehen. An einigen Gebäuden entdeckten wir sogar noch deutsche Inschriften.
Die Innenstadt ist voll mit kleinen Läden, die zum Bummeln und Shoppen einladen. Es gibt die verschiedensten Restaurants und Spirituosenhändler. Etwas skurril war die Dichte an Optikern. Auf einem kleinen Stück haben wir vier gezählt und das waren noch nicht alle. Etwas anderes für die Augen ist die nächste Entdeckung, und zwar der Dampark.
Eine kleine Oase inmitten der Stadt
Der im Jahre 1958 gegründete Dampark liegt im Zentrum der Stadt. Eine wirklich wunderschöne Oase mit kleinen Gärten und Skulpturen. Obwohl wir noch Februar haben und die Bäume und Büsche keine Blätter tragen, empfanden wir den Park bereits jetzt schon wunderschön. Wie traumhaft es im Sommer aussehen muss, konnten wir nur erahnen, denn die verschiedenen Blumenbeete sowie der Rosen- und Kräutergarten waren noch im Winterschlaf. Dafür öffneten bereits einige Krokusse ihre Kelche. Es heißt, dass der Kräutergarten kostenlos zur Verfügung steht. Anscheinend darf man sich bedienen, was wieder typisch dänisch wäre.
Der kleine Teich in der Mitte hat, wenn man ihn von oben betrachtet, eine Herzform. Um und auf ihm scharrten sich allerlei Wasservögel. Besonders reizvoll fanden wir auch die vielen Brücken, die die einzelnen Bereiche miteinander verbinden. Es machte Freude, bei Sonnenschein hier entlang zu gehen.
In der südöstlichen Ecke befindet sich das alte Klosterkirkegård mit einer Reihe von denkmalgeschützten Grabstätten und Denkmälern für gefallene Soldaten. U. a.ist hier auch Peter Hiort Lorenzen begraben. Hjort Lorenzen war im 19. Jahrhundert Abgeordneter in der Schleswigschen Ständeversammlung und war dort einer der dänischgesinnten Abgeordneten. Mit seinem Namen verbindet sich vor allem die Forderung nach sprachlicher und kultureller Gleichstellung der Dänen im Herzogtum Schleswig zur Zeit des Gesamtstaates. (Quelle: Wikipedia)
Der kleine Hafen
Der Hafen wirkte im Winter recht ruhig. Die Bootsliegeplätze lassen erahnen, welche Atmosphäre im Sommer zu herrschen scheint. Und auch hier wird noch kräftig umgebaut. Einige imposante moderne Gebäude stehen bereits und es kommen noch weitere hinzu. Wer mag, kann mit dem Dammboot oder dem Fördeboot „Helene“ vom Wasser aus auf Entdeckungsreise gehen. Letzteres fährt auf dem 12 kilometerlangen Haderslev Fjrod bis zum Årøsund oder zur Insel Årø und zurück.Für ein wenig mehr Aktion sorgen die höchste Außenkletterwand Dänemarks und Skandinaviens größter Skatepark, der „Streetdome“.