Wer kennt sie nicht, die zahlreichen Seebrücken an Nord- und Ostsee. Ähnlich wie Leuchttürme haben auch sie eine faszinierende Anziehungskraft. Sie reichen zum Teil mehrere hundert Meter ins Meer hinaus.
Da die Gewässer zum Ufer hin flach auslaufen und es nicht überall einen Hafen gibt, können Schiffe mit größerem Tiefgang nicht anlegen. Sie müssen deshalb weit draußen ankern und werden von Pendelbooten be- und entladen. Um diese aufwändige Prozedur zu vermeiden, hat man Seebrücken gebaut.
Heute ist die Funktion als Anlegestelle nicht mehr vorrangig. In den meisten Fällen dienen sie zum Flanieren für Touristen. Viele verfügen sogar über Hotels, Restaurants, Spielplätze oder andere Freizeitangebote. Früher standen Seebrücken in der Regel auf Holz- oder Beton-Pfählen im Wasser, während sie heute aus Stahl oder Stahlbeton sind.
Die Selliner Brücke
Die erste Selliner Landungsbrücke wurde 1906 eingeweiht und war ca. 508 Meter lang. Sturm und Eisgang verursachten immer wieder Schäden an der Brücke. Im Winter 1941/42 blieb sogar nur noch das Brückenhaus stehen.
Das wurde ab 1956 zu einer beliebten Tanzgaststätte. 1974 wurde die Anlage gesperrt und vier Jahre später erfolgte der Abriss. Seit 1998 strahlt die Seebrücke wieder in ihrer historischen Gestalt von 1927. Mit ihren 394 Metern ist sie die längste auf Rügen.
Die Seebrücke von Boltenhagen
Boltenhagen hat seine ca. 300 Meter lange Seebrücke im Jahre 1911 eingeweiht. Gut 30 Jahre später wurde auch sie Opfer von Wind und Wetter.
Die jetzige Brücke wurde 1992 fertiggestellt und ist knapp 10 Meter kürzer als ihre Vorgängerin. Auch Ausflugsdampfer legen hier an und ab.
Die Seebrücke in Heiligenhafen
Die Seebrücke in Heiligenhafen wurde am 28.06.2012 eröffnet. Auf der 435 Meter langen Brücke gibt es diverse Sitz- und Liegemöglichkeiten, verglaste Abschnitte, die vor Wind schützen, eine Meereslounge, ein Badedeck, Kinderspielbereiche sowie öffentliche Toiletten.
Schon echt beeindruckend dieses Bauwerk. Für die Romantiker unter euch: Hier kann man sich auch trauen lassen.
Die Seebrücke in Heiligendamm
Natürlich darf auch in Heiligendamm eine Seebrücke nicht fehlen. Sie ist 200 Meter lang und nur für das Anlegen kleinerer Schiffe geeignet.
Timmendorf hat gleich zwei Seebrücken
Timmendorf verfügt gleich über zwei Seebrücken, die Maritim-Seebrücke im Norden und die Seeschlösschenbrücke in Richtung Niendorf.
Die Maritim-Seebrücke ist 275 Meter lang und wurde im Jahre 1908 für Gäste freigegeben. Auch diese Brücke musste aufgrund von Schäden durch Witterungseinflüsse 1970 abgerissen werden. 1976 wurde sie neu errichtet und bekam ihre heutige Gestalt.
Für zusätzlichen Glanz und Gloria sorgt die 2012 neu erbaute Seeschlösschenbrücke. Die 100 Meter lange Flaniermeile wird ab Frühjahr diesen Jahres noch mit einem japanischen Teehaus glänzen. Auch sie hat eine bewegte Geschichte, denn 1989 fiel sie einer Sturmflut zum Opfer, wurde nur ein Jahr später erneuert und musste bereits 2011 aufgrund erneuter Zerstörung durch Witterungseinflüsse einem zweiten Neubau weichen.
Die Seebrücke in Grömitz
Die Seebrücke von Grömitz reicht beinahe 400 Meter in die Ostsee hinein und hat ein kleines Brückenhäuschen, welches Schutz vor allzu viel Wind bietet.
Besonderes Highlight ist die Tauchgondel, mit der man die Unterwasserwelt erforschen kann. Auch von hier legen Ausflugsdampfer in Richtung Boltenhagen, Wismar oder Travemünde ab.
Die Seebrücke in Kellenhusen
Stolze 305 Meter lang ist die Seebrücke von Kellenhusen. Ihr Clou sind die drei Themeninseln.
Sonnenbaden und Relaxen heißt es auf Insel 1, denn Hängematten und eine ins Meer gleitende Treppenanlage sorgen für Entspannung. Während Insel 2 für Wasserspaß sorgt, trumpft Insel 3 mit Brückenkopf, Schiffsanleger und Aussichtsplattform auf.
Die Reriker Seebrücke
Auch der kleine und beschauliche Urlaubsort Rerik hat eine Seebrücke. Sie wurde 1992 eingeweiht, ist 170 Meter lang und ein beliebter Treffpunkt für Urlauber und Einheimische.
Beim Spaziergang über die Brücke eröffnet sich der Blick aufs weite Meer und die wunderschöne Küstenlandschaft der Halbinsel Wustrow.
Das waren nur einige wenige Beispiele und Impressionen von unseren Seebrücken an der deutschen Ostseeküste.
Übrigens: Die Seebrücke in Heringsdorf auf Usedum ist mit 508 Metern die längste in Deutschland.
Weitere Seebrücken gibt es in dem Beitrag: „Seebrücken an der deutschen Ostseeküste“
4 Kommentare zu „Die Faszination von Seebrücken“
Warum sind alle die besten Seebrücken der Nord und Ostsee an der Ostsee?
Gute Frage, nächste Frage…
So hab mich einwenig belesen, Es gibt wohl exakt eine Seebrücke an der Nordsee, sie ist auf der Insel Juist und zeigt Richtung Süden, also Festland. In Polen gibt es noch ne Menge Seebrücken, der König der Seebrücken ist (Achtung Wortspiel^^) das vereinte Königreich. Quasi die gesamte Südküste Englands ist voller Seebrücken auf denen teilweise nicht nur Häuser, sondern ganze Jahrmärkte stehen. Aber das hier war ein guter Startpunkt für meine Recherche. Vielen dank.
Moin Christian,
von den Seebrücken in England habe ich auch schon einige gesehen. Ähnlich muss es wohl auch in Amerika abgehen, wobei das schon wieder der Atlantik ist.
Ich vermute einfach mal, dass die Nordsee mit ihren Stürmen und Sturmfluten für Seebrücken wohl zu heftig ist. Zumindest wissen wir aus St. Peter-Ording, dass dort nach jeder Saison alle Stege und Überwege zurück gebaut werden.
Liebe Grüße,
Claudia