Der Tag küsste uns mit den herrlichsten Sonnenstrahlen wach. Endlich ist mal wieder so richtig tolles Wetter mit vielen Sonnenstunden. Klar, dass es uns da nicht zu Hause hielt. Warm eingemummelt fuhren wir los. Nachdem wir im Sommer von einem kräftigen Regenschauer völlig durchnässt den Erkundungsturn am Wulfener Hals abgebrochen hatten, hatten wir uns nun vorgenommen auch den Rest vom Wulfener Hals zu erkunden. Da wir Winter und damit Nebensaison haben, starteten wir diesmal von der anderen Seite direkt beim Campingplatz.
Für uns war die Ecke total neu, denn Campingplätze sind eh nicht unser Ding und wenn ich mir angucke wie groß dieser ist, bin ich im Nachhinein auch nicht traurig, dass wir den Turn abbrechen mussten. Das wäre im August bestimmt proppenvoll gewesen. Allein jetzt machten sich jede Menge Spaziergänger auf, um genau hier spazieren zu gehen. Wir stellten unseren Wagen ab und guckten etwas ungläubig. Die Parkuhr verlangte, dass wir ein Tagesticket ziehen. Wie jetzt, mitten im Winter zur absoluten Nebensaison? Das rief noch mehr Leute auf den Plan und gemeinsam entschieden wir, es ohne Parkschein zu riskieren. Bezahlen ist ja ok, aber gleich ein Tagesticket, wenn man hier höchstens ein zwei Stunden spazieren geht, wäre doch ein wenig oversized gewesen.
Fehmarn mal aus einem ganz anderen Blickwinkel
Der Blick auf den Burger Binnensee ist von hier aus wirklich atemberaubend. Alles wirkte so friedlich und still. Aus der Entfernung sah man ab und zu ein Fischerboot auslaufen, selbst die hässlichen IFA Hotels sahen von hier gar nicht mal so schlimm aus. Ja dazu stehe ich weiterhin, auch wenn ich ein Fehmarn-Fan durch und durch bin, muss ich noch lange nicht alles lieben und die Hotels gehören nun mal nicht zu meinen Favorits. Genauso wenig wie die 70-iger Jahre Ferienbauten, aufgereiht wie eine verblasste Perlenkette. Für mich ist es pure Landschaftsverschandelung und ich bin froh, dass heute darüber anders gedacht und gebaut wird.
Umso mehr fanzinierte uns das Licht heute. Die Sonne zaubert im Winter ganz andere Blautöne, die einen völlig in den Bann ziehen. Es war absolut windstill und die Ostsee ganz ruhig, als könnte sie nie ein Wässerchen trüben. Ich war immerzu geneigt, mich schon fast kitschig anmutend, in eine Winterwonderland-Szenerie zu träumen, dabei lag noch nicht einmal Schnee.
Wir hatten wieder die Qual der Wahl ob wir zuerst rechts oder links starteten. Wir entschieden uns für die kleine Landzunge, die den Binnensee von der Ostsee trennte.
Hier wiederum war es menschenleer und so hatten wir den Zipfel ganz für uns allein. Wir genossen den Moment der Stille und atmeten tief durch. Herrlich. Zwischen Ostsee und optisch anmutendem Sandhügel schlängelten wir uns am Strand entlang. Der mittlere Bereich mit den Dünengräsern steht unter Naturschutz und darf nicht betreten werden.
Man darf den Nehrungshaken auch nur bis zu einer bestimmten Stelle begehen, damit die Vögel genug Rückzugsmöglichkeiten zum Rasten und Brüten haben. Umso trauriger ist es, dass sich auch hier Spuren der Menschheit vorfinden ließen, sei es in Form von Personen, die sich einfach nicht daran hielten (Spuren im Sand) oder durch angespülten Plastikmüll.
Die Verlockung weiterzugehen ist schon recht groß, aber die Vernunft siegte und so genossen wir den traumhaften Blick aus der Entfernung. So aufgeregt wie die vielen Wasservögel vor sich hin schnatterten, genossen sie die Sonne bestimmt genauso wie wir. Zumindest bildete ich es mir ein. Die Wahrheit ist natürlich, dass sie sich durch unsere Anwesenheit gestört fühlten. 😉
Kormorane trockneten ihre Flügel auf den Buhen. Was für eindrucksvolle Tiere. Wenn man sie so dasitzen sieht, kann man sich gar nicht vorstellen, dass der Mensch imstande ist, diese Tiere aus Futterneid einfach abzuschießen. Um die Tiere nicht weiter zu stören, brachen wir in Richtung Steilküste auf. Wieder vorbei an den Sandsäcken, die zum Schutz vor dem Wasser ausgebracht wurden.
Die Sonne streichelt unser Gesicht
Viele der Bänke waren von Sonnenanbetern belagert. Kein Wunder, streichelte sie einem förmlich das Gesicht. Ach, es gibt Momente, da hat man eigentlich nicht viele Worte, sondern einfach nur ein Glücksgefühl. Heute war wieder so ein Moment. Ich hätte schreien können vor Glück.
Ein paar Schritte weiter entdeckten wir sogar das Haus wieder, wo wir uns im Sommer wegen des Regens untergestellt hatten. Der Anblick weckte schöne Erinnerungen an den Sommertag. Schon witzig, man steht wieder an der selben Stelle und doch sieht alles ganz anders aus.
Keine Boote liegen mehr im oder am Wasser, keine Gartenstühle, einfach nichts. Je weniger Spuren vom Menschen erkennbar sind, desto großartiger wirkte diese einmalige Landschaft.
Da wir den Wulfener Hals ab hier bereits im Sommer erkundet hatten und das Wetter so traumhaft war, entschieden wir uns zurück zum Auto zu gehen, um noch eine andere Ecke von Fehmarn zu erkunden.
Wintercamper – Nur die harten kommen …
Auf dem Rückweg kreuzten wir noch den Campingplatz und waren erstaunt über die Wintercamper. Gehört hatte ich davon schon öfters, aber vorstellen kann ich es mir beim besten Willen nicht. Erst recht bei Minusgraden. Ist das nun mutig oder Wahnsinn?
Übrigens: Der Burger Binnensee ist eine natürliche Bucht an der Südküste Fehmarns, die im Bereich zwischen Burgtiefe und Wulfen Zugang zur Ostsee hat. Der rund ein Kilometer lange Unterabschnitt „Wulfener Hals“ beschreibt den westlichen Nehrungshaken vor dem Burger Binnensee und ist naturbelassen.
Unser Buchtipp für euch:
Unser Fehmarn
Fehmarns Küsten – Eine Entdeckungsreise
Autoren: Claudia Kerpa u. Ralph Kerpa
Hardcover, 104 Seiten
ISBN: 978-3752690798
Verlag: Books on Demand
Erscheinungsdatum: 22.03.2021
Farbe: Ja
Preis: 39,00 € // E-Book: 14,99 €
5 Kommentare zu „Der Wulfener Hals im Winterschlaf“
Winterschlaf macht (ist) schön! Euch ein fabelhaftes Jahr 2015!
Dankeschön. Ach könnte mann doch wirklich Winterschlaf halten. Auch für dich ein fabelhaftes Jahr. Ich freue mich schon auf alles was da kommt.
Freu!!! 🙂
Lieben Dank! Ja, ich auch : )
War das gestern? Ein tolles Wetter, was!? Ich finde, es hat schon richtig nach Frühling geduftet. Auf Euren Fotos kann ich jetzt so schön sehen, wo wir kurz vor Weihnachten gewesen sind. Nämlich in den IFA-Hochhäusern. 🙂 Ich hatte aufgeschnappt, dass Arne Jacobsen himself die „Fernblickhäuser“ entworfen hat und wollte sie darum schon lange mal näher betrachten. Sie sind von innen wirklich viel besser als von außen (was natürlich auch kein Kunststück ist) und der Blick aus dem 14. Stock war eine Wucht. Das wäre bestimmt auch mal was für Dich bei Deiner großen Liebe zu Fehmarn. Liebe Grüße, Stefanie