In letzter Zeit habe ich bei unseren Beiträgen, wenn es um den Hamburger Hafen geht, öfter mal bemäkelt, dass viele der baulichen Veränderungen zum einen nicht schön sind und zum anderen die Folge haben, dass die Plätze nicht mehr betreten werden dürfen. Beim St. Pauli Elbtunnel ist das ganz anders.
So oft wollten wir schon über ihn berichten und sind dann doch weiter gegangen. Komm, wir warten bis er saniert ist und dann machen wir einen Bericht, sagten wir uns immer. Ist doch blöd etwas zu fotografieren was zur Hälfte abgeplant ist.
Als wir dann lesen mussten, dass die Arbeiten an der östlichen Tunnelröhre aber noch bis 2016 andauern und die westliche Röhre erst 2019 fertiggestellt sein soll, haben wir unsere Meinung geändert. Also ab unter die Elbe und mitnehmen was geht.
Der St. Pauli Elbtunnel war die technische Sensation
Der St. Pauli Elbtunnel wurde im September 1911 feierlich eröffnet und galt damals als technische Sensation. Auf einer Länge von 426,5 Metern unterquert er die Norderelbe und verbindet mit seinen zwei Tunnelröhren die nördliche Hafenkante bei den St. Pauli-Landungsbrücken mit der Elbinsel Steinwerder.
Schon in den 1870er Jahren boomte der Hafen auf der Südseite der Elbe und somit wurde auch die Anzahl der Arbeiter immer mehr, die tagtäglich zweimal die Elbe überqueren mussten. Die viel zu kleinen Hafenfähren konnten die Menschenmengen nicht mehr bewältigen. Zudem war der Fährverkehr auch von den oft sehr starken Wetterverhältnissen abhängig.
Kunst im und am Elbtunnel
Was mir an alten Bauwerken wie diesem Tunnel hier besonders gut gefällt, sind die vielen Details, die es zu erhaschen gibt. Das imposante Kuppeldach ist schon von weitem sichtbar und im Inneren knarren die historischen, von Hand betriebenen Lastenaufzüge. Auch die gefliesten, mit Reliefs verzierten Tunnelröhren sind einfach wunderschön. Natürlich haben mir die mit den Schweinswalen am besten gefallen. 😉
Kein Wunder, dass dieses Bauwerk seit 2003 unter Denkmalschutz steht. Am 7. September 2011 wurde der Alte Elbtunnel von der Bundesingenieurkammer und der Hamburgischen Ingenieurkammer-Bau mit dem Titel Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet. Die Ehrentafel wurde am nördlichen Eingang (St. Pauli) angebracht. Die haben wir komplett vergessen zu fotografieren. 😉
Auf jeden Fall gehört der Alte Elbtunnel genau wie der Hafen zu den Touristenattraktionen, die man bei einem Hamburgbesuch unbedingt gesehen haben sollte. Für viele Hamburger ist er das Wahrzeichen der Stadt und die wohl schönste und kürzeste Verbindung zwischen den Landungsbrücken und der Elbinsel Steinwerder.
Heute noch nutzen tausende Fußgänger, Rad- und eingeschränkt auch Autofahrer den schnellen Weg unter der Elbe entlang. Es ist ein Kommen und Gehen – ob Berufstätige oder Touristen – ständig geht die Fahrstuhltür auf und zu. Wir haben übrigens ganz stolz die Treppen benutzt. 😉
Der St. Pauli Elbtunnel ist natürlich auch eine perfekte Kulisse für Fotoshootings und Dreharbeiten und wird sogar als Location für Ausstellungen oder Veranstaltungen genutzt. Von der einmaligen Atmosphäre im Tunnel hat sich auch die jährliche Kunstausstellung Elb-Art inspirieren lassen, die, wenn sie stattfindet, nationale und internationale zeitgenössische Kunst in den Tunnelröhren präsentiert. Für das Sportevent Elbtunnel-Marathon war der Alte Elbtunnel sogar Namenspate.
Um eine Frage komme ich zum Abschluss aber nicht drum herum. Seit Jahren gibt es die Diskussion der Elbvertiefung, da im Zuge der Globalisierung des Welthandels immer größere Schiffe (vor allem Containerschiffe) gebaut werden. Die haben natürlich auch einen entsprechenden Tiefgang – oft bis zu 15 Metern. Wie bitteschön sollen die denn über den Elbtunnel kommen? Dieser senkt sich schließlich nicht mit der von der Wirtschaft herbeigesehnten Elbvertiefung ab.
2 Kommentare zu „Der St. Pauli Elbtunnel“
Immer wieder ein besonders schönes Erlebnis, mit Euren Bildern und Texten von meiner Heimat zu träumen.
Danke und herzliche Grüße aus dem Süden,
Axel
Moin Axel,
das freut uns sehr. Vielleicht klappt es ja bald mit einer Rückkehr in die Heimat. Was ist das Leben schon ohne Seeluft. 😉
Herzliche Grüße,
Claudia