Hamburg ist nun wirklich bei uns um die Ecke und trotzdem gibt es Stellen im Hafen, die wir nicht wirklich kennen. Der Spreehafen gehörte bisher auch dazu, aber warum eigentlich?
Meist sind wir nur vorbeigefahren bzw. haben von weitem einen Blick hinübergeworfen. Es fühlte sich mit dem drei Meter hohen und zwei Kilometer langen Zaun immer so unbehaglich an, der obendrein noch mit Stacheldraht für Abschreckung sorgte. Seit 1903 versperrte dieser den direkten Weg zwischen dem Hafenbecken und den Wohnquartieren und riegelte das Gebiet des Hamburger Freihafens ab.
Den Zaun gibt es seit 2013 nicht mehr und trotzdem brauchte es noch weitere zwei Jahre, bis wir uns auf Entdeckungstour wagten. Dabei war die noch nicht einmal geplant. Es war einfach nur herrlichstes Sonntagswetter und das wollten wir genießen. Im Nachhinein kann ich nicht mal sagen was genau uns hierher gezogen hatte, aber spätestens als ich das erste Hausboot erspähte, war klar, hier müssen wir gucken gehen.
Die Entdeckungstour fand mit einem weinenden und einem lachenden Auge statt. Aus fotografischer Sicht waren die zum Teil ziemlich heruntergekommenen Hausboote ein gefundenes Fressen und am liebsten wären wir auf ihnen rumgeturnt.
Mir als Romantikerin blutete allerdings das Herz, die Hausboote in diesem Zustand zu sehen. In dem Beitrag „Romantikträume auf dem Wasser“ habe ich meine Faszination zu Hausbooten bereits ausführlich beschrieben.
Erst später, bei meinen Nachforschungen, erfuhr ich den Grund für die teilweise fraglichen Zustände, denn viele der Hausbootbesitzer sind bloß geduldet und müssen stets mit der Angst leben, den Platz räumen zu müssen.
Was für eine Ironie, gerade in Hamburg würde sich das Leben auf dem Wasser doch anbieten. Doch im Hafen ist das Wohnen nicht erlaubt, deshalb sind die meisten – doch recht wohnlich aussehenden Hausboote – Werkstätten. 😉
Rund um den Spreehafen sind neun interessante Infotafeln aufgestellt, die viel über die Vergangenheit und die Zukunft des Hafenbeckens verraten. Imposant ist von hier aus auch die Perspektive auf den Hafen und die Innenstadt, die man so eigentlich nicht kennt. Genießen lässt sich diese besonders gut von den drei bereits neu angelegten Freitreppen.
Auch ein neuer Fuß- und Radweg, der seit 2011 das Wilhelmsburger Reiherstiegviertel mit dem östlichen Ende der HafenCity verbindet, ist bereits fertiggestellt. Beides soll der Anfang von einer neuen Freiraum- und Erholungszone im Spreehafen sein. Zumindest lenken diese von den teils sehr maroden Bootsanlegern ab.
Vieles wirkt hier, als würde es im Dornröschenschlaf liegen. Eingewachsen und verwunschen und dennoch voll von Geschichte. Kaum vorstellbar, dass bei der Sturmflut im Jahre 1962 mehr als 200 Wilhelmsburger ums Leben kamen.
Daher wird auch heute viel Wert auf den Hochwasserschutz gelegt, denn der Spreehafendeich ist entscheidend für den Schutz der Elbinsel. Die Freitreppen wurden deshalb mit Deckwerksteinen errichtet, die sich verzahnen und dadurch verhindern, dass die Treppen bei Sturmfluten unterspült werden.
Auf jeden Fall ist dieses Gebiet schon jetzt Dreh- und Angelpunkt für viele Ausflügler, denn für einen Sonntag steppte hier der Bär. Daher sind unsere Bilder auch mehr auf die Hausboote und das Wasser gerichtet, damit wir die vielen Menschen nicht mit auf den Fotos haben.
Ein Ausflug, der sich auf alle Fälle gelohnt hat, denn wir hatten nicht nur einen schönen Tag verlebt, sondern auch wieder viel über einen für uns noch völlig unbekannten Bereich im Hamburger Hafen erfahren.
6 Kommentare zu „Der Spreehafen: Traum oder Albtraum?“
Liebe Claudia,
das sind sehr schöne Fotos von einer uns bisher unbekannten Ecke von Hamburg, obwohl ich glaube, dass wir auf dem Rückweg vom Harburger Hafenfest ganz in der Nähe vorbei gefahren sein müssten. Das Wohnen auf einem Hausboot stelle ich mir romantisch vor, habe aber noch keins von innen gesehen. Sicher ist es nicht so komfortabel wie eine Wohnung. Ich weiß gar nicht, ob es da Bad und WC gibt und Waschmaschinenanschluss. Wenn nicht, ist es allerdings schon weniger romantisch.
Aber ich werde Peter mal den Vorschlag machen, uns das mal anzusehen. Vielleicht morgen, wenn ich in HH bin und das Wetter nicht zu ungemütlich.
Ich wünsche Euch ein sonniges Wochenende.
Liebe Grüße
Karin
Liebe Karin,
für uns war die Ecke ja auch völlig neu.
Ich finde das Wohnen auf einem Hausboot mehr wie romantisch. Wie die im Hafen von innen aussehen weiß ich natürlich nicht, aber wir haben auf Fehmarn mal einen kennengelernt, der Hausboote baut und die sind richtig gemütlich. Wobei die, die er baut noch recht klein sind. Es gibt tatsächlich Hausboote, die einen vergleichbaren Standard wie z.B. ein Einfamilienhaus haben. Da fehlt es wirklich an nichts. Auch hier in Geesthacht gibt es Hausboote, die schon seit Jahrzehnten dauerhaft bewohnt sind. Um die bin ich als Kind immer herum geschlichen, weil ich es schon damals total romantisch fand.
Ich gebe dir hier mal einen Link weiter zu dem Beitrag auf Fehmarn bzw. Heiligenhafen: https://www.meerart.de/romantiktraeume-auf-dem-wasser/
Da kannst du dir mal angucken, wie Hausboote von innen aussehen können.
Viel Spaß bei eurem Ausflug.
Liebe Grüße,
Claudia
Schöner Artikel, Clauda! Hausboote finde ich immer in der Phantasie so wunderbar – aber in der Realität krabbeln mir da zu viele Spinnen herum 😉 Liebe Grüße und ein schönes Wochenende, Stefanie
Liebe Stefanie,
vielen Dank. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dort mehr Spinnen gibt als im heimischen Garten. 😉 Ein Versuch wäre es auf alle Fälle wert.
Dir ebenfalls noch ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße,
Claudia
Hallo Claudia,
ich fand D
einen Bericht gerade durch reinen Zufall – wunderschöne stimmungsvolle Bilder, die meine Neugier geweckt haben… Mal schauen, wie es dort 2021 aussieht. Ich wohne eigentlich nicht ganz so weit entfernt, war aber noch nie dort. Wird sich demnächst ändern – kleine vorsichtige Ausflüge ins Umland helfen vielleicht, die Eintönigkeit der derzeitigen Lage zu mildern. Danke Dir!
Liebe Grüße Ilona
Moin liebe Ilona,
freut mich, dass dir unser Beitrag gefallen hat. Die Bilder, die dir so gut gefallen haben stammen von meinem Mann Ralph. 😉
Wir waren nun auch schon eine ganze Weile nicht da, von daher würde es uns selbst auch mal interessieren, wie es dort inzwischen aussieht. Mal gucken, vielleicht schaffen wir es mal wieder, wenn sich die ganze Lage um Corona ein wenig beruhigt habt.
Momentan sind wir ehrlich gesagt ganz glücklich die Zeit in Nordfriesland aussitzen zu dürfen und nicht in die Stadt zu müssen.
Liebe Grüße von der Westküste,
Claudia