Der Sönke-Nissen-Koog

Impressionen aus dem Sönke-Nissen-Koog in der Gemeinde Reußenköge // Foto: MeerART

Immer wenn wir Besuch haben und mit diesem an unserem Lieblingsdeich spazieren gehen, fahren wir auf dem Weg dorthin durch den Sönke-Nissen-Koog. Dann werden wir oft werden gefragt, warum hier die Dächer der Häuser alle grün sind.

Da haben wir uns gedacht, wir machen auch dazu einfach mal einen Blogbeitrag, denn zum Sönke-Nissen-Koog gibt es in der Tat eine spannende Geschichte. Er entstand zwischen den Jahren 1924 und 1926 und gehört zur Gemeinde Reußenköge. Damit ist er der jüngste der bewohnten Köge im Gemeindegebiet. Was diesen Koog von anderen unterscheidet, sind nicht nur die hübschen weißen Häuser mit den hellgrünen Blechdächern, sondern auch, dass der Koog durch eine private Initiative entstand. Nur so romantisch wie sich das anhört, war es anfangs ganz und gar nicht.

Impressionen aus dem Sönke-Nissen-Koog in der Gemeinde Reußenköge // Foto: MeerART

Wie kam es zum Bau?

Im Jahre 1875 wurde vom Reußenkoog zur Hamburger Hallig ein circa sechs Kilometer langer Damm fertiggestellt. Dieser hatte zur Folge, dass sich die Strömung im Wattenmeer wesentlich verringerte und die Aufschlickung des Vorlandes erheblich gefördert wurde. Damit entstanden schnell Pläne zur Eindeichung eines neuen Kooges. Allerdings ließen sich diese anfangs nicht in die Tat umsetzen. Durch den 1. Weltkrieg und die nachfolgende Zeit der Inflation fehlten die finanziellen Mittel. Da vom Staat also keine Hilfe zu erwarten war, schlossen sich lokale Landwirte zusammen, die eigens für den Deichbau eine Deichbaugenossenschaft gründeten.

Impressionen aus dem Sönke-Nissen-Koog in der Gemeinde Reußenköge // Foto: MeerART

Doch auch dann reichte das Geld noch nicht aus. Erst als es 1922 gelang, den aus Klockries stammenden Sönke Nissen für die Beteiligung an dem Bau des neuen Kooges zu gewinnen, konnten die Pläne umgesetzt werden. Sönke Nissen (1870–1923) hatte als Eisenbahningenieur im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika – dem heutigen Namibia – Diamanten gefunden und abgebaut. Das hat ihm ein beträchtlichen Vermögen eingebracht. Heute weiß man allerdings, dass es sich hierbei um Ausbeutung zur Zeit der Kolonialisierung in Afrika gehandelt hat. Um an die Diamanten zu kommen, hat er Schwarze für sich arbeiten lassen.

Zu der Zeit bewohnte er das von ihm erworbene Gut Glinde bei Hamburg. Durch seinen aus Nordfriesland stammenden Sekretär Christian Paulsen erfuhr er von dem Projekt. Dafür, dass er sein Vermögen einbrachte, beanspruchte Sönke Nissen 40 Prozent des bedeichten Landes für sich, um dort sieben Bauernstellen entstehen zu lassen. Nissen starb jedoch noch bevor im April 1924 der erste Spatenstich erfolgte. Dennoch konnte das Vorhaben von 18 hiesigen Bauern und dem Nachlass von Sönke Nissen umgesetzt werden. Trotz erheblicher baulicher und finanzieller Turbolenzen wurde der rund 8,5 Kilometer lange Deich bereits ein Jahr später geschlossen. Dieser musste aber 1926 noch stark nachgebessert und auf die erforderliche Sturmfluthöhe gebracht werden.

Die Häuser sollten sich harmonisch in die Landschaft einfügen

Durch die entstandenen Mehrkosten war die Zahlungsfähigkeit der Deichbaugenossen erheblich strapaziert. Um trotzdem die zur Bewirtschaftung erforderlichen Gebäude errichten zu können, einigte man sich auf einen gemeinsamen Architekten, der nach Möglichkeit kostengünstig und aufgrund der Bodenverhältnisse mit leichten Materialien bauen sollte. Trotz dieser Einschränkungen hatte man den Wunsch, dass sich die Häuser harmonisch in die Landschaft einfügen. Darüber hinaus sollten sie an einen Baustil anknüpfen, der räumlich und technisch zweckmäßig ist.

Impressionen aus dem Sönke-Nissen-Koog in der Gemeinde Reußenköge // Foto: MeerART

Die Entwürfe für die Wohn- und Wirtschaftsgebäude stammen vom Kieler Architekten Heinrich Stav. Seine Idee bot zwei Vorteile: Erstens war sie preisgünstig, was wegen der inflationsbedingten Verdreifachung der Deichbaukosten sehr willkommen war. Zweitens verringerte sie sogar das Gewicht der Häuser. Das war wegen dem weichen Marschboden in der Tat nicht ganz unwichtig. In dem ca. 1.200 Hektar großen Koog entstanden 28 Höfe. Sieben von ihnen mit je circa 50 Hektar für den Nissen-Nachlass entsprechend dem Einsatz seines Kapitals. Diese sind heute noch erkennbar durch die Namensgebung nach Bahnstationen in Süd-West-Afrika. Das ist aber auch das einzige, denn die Familie Nissen hat heute keinen Grundbesitz mehr im Sönke-Nissen-Koog.

Von den 28 Gehöften werden heute noch elf als eigenständige Vollerwerbsbetriebe bewirtschaftet. Überhaupt soll der Sönke-Nissen-Koog zu den wohlhabenden landwirtschaftlichen Regionen Deutschlands gehören. Der Boden sei ideal für Raps und Weizen, der Schädlingsbefall dank der Seeluft äußerst gering, und der Ertrag liegt fast 50 Prozent höher als im Durchschnitt. Neben Landwirtschaft und einigen Unterkünften für Feriengäste, haben auch zahlreiche Windkraft- und Solaranlagen sowie eine Biogasanlage das Bild des Kooges verändert. Auch wenn insbesondere die Windkraftanlangen für manche nach wie vor einen Fremdkörper in der Natur darstellen, leisten sie einen erheblichen Beitrag, um die dringend erforderliche Energiewende in Deutschland voranzubringen.

Quelle: Für die jahreszeitlichen und historischen Angaben musste ich mir Wikipedia zur Hilfe nehmen 

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4 Kommentare zu „Der Sönke-Nissen-Koog“

  1. Moin,

    mit begeisterung lese ich eure monatlichen “ geschichten in wort&bild“…immer sehr schön…
    …diese hier besonders…wir lieben den sönke – nissen koog-führt er uns doch immer auf den richtigen weg, um später die hamburger hallig zu erkunden und dort im hallig krog kraft zu sammeln;) für den rückspazierweg..

    Liebe grüße
    Andrea

    1. Moin liebe Andrea,

      vielen Dank für dein Feedback. Das freut uns natürlich sehr. Auch wir haben inzwischen einen besonderen Bezug zum Sönke-Nissen-Koog und die Hamburger Hallig ist eh ein ganz besonderer Ort.

      Viele liebe Grüße von der Küste,
      Claudia

  2. Ulrich Deickert

    So richtig klar ist mir der Grund für die grünen Dächer ncht geworden. Grün, weil harmonisch mit dem Grün drumherum?

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