Wenn man den Museumshafen Oevelgönne betritt, sticht ein Fahrzeug ganz besonders ins Auge, und zwar der Schwimmkran KARL FRIEDRICH STEEN. Wir haben uns für euch ein wenig auf ihm umgeschaut.
Gebaut wurde der Schwimmkran im Jahre 1928 unter der Baunummer 113 bei der Deutschen Werft in Hamburg Finkenwerder. Während dieser Schwimmkran, damals noch unter dem Namen HHLA I, als klassisch genieteter Rumpf ausgeführt wurde, ist das gleichzeitig gebaute Schwesterschiff HHLA II bereits als Schweißkonstruktion ausgelegt worden.
Der Kranaufbau stammt von der Firma Kampnagel. Beide Krane wurden von der staatlichen Kaiverwaltung in Auftrag gegeben, da sie schon damals auf den Wandel im Hamburger Hafen reagieren mussten.
Schwimmkrane waren die Arbeitspferde im Hamburger Hafen
Oft reichten Ladegeschirre und Kaikrane nicht mehr aus. Ganz besonders bei Schwergütern führte dies zu erheblichen Zeitverlusten und war damit recht teuer. Der Vorteil von einem schwimmenden Kran war eine schnelle und unkomplizierte Einsatzbereitschaft, denn durch den dieselelektrischen Antrieb konnten nun die Krane zu den Schiffen fahren und nicht umgekehrt. Eine bis dahin ungewohnte Schnelligkeit gegenüber den dampfgetriebenen Kranen, die mit Hilfe von Schleppern zum Einsatzort verholt werden mussten.
Während seiner 56-jährigen Dienstzeit war der Schwimmkran HHLA I quasi durchgängig im Einsatz und transportierte das Tausendfache seines Eigengewichtes. Da er den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hatte, war er auch maßgeblich am Wiederaufbau des Hamburger Hafens beteiligt. Alle Schwertgutlasten bis zu 30 Tonnen wurden aufgenommen und befördert. Sogar noch in den fünfziger und sechziger Jahren war er als Logistikpartner im Wirtschaftswunder des Hamburger Hafens nicht wegzudenken.
Da die Schiffe auch damals schon immer größer wurden, reichte irgendwann die Hubhöhe von 32 Metern nicht mehr aus und der Schwimmkran wurde außer Dienst gestellt. Kaufen wollte den betagten Schwimmkran allerdings niemand mehr, aber zum Abwracken war er auch viel zu schade. So entschloss sich die Hamburger Hafen-und Lagerhaus-AG den Kran an das Museum für Hamburgische Geschichte zu übergeben.
Aus HHLA I wurde KARL FRIEDRICH STEEN
Nach zweijähriger Erholungspause und ein wenig Make-up wurde der Schwimmkran HHLA I am 18. August 1986 an das Museum für Hamburgische Geschichte übergeben und umbenannt. Getauft wurde die HHLA I auf KARL FRIEDRICH STEEN, ein ehemaliges Vorstandsmitlied von Blohm+Voss, das sich sehr für die Erhaltung und Restaurierung alter Museumsschiffe eingesetzt hat.
In der Zeit nach 1986 wurde der Kran vom jetzigen Hamburg Museum durch ehrenamtliche Mitarbeiter betrieben und instand gehalten. Seit 2006 ist der Museumshafen Oevelgönne e.V. als Betreiber an die Stelle des Museums getreten, wo er neben vielen anderen Schiffen als lebendiges Museumsschiff besichtigt oder auch gebucht werden kann.
Spannende Einblicke hinter den Kulissen
Christian Mitschke, einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter hat uns auf dem Schwimmkran herumgeführt und alles erklärt. Faszinierend ist nicht nur sein Wissen über den Kran, sondern auch die Leidenschaft, mit der er uns alles über den Werdegang erzählte. Sogar die Technik ist seit 1928 dieselbe und funktioniert, dank der Pflege der Ehrenamtlichen wie geschmiert. Wie hat Christian das so nett erläutert: „Wäre Bill Gates hier am Werk, dann wäre der Kran spätestens nach dem dritten Softwareupdate schrottreif.“
Da wir uns schon einige andere Museumsschiffe angeguckt hatten, waren wir besonders beeindruckt von der Größe, auch unter Deck. Sogar eine richtig geräumige Kombüse ist vorhanden, in der nicht nur das Mittagessen für die Ehrenamtlichen zubereitet wird, sondern auch ganze Buffets für Feste gestemmt werden. Wie viele andere Museumsschiffe kann der Schwimmkran für eigene Festivitäten gebucht werden.
Als wir ganz oben in der Krankanzel standen und über den Hafen blickten, war das schon ein tolles Erlebnis. Übrigens kann jeder den Schwimmkran besuchen. Der Eintritt ist sogar kostenlos, allerdings freuen sich die Mitglieder über Spenden, denn die helfen für den Erhalt des Kranes zu sorgen.
An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei Christian für die interessante und spannende Führung bedanken. Ihr alle macht echt einen tollen Job.
Technische Daten:
Gattung: Selbstfahrender Schwimmkran
Baujahr: 1928
Bauart: Stahl, genietet (Deutsche Werft Hamburg Finkenwerder)
Krantyp: Dreh-Wippkran
Bau-Nr.: 113
Länge: 26,47 m
Breite: 15,10 m
Tiefgang: 1,40 m
Maschine: 2 MWM Dieselmotoren mit je 154 PS
Heimathafen: Hamburg
Eigner: Hamburgmuseum
Betreiber: Museumshafen Oevelgönne e.V.
Weitere Informationen findet ihr unter: schwimmkran-kfs.de
7 Kommentare zu „Der Schwimmkran KARL FRIEDRICH STEEN – HHLA I“
….als einer der Crew-Mitglieder, dem heute dieser Bericht zugespielt wurde, möchte ich mich für den selbigen bedanken….
…bemerkenswert, informativ…ihr seid ein guter Werbeträger für unsere ehrenamtliche Arbeit.
DANKE…..Clemens
Moin Clemens,
das freut uns, dass dir der Beitrag gefällt. Wir bedanken uns bei dir ganz herzlich für die anerkennenden Zeilen.
Euch weiterhin ganz viel Spaß und Freude bei der Arbeit.
Herzliche Grüße,
Claudia und Ralph
Ich dachte immer es gibt nur Baustellenkrane für draußen und Hallenkrane. So ein Schwimmkran ist ja echt interessant. Bei unserem nächsten Hamburg-Besuch werden wir definitiv mal nach Finkenwerder fahren. Danke und viele Grüße
Moin Johannes,
der Schwimmkran ist in der Tat ein spannendes Gefährt. Ihr werdet bestimmt genauso begeistert sein wie wir.
Viele Grüße von der Küste,
Claudia
Bitte helfen Sie mir.
Macht die Crew des Museums am Hafengeburtstag (10. – 12.5.19) wieder einEvent an Bord des Museumskrans, wenn die Windjammer am Freitag einlaufen. Wir haben das vor 6 Jahren einmal mitgemacht und haben nun einen Gast der das auch mal mitmachen will.
Wir waren begeistert.
Bitte teilen Sie uns mit, wo man das buchen kann.
Ein ehemaliger Ing-Assi mit einer Frau, mit der er schon 59 Jahre verheiratet ist.
VLG Wolfgang Vogel
Moin Wolfgang,
ob auf dem Schwimmkran zum Hafengeburtstag wieder ein Event stattfindet, können wir dir leider nicht sagen. Da fragst du besser direkt beim Betreiber, dem Museumshafen Oevelgönne nach, die können dir da bestimmt Auskunft geben.
Viele Grüße
Ralph
Toller Beitrag! Der Schwimmkran sieht beeindruckend aus. Könnte man so einen Kran ausleihen? Mein Mann ist ein großer Fan von diversen Kränen. Zu seinem Geburtstag schenke ich ihm eine Reise nach Hamburg!
LG Elsa