Als wir uns den Fischereihafen von Möltenort genauer anguckten, fielen uns die vielen Protestplakate zu „Habecks grün-roter Fischpolitik“ auf, die an etlichen Fischkuttern befestigt waren. Das haben wir zum Anlass genommen, uns einmal mehr mit der Fischerei an sich auseinander zu setzen. Was macht einen Fischereihafen überhaupt aus?
Ein Fischereihafen ist ein Hafen, der Fischerbooten und Fangschiffen als Anlandeplatz der gefangenen oder zum Teil schon verarbeiteten Fische dient. Er stellt somit die zentrale Infrastruktur der Fischerei dar. Wichtig ist dabei die geringe Entfernung zwischen dem Hafen und den Fanggebieten. Oft wird der Fang auch gleich vor Ort vermarktet z.B. wie hier in Möltenort, direkt vom Kutter oder an nahe gelegene Stände.
In den 50er Jahren war Möltenort einer der wichtigsten Fischereihäfen in der Kieler Bucht. Auch viele ostpreußische Fischer hatten sich nach dem Krieg hier angesiedelt und die Flotte auf mehr als 80 Kutter anwachsen lassen. Während des Krieges wurde nicht gefischt, quasi Schonzeit, also gab es nun reichlich Fisch in der Ostsee.
Doch wo viel gefischt wird, dezimieren sich automatisch die Bestände. Darum mussten die Fischer bald wieder in ihre alten Reviere östlich von Bornholm. Das war bei 200 Seemeilen Anreise nicht nur zeitaufwändig sondern auch ziemlich teuer. Sogenannte Kompanien, wo zwei Kutter sich ein Schleppnetz teilten und ein weiterer den Fang einsammelte, sollten helfen die Fahrten kosteneffizienter zu machen.
Die Überfischung der Meere und Fangquoten machen vielen kleinen Fischern zu schaffen, bedrohen sogar ihre Existenz. Um so wichtiger ist es, sich dann dem Markt anzupassen. Wie das geht durften wir im Möltenorter Fischereihafen erleben. Denn hier gibt es noch den wirklich fangfrischen Fisch aus der Ostsee. Er ist nicht nur günstiger als seine Artgenossen aus der Kühltheke, sondern man weiß auch wirklich wo er her kommt.
Fischer Peter Christoph vom Kutter SK 30, neben der Dampferbrücke, verkauft im Schnitt alle zwei Tage Dorsch und Butt, heute war es Hering, der hier ausgenommen und frisch verkauft wurde. Faszinierend finde ich immer wie schnell die Fischer ihren Fang ausnehmen, denn auch das kann man in der Regel immer live verfolgen.
Einziger Haken, man muss früh aufstehen und es kann passieren, dass man mit leeren Händen nach Hause geht, denn schlechtes Wetter kann schon mal den Fang vermiesen oder gänzlich ausfallen lassen. Dafür hat fast jeder Fischer neben spannenden Geschichten auch passende Garzeiten parat, damit der Fisch auch wirklich ein Genuss für den Gaumen wird. So wird das Einkaufen von Fisch nicht nur ein Erlebnis, man kann sich auch sicher sein, regional, saisonal, fair und nachhaltig gehandelt zu haben.
Ganz große Klasse finden wir das Projekt „Fisch vom Kutter“, bei dem sich viele Fischer aus der Region zusammen getan haben und ihren frischen Fisch direkt in ihrem jeweiligen Anlandehafen anbieten. Dafür wurde extra eine Website „fischerleben-schleswig-holstein“ ins Leben gerufen, auf der der Verbraucher sich immer aktuell informieren kann wo es wann welchen Fisch gibt.
Schaut da mal rein, denn es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Fischern in Schleswig-Holstein, die ihren Fang aktuell melden und direkt vom Kutter verkaufen.
Zu diesem Projekt gibt es auch ein interessantes Video.