Wer hätte gedacht, dass wir bei unserem ersten Wiedersehens-Trip mit der Insel gleich den schönsten Flecken auf Sylt erwischen würden, den Lister Ellenbogen.
Und nicht nur das, der Lister Ellenbogen ist auch der nördlichste Punkt Deutschlands. Zumindest, wenn man mal den Offshore-Windpark DanTysk außen vor lässt, der seit 2013 als nördlichster Landpunkt Deutschlands gilt.
Normalerweise planen wir im Vorhinein grob unsere Route, damit wir halbwegs wissen, was uns erwartet. Diesmal ist es uns beiden – aus zeitlichen Gründen – durchgeflutscht und somit sind wir einfach unserem Instinkt gefolgt. Nach der Bahnfahrt folgten wir den Verkehrsschildern und haben direkt beim ersten Parkplatz halt gemacht, der mit dem Hinweis „Lister Ellenbogen“ gekennzeichnet war. Das war auch gut so, denn erst später erfuhren wir, dass, wenn man den nächsten Parkplatz weiter nördlich erreichen möchte, Maut (außer Fußgänger und Fahrradfahrer) bezahlt werden muss. Der Ellenbogen befindet sich nämlich in Privatbesitz.
Direkt neben dem Parkplatz befindet sich übrigens auch die Kult-Kneipe „Bambus-Bar“. Aber ich schätze, da erzähle ich wahren Syltkennern nichts Neues.
Während wir so unsere sieben Sachen zusammenpackten, hörte ich noch, wie der Parkwächter zu einem Schweizer Pärchen sagte, dass sie, wenn sie den Ellenbogen umrunden möchten, ca. vier Stunden Zeit dafür einplanen sollten. Und, dass die Umrundung heute problemlos möglich sei, da die Gezeiten ebenfalls mitspielen würden. Perfekt, dachte ich mir im Stillen, denn, auch wenn ich es gar nicht laut sagen darf, aber um die Gezeiten hatten wir uns diesmal auch nicht gekümmert.
Der Strand am Ellenbogen
Da wir den Ellenbogen im Uhrzeigersinn umrunden (also von West nach Ost), erwartet uns erstmal ein feiner, weißer Sandstrand. Herrlich, endlich wieder Strandsand unter den Füßen, der, je weiter man sich gen Norden bewegt, immer naturbelassener erscheint.
Es war zwar nicht mehr so warm wie die letzten Tage, aber zum Wandern einfach perfekt. Noch war es reichlich windig und die Wellen der Nordsee kräuselten sich. An der Oberfläche tauchte immer mal wieder ein Seehund auf, der uns noch ein ganzes Stück begleitete.
Nach einer Weile kamen wir an Trümmern von alten Buhne vorbei, die, von Sturmfluten zerfressen, nicht nur übel aussahen, sondern aufgrund der scharfen Kanten auch nicht ganz ungefährlich sind. Auch die Nordsee ist hier, aufgrund gefährlicher Meeresströmungen (Trekker), recht tückisch. Baden ist hier nicht nur lebensgefährlich, sondern ausdrücklich untersagt.
Auch das Überqueren der Buhnen ist oberhalb der Dünen einfacher. Außerdem verpasst man dann auch nicht den ersten der beiden Leuchttürme. Aber Vorsicht wo ihr hintretet, denn überall waren in den Dünen die Hinterlassenschaften menschlicher Bedürfnisse zu sehen.
Ein Naturstrand zum Verlieben
Naturstrände haben immer etwas Magisches. Sie wirken, auch wenn es oft nicht der Fall ist, so natürlich und unberührt. Gerade, wenn man etwas längere Strecken zurücklegen muss, um sie zu erreichen, sind sie fantastisch zum Verweilen. Das hat mitunter aber auch seine Tücken.
Eigentlich hatte ich in meinem letzten Beitrag über Sylt gesagt, dass man die Inseln untereinander nicht vergleichen sollte, aber in einer Sache möchte ich das doch tun. Was uns ein wenig negativ aufgefallen ist, dass es hier am ganzen Strand keine weitere Möglichkeit der Müllentsorgung gibt. Außer den Strandmüllboxen direkt am Strandaufgang gibt es sonst nichts.
Klar befinden wir uns hier an einem Naturstrand, aber genau an denen wird in der Regel gar nicht bis selten gereinigt. Es fällt also „leider“ nicht nur der Müll vom Urlauber an, sondern auch der Müll, der von der Nordsee angespült wird. Um ihn zu beseitigen, müsste man lange Strengen bis zur Strandmüllbox auf sich nehmen, was viele leider dann nicht tun. Das finden wir auf Amrum am Kniepsand besser gelöst. Dorf befinden sich alle naselang Mülleimer zum Entsorgen des Mülls.
Allmählich nähern wir uns dem zweiten Leuchtturm von List und auch die dänische Nachbarinsel RØMØ, die nur knapp vier Kilometer entfernt ist, wird immer deutlicher sichtbar.
Ausprobiert haben wir es noch nicht, aber die Fährverbindung zwischen der Insel RØMØ und Sylt soll sehr gut und unkompliziert sein. Wir haben uns diesen Tipp für alle Fälle weggespeichert, falls es mit der Bahn mal wieder nicht so rund läuft.
Königshafen
Der Königshafen ist eine circa 4,2 Quadratkilometer große Bucht im Norden der Insel Sylt. Die Bucht wird im Norden von einem Dünengebiet und im Süden und Westen von Marsch- bzw. eingedeichten Gebieten begrenzt. Die Bucht hat bei Niedrigwasser nur eine schmale Verbindung zum Sylt-Rømø-Watt westlich der Insel Uthörn.
Und dank des Tidenkalenders hatten wir heute absolute Ebbe. D.h. vor uns erstreckte sich eine riesige, fast nicht enden wollende Wattfläche, die jede Menge Austernschalen freigelegt hatte.
So sehr wie wir die tollen Strände mögen, so sehr lieben wir auch die Wattlandschaften. Uns fasziniert jedes Mal aufs Neue, wie viel Leben sich darin verbirgt. Vieles davon bleibt uns verborgen, aber zwei kleine Racker konnten wir heute nicht übersehen. Zwei, anscheinend noch recht junge, Seehunde robbten sich von ihrer Ruhezone zum Wasser. So weit wie die draußen waren, dürften die sich eigentlich nicht von uns gestört gefühlt haben, aber man weiß ja nie.
Nicht zu überhören, aber dennoch vom Dünengürtel versteckt, hörten wir Schafe blöken. Erst als wir näher herankamen, sahen wir die wohl glücklichsten Schafe der Welt. (Schmunzel) Wer hat schon das Glück, selbst als Tier so dekadent grasen zu dürfen und das das ganze Jahr über. Darum dürfen Hunde auch nur an der Leine mitgeführt werden.
Viele Möglichkeiten, um hier an die Bucht zu kommen, gibt es eigentlich nicht und dennoch kommen Wind- und Kitesurfer auf der Südseite des Ostellenbogens auf ihre Kosten. Zumindest, wenn Wasser da ist. 🙂
So langsam näherten wir uns wieder dem Ausgangspunkt, dem Parkplatz. Vorher jedoch nutzten wir noch die Gelegenheit auf die Aussichtsplattform zu gehen und den Blick noch einmal über den Lister Ellenbogen schweifen zu lassen.
Einige sagen, dass der Lister Ellenbogen nur aus Strand, Dünengras, Wolken, Schafen, Leuchttürmen und einigen wenigen Häusern besteht. Nur gut, denn das macht den Ellenbogen zu einem der schönsten Flecken von Sylt.
2 Kommentare zu „Der Lister Ellenbogen“
Liebe Claudia, das mit den „Hinterlassenschaften“ in den Dünen hört sich ja furchtbar an. Ich war seit bestimmt 20 Jahren nicht mehr im Sommer am Ellenbogen – dafür aber fast jeden Herbst bzw. Winter. Dann ist es einfach herrlich dort. Allerdings habe ich noch nie auf Ebbe und Flut geachtet. Ich weiß gar nicht, was der Pächter meint. Meines Erachtens ist die Umrundung immer möglich. (Oder wir haben zufällig immer den richtigen Zeitpunkt erwischt. Aber das scheint mir ziemlich unwahrscheinlich :-)). Schönes Wochenende, Stefanie
Liebe Stefanie,
ganz ehrlich, wir waren tatsächlich ein wenig entsetzt. Überall lagen Taschentücher und das entsprechende, na ja lassen wir das. Normalerweise ziehen wir die Nebensaison auch vor, aber es passte gerade so schön. Und wenn ich mir vorstelle, dass in der Woche noch gar nicht der Sommertrubel in Gange war… oh je.
Tja, so genau kann ich dir das jetzt auch nicht sagen, da es das erste Mal war. Aber als wir auf der Wattseite lang sind, sah man schon ganz deutlich wo das Wasser gerade verschwand. Trotzdem scheint mir der Strand breit genug, allerdings auch nur bis zum Surferpoint, dann wird es eng und durch die Dünen darf man ja nicht. Also, vielleicht habt ihr einfach Glück gehabt.
Danke, dir auch ein schönes Wochenende.
Claudia