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Lange Zeit war der Dampfeisbrecher STETTIN der größte zivile Eisbrecher unter deutscher Flagge. Heutzutage ist der Stahlkoloss ein Kultur- und Technikdenkmal mit Liegeplatz im Museumshafen Oevelgönne. Wir haben uns die STETTIN für euch mal genauer angeschaut und sind sogar mitgefahren.
Gesehen haben wir den Dampfeisbrecher STETTIN schon oft. Nicht nur an seinem Liegeplatz, sondern auch in Fahrt. Wir hatten uns schon oft gefragt, wie es sich wohl anfühlt auf so einem Schiff mitzufahren. Darum haben wir auch gar nicht lange überlegt, als wir die Chance dazu bekamen.
Kaum hielten wir die Karten dafür in den Händen, mussten wir schon befürchten, dass aus unserem Ausflug nichts mehr werden würde. Die STETTIN hatte nämlich auf der Hansesail in Rostock eine üble Kollision mit einem Fährschiff und wurde dabei beschädigt. Doch Gott sei Dank kann der Dampfeisbrecher wenigstens noch diese Saison zu Ende fahren, bevor er erstmal in die Werft zur Reparatur muss.
Voll Dampf voraus
Mittags um 13 Uhr sollte die Fahrt losgehen. Als wir uns dem Museumshafen näherten, war der dunkle Rauch aus dem Schornstein schon deutlich zu sehen und auch zu riechen. Schade nur, dass wir heute so ein Pech mit dem Wetter hatten. Das änderte aber nichts an unserer Vorfreude, einmal mit auf dem weltweit größten, noch kohlegefeuertem, seegehendem Dampfschiff mitzufahren.
Angesetzt war eine dreistündige Tour auf der Elbe. Die führte uns anfangs elbabwärts am Blankeneser Treppenviertel und am Airbus-Gelände von Finkenwerder vorbei. Dann drehte die Besatzung der STETTIN das Schiff um und wir fuhren wieder elbaufwärts vorbei an den Landungsbrücken bis hinter die Elbphilharmonie, um später dann noch einen Abstecher zum Waltershofer Hafen zu machen. Vom Wasser aus zu sehen, wie die Containerriesen gelöscht werden, ist schon ziemlich beeindruckend.
Während der Fahrt dürfen die Gäste auf dem Schiff herumlaufen und den ehrenamtlichen Besatzungsmitgliedern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Das haben wir natürlich auch gemacht. Die alte Technik so in Aktion zu sehen ist ganz schön beeindruckend.
Was uns auch faszinierte, dass die Fahrt mit dem Dampfeisbrecher STETTIN total ruhig war. Man merkte kaum, dass man sich auf einem Schiff befand, das in Fahrt war. Für den kleinen Hunger zwischendurch gab es ein liebevoll vorbereitetes Catering mit Brötchen, warmer Suppe oder Kuchen.
So ein Ausflug auf dem Dampfeisbrecher STETTIN macht nicht nur richtig Spaß, ihr unterstützt auch so den Verein. Karten könnt ihr entweder direkt auf der Seite der STETTIN oder per Telefon: 040 56194950 bzw. E-Mail: stettin[at]hoppe-bmt.de bestellen.
Ein wenig zur Historie
Ihren Stapellauf hatte die STETTIN am 07. September 1933. Der Dampfeisbrecher wurde von den Stettiner Oderwerken gebaut. Auftraggeber war damals die Industrie- und Handelskammer zu Stettin. Die ersten beiden Drittel dieses langen Schiffslebens fungierte das Spezialschiff als klassischer Eisbrecher. In der Vorkriegszeit auf seinem Stammrevier, der Wasserstraße zwischen Stettin und der Ostsee, in der Nachkriegszeit auf der Wasserstraße zwischen Hamburg und der Nordsee und in den Kriegsjahren zeitweise in der mittleren und westlichen Ostsee.
Nach der Außerdienststellung 1981 gelang es einem neu gegründeten Förderverein in einer bislang beispiellosen Rettungsaktion, dieses Kultur- und Technikdenkmal nicht nur vor der sicheren Verschrottung zu bewahren, sondern es auch als betriebsfähiges Museumsschiff wieder in Fahrt zu setzen. (Quelle: Dampfeisbrecher STETTIN – Biografie eines Denkmals)
Technische Daten:
Gattung: Kohlebetriebener Dampfeisbrecher
Baujahr: 1933
Bauart: Stahl, genietet (Stettiner Oderwerken)
Bau-Nr.: 769
Länge: 51,75 m
Breite: 13,43 m
Tiefgang achtern: 5,40 m
Maschine: Dreizylinder-Expansions-Kolbendampfmaschine mit Stephenson -Excentersteuerung auf zwei Kolbenschiebern und einem Flachschieber (Niederdruckzylinder)
Heimathafen: Hamburg
Betreiber: Dampfeisbrecher STETTIN e.V.
Weitere Informationen findet ihr unter: Dampfeisbrecher STETTIN
Tipp: In diesem Fall haben wir noch einen ganz besonderen Tipp für euch. Es besteht sogar die Möglichkeit kostengünstig auf der STETTIN zu übernachten. Bei Interesse meldet euch einfach beim Verein.
An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei Günther Gerlach bedanken, der uns zur Ausflugsfahrt mit dem Dampfeisbrecher STETTIN eingeladen und uns auch das historische s/w Bild für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat.
2 Kommentare zu „Der Dampfeisbrecher STETTIN“
Hallo Ihr Beiden,
ganz Klasse dieser Beitrag!!!!
Wunderbar recherchiert, wie immer!!
Die IHK zu Stettin war Auftraggeber um mit diesem Schiff und der Flotte weiterer Eisbrecher den Hafen eisfrei zu halten um damit die Arbeitsplätze im Hafen zu sichern.
Das war mal eine ABM Massnahme!!!
Der Unfall war nicht schön, kann man bei youtube mal nachsehen, das ist das Video drin.
Irgendwann gibt es keinen mehr der bei den anstehenden Reparaturarbeiten nieten kann.
Und irgendwann kann auch keiner mehr so ein Schiff fahren, das direkt von der Dampfmaschine angetrieben wird. Bei Fahrtrichtungswechsel wird die Maschine umgesteuert und läuft dann rückwärts!!!
Ich hoffe Ihr wart bis zu den Heizern und habt nicht nur an Deck flaniert und Häppchen verzehrt…………..
Liebe Grüße von der Jammerbucht!!
Harald
PS. Hier gibts schnelles Internet in der letzten Ecke!!! Warum geht das bei uns nicht????
Moin Harald,
Dankeschön.
Nach dem Unfall waren wir ständig mit Günther in Kontakt. Anfangs war gar nicht sicher ob die STETTIN die Saison noch zu Ende fahren kann, aber das ich sehr wichtig für die Crew. Die brauchen jetzt jeden Cent um das Schiff in der Werft reparieren zu lassen.
Na hör mal… was denkst du von uns. Wir schlagen uns doch nicht nur den Bauch voll. 😉 Wir waren inzwischen mehrfach auf dem Dampfeisbrecher und haben uns alles zeigen lassen.
Du hast recht, es wird immer schwieriger Leute zu finden, die die Technik noch verstehen. Einfach schade…
Ach ja.. das Internet. Das kennen wir doch schon. In anderen Ländern ist man damit einfach weiter. Wir müssen uns in Langehorn auch noch überlegen was wir dort tun. In der Straße liegt Glasfaser. Wir wissen noch nicht ob wir den Anschluss zum Haus legen lassen und uns damit dann an nur einen Anbieter binden oder ob wir hoffen, dass die Telekom es bis zum Ende mit ihrem Ausbau schafft, damit wir über die wenigstens (bis zu) 50 MBit haben. Mal gucken..
Euch wünschen wir weiterhin einen erholsamen Urlaub.
Herzlichst,
Claudia und Ralph