Eine brütende Kolonie Basstölpel auf Helgoland
Bei unserem Besuch auf Helgoland kamen wir das erste Mal live in Berührung mit den Basstölpeln. Ein beeindruckendes Erlebnis, das sowohl schöne, wie auch traurige Assoziationen in uns hervorrief. Eine davon war besonders nachhaltig.
Wann immer wir Zeit haben, verschlingen wir alle möglichen Dokumentation über die Nord- und Ostsee und die dazugehörige Tierwelt. Schon mit meinem Opa habe ich früher ganz viele Tierfilme und -dokumentationen gesehen. Manche Tiere kommen einem dadurch schon so vertraut vor, ohne dass man sie jemals live gesehen hat. Bei den Basstölpeln sollte sich das nun ändern, denn die durften wir aus nächster Nähe auf der Insel Helgoland beobachten.
Zwei Dinge haben mich an dem Vogel schon immer beeindruckt. Zum einen, dass er den Großteil seines Lebens fliegend über dem Meer zubringt und zum anderen faszinieren mich seine eisblauen Augen, die dem Vogel einen mystischen, aber auch leicht bösen Blick verleihen.
Der Basstölpel im allgemeinen
Der Basstölpel (Morus bassanus) ist ein Ruderfußer und gehört wie der Name schon verrät zu der Familie der Tölpel. Außerdem sind die Vögel sogenannte Stoßtaucher und haben ein wasserabweisendes Gefieder. Im schnellen Flug stürzen sie sich ins Meer und gehen so auf Nahrungssuche. Ihre bevorzugte Beute sind fettreiche Fische wie Heringe und Makrelen.
Seit 1991 regelmäßiger Gast auf Helgoland
Erst seit 1991 – das hat mich persönlich besonders erstaunt – ist der Basstölpel auch ein regelmäßiger Brutgast auf Helgoland. Für ihre Nester bevorzugen sie nämlich steile Felsinseln und dafür bietet sich Helgoland ja bestens an. Typisch für den Basstölpel sind große Kolonien, in der mehrere tausend Brutpaare ihr jeweiliges Junges heranziehen.
Da der Platz in den steilen Felswänden knapp ist, brüten sie dicht an dicht, was natürlich nicht ganz stressfrei abgeht. Immerzu kommt es zu Rangeleien und Revierkämpfen, die mitunter auch schmerzhaft, sogar verletzend sein können.
Der Nestbau
Das Nistmaterial wird überwiegend vom Männchen gesammelt und jedes Jahr neu errichtet. Eigentlich bestehen die Nester aus Seetang, Gras, Erde und Treibgut jeglicher Art. Doch die Realität sieht leider anders aus. Heutzutage bestehen die Nester überwiegend aus Müll. Vor allem im Meer schwimmender Plastikmüll.
Basstölpel nutzen unter anderem Fischereinetzreste, die im Meer treiben, um das Nest auszustatten. Das wird ihnen leider nur allzu oft zum Verhängnis, denn sie können sich darin verheddern und dadurch tödlich verunglücken.
Plastikmüll als Nistmaterial
So sehr wir uns darüber gefreut haben, endlich diese wundervollen Tier einmal live zu sehen, so sehr waren wir auch erschüttert. Die Nester sind ein einziges Trauerspiel. Die Vögel sitzen in den kargen Felsen auf Nestern, die hier anscheinend nur noch aus Resten von Fischernetzen bestehen. Einmal mehr wird deutlich, was der Mensch der Umwelt da antut. Auch davon hatten wir natürlich schon gelesen und in den Medien gehört, es aber mit den eigenen Augen zu sehen, hinterlässt pure Wut im Bauch.
Daher muss ich es an dieser Stelle noch einmal ganz deutlich sagen, das ignorante Verhalten vieler Menschen ist echt zum Kotzen. Man denke doch nur an seine eigenen Kinder, möchte man die in Plastikmüll betten? Ich sage es auch deshalb so deutlich, weil viele am Felsen standen und schockiert waren über diesen Anblick. Beim Betrachten ihrer eigenen Verpflegung aber, hatte kaum einer auf Plastikflaschen oder Umverpackungen aus Plastik verzichtet. Schlimmer noch, am Wegesrand lagen schon wieder haufenweise Abfälle, wie Bonbonpapier oder Schokoriegel etc., die von den Touristen stammen und entweder vorsätzlich weggeworfen oder achtlos fallen gelassen wurden. 🙁
Eine rührende Geschichte zum Abschluss
Als wir vor dem Felsen mit den Basstölpeln standen, entdeckten wir ein Tier, das sich in einem Fischernetz verheddert hatte. Der Basstölpel kam von einem Flug zurück und wollte sein Junges füttern. Stattdessen hatte es sich mit dem Kopf und dem Flügel derart verfangen, dass es nur noch damit beschäftigt war sich zu befreien. Uns drehte sich der Magen um und wir befürchteten das Schlimmste. Eigentlich hätten wir mit dem Fotoapparat genau drauf halten sollen, um genau dieses Bild zu zeigen. Wir konnten es nicht. Am liebsten wäre ich hin, um das Tier zu befreien, aber da kommt man natürlich nicht hin. Wem sollten wir Bescheid geben und würde überhaupt jemand helfen? Ganz ehrlich, wir konnten nicht länger hingucken und gingen schweren Herzens weiter.
Aber wie das so mit uns ist… das ließ uns keine Ruhe. Nach einer Weile gingen wir wieder zurück, um nach dem Tier zu sehen. Da entdeckten wir etwas ganz Erstaunliches. Der Partnervogel – wir gehen zumindest davon aus, dass er es war – und das Jungtier waren beide damit beschäftigt, den Altvogel aus seiner misslichen Lage zu befreien. Beide versuchten auf ihre Art an dem Netz zu ziehen und zu zerren.
Das hat uns so beeindruckt, dass wir nun hier stehen blieben, das Geschehen beobachteten und auch fotografisch versuchten zu dokumentieren. Und in der Tat, gemeinsam gelang es ihnen so lange zu zupfen und zu ziehen, bis sich der Altvogel so nach und nach immer mehr befreien konnte. Der Kopf war sozusagen schon aus der Schlinge und auch der Flügel war nicht mehr so eingeschnürt. Den Rest schaffte der Vogel dann allein und war auf einmal wieder frei.
Unsere Herzen hüpften gleich einen Meter höher. Wenigstens diese eine Geschichte ging für den Moment gut aus. Es bedeutet aber auch weiterhin eine klare Kampfansage gegen den Plastikmüll und seine Folgen.
2 Kommentare zu „Der Basstölpel – ein gigantischer Flugkünstler“
Ich habe den Bericht gelesen und habe auf ein gutes Ende gehofft, aber leider ist es so mit den Menschen, sie sind betroffen wenn sie so was sehen aber im nächsten Moment haben sie es schon wieder vergessen und schmeißen ihren Dreck in irgend ein Gebüsch. Ich sehe es jeden Tag wenn ich mit meiner Hündin Gassi gehe
Ich werde angesprochen das ich ja den Hundekot wegnehme, was für mich selbstverständlich ist, aber im nächsten Moment wird dann eine leere Zigarettenschachtel oä. Entsorgt und spricht man dann diese Person an ohje ich bin dann schon so, das ich es aufhebe je nachdem was es ist und der Person es wieder in die Hand drücke und sage „das haben Sie grade verloren“ und sage ein paar Meter weiter ist ein Papierkorb, ich mach mir dadurch zwar keine Freunde aber ab und zu klappt es dann, auch nehme ich manchmal einfach den Müll vom Boden und er kommt in den nächsten Papierkorb. Das ist von mir zwar ein kleiner Beitrag aber wenn jeder darauf achten würde, würde es sauberer sein. Wie heißt es so schön „wir brauchen die Natur, aber die Natur braucht uns Menschen nicht.
Liebe Sabine,
da hast du leider Recht. Es ist wirklich traurig wie sorglos einige mit der Natur umgehen. Als wir unseren Kurzausflug nach SPO und Westerhever gemacht haben, waren wir wieder erschüttert was dort alles im Spülsaum lag. Es ist zum Mäuse melken.
Vielen Dank, dass du zu den umsichtigen Menschen gehörst. 🙂
Herzliche Grüße,
Claudia