Den Helder liegt an der nördlichen Spitze der Halbinsel Nord-Holland und hat eine ganze Menge maritime Geschichten zu bieten. Für uns heute nur ein Ort der Durchreise, denn von hier startete die Autofähre zu der benachbarten westfriesischen Insel Texel, auf der wir die nächsten zwei Tage verbrachten. Trotzdem möchten wir die Gelegenheit nutzen, um euch Den Helder ein wenig vorzustellen.
Bevor wir in Den Helder ankamen, mussten wir erstmal eine sechsstündige Autofahrt hinter uns bringen. So lange brauchten wir von uns daheim bis Den Helder. Bis auf einen, staubedingten Abstecher, den wir leider quer durch Bremen nehmen mussten, verlief die Hinfahrt einwandfrei. Ganz besonders ab Holland, denn durch das Tempolimit, war das Fahren hier super angenehm. Noch während der Fahrt begleiteten uns gemischte Gefühle. Vorfreude und Aufregung, was uns auf Texel erwarten würde, mischten sich mit Respekt, denn mein letzter Aufenthalt in Amsterdam war alles andere als schön. Da war von Deutsch-Holländischer-Freundschaft so gar nichts zu spüren. Ganz im Gengenteil. Dabei habe ich aus Kindertagen eigentlich nur nette Erinnerungen aus Holland gehabt. Allerdings beschränkten die sich als Teenie noch auf frisches Popcorn vom Markt und Käse. 😉
Eine Fahrt ins Grüne
Holländer sind ja für ihre erfolgreiche Landgewinnung bekannt. Durch ein ausgeklügeltes Entwässerungssystem trotzen sie der Natur ihr Land ab. Entsprechend fruchtbar und grün ist auch die Landschaft. Ich bilde mir sogar ein, dass man es deutlich sehen kann, denn seitdem wir die Grenze überquert hatten, wirkte die Landschaft gleich viel grüner. Überall sind Entwässerungsgräben (Polder) zu sehen, die selbst Industriegebiete nahe der Autobahn richtig schön aussehen lassen. Auch war auffällig, wie sauber es hier ist. Während bei uns die Straßengräben nur so mit Müll übersät sind, ist hier davon wirklich kaum etwas zu sehen.
Einen Tag vor unserer Abreise fegte noch ein heftiges Unwetter über Deutschland hinweg. Die Ausläufer davon bekamen wir während der heutigen Fahrt noch massiv zu spüren. Nicht nur, dass wir abwechselnd von Sonne und heftigen Schauern begleitet wurden, der Wind hatte oft noch so viel Kraft, dass der Wagen mächtig geschüttelt wurde. Ganz besonders als wir den Damm (A7) in Richtung Den Oever überquerten. So etwas hatten wir zuvor noch nicht gesehen. Eine ca. 50 Kilometer lange zweispurige Autobahn auf einem Deich mitten durch die Nordsee. Wie das Feeling bei einer Sturmflut sein muss, mag ich mir gar nicht recht ausmalen. So mal eben wegkommen oder abbiegen geht ja nicht.
Das war wirklich beeindruckend und wir nutzten einen Parkplatz für einen kurzen Fotostopp. Selbst mit dem Fahrrad darf man diesen Damm überqueren und wir sahen sogar welche. Die wissen hinterher gewiss, was sie getan haben. Vor allem passt es zu der neulich veröffentlichten Studie, dass in Europa die Menschen immer dicker werden, nur die Holländer nicht. Schon klar, wenn man so fix mit dem Fahrrad unterwegs ist.
Die Hafenstadt Den Helder
Als wir endlich in Den Helder angekommen waren, hatten wir noch etwas Zeit bevor unsere Fähre nach Texel ablegen würde. Wir nutzten die Gelegenheit, um uns hier noch ein wenig im Hafen umzuschauen. Den Helder hatte schon immer eine strategische Bedeutung. Noch heute gibt es hier einen großen Marinehafen. Mehr noch, die seit 1815 ansässige Königliche Marine ist sogar der größte Arbeitgeber der Stadt.
Wir konnten zwar nur einen kleinen Teil davon sehen, aber der wirkte schon mächtig beeindruckend. Damals bot die Stadt mit ihren vielen Kanonen feindlichen Schiffen, die es auf die reichen Städte an der Zuiderzee (dem heutigen IJsselmeer) abgesehen hatten, einen äußerst wehrhaften Eindruck. Angeblich soll der Name „Den Helder“ von „Den Helsdeur“ abgeleitet sein, was übersetzt so viel heißt wie „Zum Höllentor“.
Als Hölltentor empfanden wir es hier so gar nicht, erst recht nicht, nachdem wir hier endlich unsere erste Begegnung mit einem Holländer hatten. Als Begrüßung schallte uns ein tiefes „Halloooooo“ [Chaalooo] entgegen. Wir grüßten zurück, schmunzelten und fühlten uns gleich ein wenig erleichtert. 😉
Zwischen Den Helder und Texel liegt das Marsdiep. Das ist der einzige Zugang für größere Schiffe, die von der Nordsee zum IJsselmeer wollen.
Die früheren Bewohner Den Helders besserten ihren Lebensunterhalt durch „jutten“ (Strandräuberei) auf. Strände wurden überall nach brauchbarem Treibgut abgesucht. In stürmischen Nächten wurden sogar öfters falsche Leuchtfeuer gelegt, um Schiffe zum Stranden zu bringen. Diese wurden dann nur zu gern geplündert. Über das Thema Strandräuberei würden wir später auf Texel auch noch jede Menge erfahren.
Hier vom Hafen starten auch viele Versorgungsfahrten zu den Bohrplattformen in der Nordsee. Dem Fischfang steht sogar eine der modernsten Fischauktionen Europas zur Verfügung.
Langsam wurde es Zeit uns loszureißen, denn unsere Fähre nach Texel wollten wir auf keinen Fall verpassen. Die Abwicklung läuft recht unkompliziert, vorausgesetzt man hat sich vorher ein E-Ticket aus dem Internet besorgt. Dann kann man sich das lange Anstehen am Schalter ersparen. Die Überfahrt dauerte nur knapp 20 Minuten.
„Welcom“, wir sind auf Texel angekommen. Nun aber ab ins Hotel. Unsere erste Nacht verbrachten wir in dem Hotel „De Lindeboom“. Ein kleines schnuckeliges Hotel in Den Burg. Zum Abendessen hatten wir uns im hoteleigenen Restaurant von super leckeren holländischen Tapas verführen lassen. Hm… die waren echt ein Gedicht. Sowohl für unsere Augen, als auch für unseren Gaumen. Aber nicht nur das Essen war großartig, auch das Personal im Hotel war super freundlich.
Mit der Teso- Autofähre von Den Helder nach Texel:
Fährhafen Den Helder
Havenplein 3
1781 AB Den Helder
Färhafen Texel
Pontweg 1
1797 SN Den Hoorn
Das Ticket ist erfreulicherweise sehr günstig. 25 Euro für Hin- und Rückfahrt.
Unser Hotel für den ersten Abend:
Hotel De Lindeboom
Groeneplaats 14
1791 CC Den Burg
Tel: +31 222 312041
E-Mail: info:lindebootexel.ne
9 Kommentare zu „Den Helder – Auf zu neuen Ufern“
Schön! Ich war schon auf den ersten Texel-Bericht gespannt! Sonnige Grüße, Jutta
PS: Und ja, wir dürfen uns nicht nur die flüsterleisen und angenehmen Autobahnen, auch die Sauberkeit links und rechts der Straßen in NL zum Vorbild nehmen! Komisch, dass wir das hier in D nicht schaffen.
Liebe Jutta,
der kommt danach. 😉 Was die Sauberkeit angeht, ist es in der Tat komisch und war besonders auffällig in Holland. Sogar die öffentlichen Toiletten sind da ein ganz anderer Schnack als hier. Dabei hieß es doch immer die Deutschen sind so sauber. Fragt sich nur wo?
Herzliche Grüße,
Claudia
Hallo Ihr 2;
sehr schön der Bericht über Eure Fahrt nach Texel, bin schon auf den 2. Teil gespannt….
Mich hat vor 3 Jahren mal eine Fernsehsendung über die Jutter dort hin geführt–ich habe es nicht bereut….
Wenn Ihr das nächste Mal in der Gegend seid, faht mal den Damm weiter südlich, von Enkhuizen nach Lelystad. der ist sehr beeindruckend und bei gutem Wetter kann man bis Amsterdam sehen.
Und Flevoland ist in der Tulpenblüte sehr schön.
Die Geschichte von Flevoland ist sehr spannend, einfach mal googeln…
Ja, die schönen Strassen und die Sauberkeit sind schon beeindruckend.
Liebe Grüße von der Insel Poel
Harald
Lieber Harald,
danke schön. Wir freuen uns immer von dir zu hören.
Auf Texel haben wir in der Tat sogar viel an dich gedacht, besonders auch wegen deiner tollen Tipps, die wir uns zu Herzen genommen haben. Wir waren in beiden Museen (Strandräubermuseum und Schifffahrtsmuseum). Sehr beeindruckend. Dort gibt es so viel zu sehen, dass wir darüber noch separate Beiträge machen. Texel ist einfach echt schön. Schade, dass es nur ein Kurztripp war, aber wir kommen bestimmt noch einmal wieder. Es gibt noch so viel was wir noch nicht entdeckt haben.
Wir grüßen dich ganz lieb zurück.
Claudia und Ralph
Hallo Ihr Zwei,
erst habe ich den zweiten Bericht gelesen, dann diesen…Jetzt möchte ich noch mehr auf die Insel, denn nur 20 Minuten Überfahrt finde ich als ewig Seekranke sehr sympathisch und erfreulich ;-).
Ich bin so gespannt, wie es weitergeht… und freue mich auf den nächsten Bericht.
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
wie süß, Danke!!!
Ich kann dir versprechen, dass es so weitergeht und du wirst die Insel lieben. Glaub mir. 🙂
Liebe Grüße,
Claudia
hach Claudia, das macht soooooon Fernweh… und Sehnsucht nach Mee(h)r!!!!
…also 4 Std bis Amsterdam + noch mal 1 1/2 Std bis hoch… überleg 😉
und die Holländer haben ja auch immer so schönes Deko-Gelumpe 😉
…als Teenie war ich zweimal in Zeeland… mit ´ner Jugendgruppe in ner alten umgebauten Scheune …hach, das waren noch Zeiten :-))))) also doch mal wieder nach Holland!
Herzlichen Dankk für die tollen Impressionen uns so und überhaupt!!!!!
Liebe Christa,
was soll ich dir sagen…. hätten wir mehr Zeit gehabt, ich hätte einen Tag damit verbracht die ganzen Vorgärten anzugucken und von Ralph fotografieren zu lassen, so schön war die meisten. Und dann noch die Strände und die Dünen, hach… Als wir auf Amrum waren, hatte uns da ja schon der Kniepsand so begeistert, aber wenn man auf Texel in das Gebiet De Slufter fährt, dann ist Amrum eine Sandkiste dagegen.
An meine alten Zeiten in Holland kann ich mich nicht mehr so erinnern, da war ich einfach noch zu klein. Die Naschsachen waren wichtiger. 😉 Aber lecker Essen war jetzt ja auch. Vorher hatten wir gelesen, dass die Holländer sich nichts aus Essen machen. Also wenn das nichts ist, was dir da gegessen haben, dann weiß ich auch nicht. Einfach nur sau lecker.
Danke, für alles….
Liebe Grüße,
Claudia
Liebe Claudia,
wunderschöne Eindrücke von Texel hast Du da vermittelt. Ich kenne bisher von den holländischen Inseln nur Schiermonnikoog, habe aber schon gehört, dass Texel und auch Ameland sehr schön sein sollen. Wieder eins der Ausflugs- oder Urlaubsziele für meine Liste, die immer länger wird. Und nun ist der Sommer schon fast wieder vorbei. Hoffen wir mal auf einen schönen Herbst. Auch der Oktober kann toll sein, wenn er „golden“ wird. <3
Ein sonniges Wochenende wünsche ich Euch
Liebe Grüße
Karin