Der Wetterbericht sagt den schönsten Tag der Woche voraus, da liegt es doch nahe den Strand der Schönen und Reichen zu besuchen. Timmendorfer Strand heißt für viele, sehen und gesehen werden. Für mich ist es ein Ort an den ich viele Kindheitserinnerungen habe. Es ist schon eine Weile her, dass ich hier war und so staunte ich nicht schlecht, dass Timmendorf, von je her schon immer etwas schicker war, sich noch mehr heraus geputzt hat. Alle Villen erstrahlen im Neuen Glanz oder sind Neubauten gewichen – das Blankenese der Ostsee.
Die Sonne hat schon richtig Kraft und im Gegensatz zu den letzten Tagen ist es heute so gar richtig windstill, d.h. man kann endlich die dicken Sachen im Auto lassen. Vom Parkplatz aus, marschieren wir in Richtung Promenade, rechts und links von uns werden noch letzte Vorbereitungen getroffen, damit die Saison endlich los gehen kann. Teilweise stehen hier aber auch echt schicke Bauten. Beim Vorbeigehen ertappe ich mich, wie ich in die ganzen Gärten luscher, um selber neue Ideen zu finden. In Gärtnern und Einrichten könnte ich mich ebenso verlieren wie einfach nur am Wasser zu sitzen und den Horizont anzustarren.
Da viele in Timmendorf ihren Zweitwohnsitz haben, ist hier eigentlich immer was los. Egal ob Sommer oder Winter, Besucher flanieren auf der Promenade oder finden sich zum Bummeln in der Einkaufszone ein. Von daher war es auch nicht verwunderlich, dass am Strand schon viele Sonnenanbeter anzutreffen sind.
Ich blickte neidvoll auf diejenigen, die sich schon getraut haben barfuß durch den Sand zu laufen. Wie gerne hätte ich meine Schuhe auch von mir geworfen, aber für mich als bekennende Frostbeule war das echt noch zu kalt. Es ist auffallend still, nicht mal Kinder die plärren oder Möwen die kreischen, alle sind so damit beschäftigt diesen tollen Tag in sich aufzusaugen. Das erlebt man nur selten.
Das einzige Geräusch was in der Luft hängt, ist das Surren der Motoren von den beiden Marineschiffen, die vermutlich damit beschäftigt sind, den Meeresgrund nach Munitionsaltlasten abzusuchen. Auf der einen Seite sehr beruhigend, dass die Munition endlich geborgen wird auf der anderen aber auch beängstigend. Jahrzehnte gehen wir nun schon in der Ostsee baden und unter uns all der Kriegsmüll, der damals achtlos weggeworfen wurde. Ob dem Menschen eigentlich klar ist was er mit seiner Kurzsichtigkeit, sich und der Umwelt antut? Vermutlich nicht, sonst würde es wohl nicht so viel Wahnsinn auf der Welt geben.
Neugierig bin ich auch auf die neu erbaute Seeschlösschenbrücke mit dem japanischen Teehaus, welches dieses Frühjahr eröffnen soll. Im Vorfeld geisterten hier ja auch schon die tollsten Sachen durch die Medien. Ich frage mich, macht Geld wirklich sexy? Wenn ich mir so manche Leute hier angucke, die bestimmt nicht hungrig ins Bett müssen, kann ich nirgends richtig entspannte Gesichter sehen.
Es bleibt immer ein Hauch von Aufgesetztheit und das an so einem schönen Tag. Was für eine Verschwendung, denke ich mir. Bin ich neidisch??? Hm….?? Als Freiberufler wünschte ich mir schon das eine oder andere mal mehr Sicherheiten aber tauschen? Nö irgendwie ganz und gar nicht! Dann müsste ich mir jetzt wohl auch eher Sorgen um Sand in den Schuhen machen, als einfach nur das Hier und Jetzt zu genießen. Das zu können bedeutet für uns Freiheit, Freiheit die man mit keinem Geld der Welt kaufen kann.
Inzwischen an der anderen MARITIM-Seebrücke angekommen, schlendern wir dort auf der Promenade weiter. Hier passt der Spruch, sehen und gesehen werden, wirklich. Von Damen, die ihre Stöckelschuhe von Strandsand befreien, bis hin zu Giraffenenten (Kunstwerk) läuft dir hier alles über den Weg. 🙂
Die Promenade ist richtig schön angelegt und mit den vielen Kiefern ein schöner Schattenspender für heiße Sommertage. Besonders schön finde ich auch die vielen verschiedenen Kunstwerke u.a. auch das Udo Lindenberg-Denkmal.
In gut bekannter, lässiger Pose, steht er mit der dazugehörigen abstrakten Darstellung zum Thema „Horizont“ in den Dünen. Es ist bekannt, dass sich Udo seit Jahren zusammen mit seinem Panikorchester in Timmendorfer Strand auf seine Tourneen vorbereitet. Unbestrittenes Highlight für Udo-Anhänger und Urlauber ist die öffentliche Generalprobe, die in Timmendorfer Strand längst Kultstatus erreicht hat und Udos Abreise einläutet, bevor er auf den Bühnen des Landes wieder seine großen Hits ins Mikro röhrt.
Auf der Promenade steht auch das SEA LIFE, dass 1996 eröffnet wurde. Auf einer Fläche von 1.500 Quadratmetern werden in über 36 naturgetreu und abwechslungsreich gestalteten Aquarien und Gehegen, der Reichtum und die Schönheit, der heimischen und tropischen Wasserwelt gezeigt.
Beim schlendern auf der Promenade, weiß man gar nicht ob man den Blick zur See genießen oder sich die vielen schönen Häuser anschauen soll. Hier ein Grundstück zu haben ist schon echt ein Traum, obwohl ich mir in den Hintern beißen würde, bei der Vorstellung, dass alle Touris auf deine Terrasse gucken können. Privatsphäre ist was anderes.
Bei all den spannenden Eindrücken staune ich plötzlich nicht schlecht – das Gesicht kennst du doch. Ausgerechnet hier an der Ostsee treffe ich eine alte Freundin wieder, die ich vor 15 Jahren, als sie nach Berlin zog, komplett aus den Augen verloren hatte. Wir trauen beide unseren Augen nicht und tauschen schnell die Nummern aus. Zufälle gibt´s – und das krasse ist, kurz vorher habe ich mich noch mit Ralph über sie unterhalten – alte Erinnerungen und so. Was für ein spannender Tag.
Unser nächster Stopp ist die Buchhandlung „Mikado“, denn dort stöber ich gerne in den Büchern. Genau wie das Teehaus, ist auch diese komplett im japanischen Stil eingerichtet.
Dazu passend gibt es in der Nähe auch ein Wohnhaus, welches faszinierend und protzig zu gleich daher kommt. Der japanische Stil hat schon irgendwie was, aber passt das wirklich zur Ostsee?
Mein Fokus liegt natürlich wieder auf Einrichtungs- und Gartenbücher. Ich erstehe eines über Beach Clubs. Freu´– endlich wieder was zum Stöbern und Träumen für Daheim.