Ein Ausflug zwischen Schafen und Löfflern
Gleich nach dem Frühstück ging es los. Noch etwas müde, aber gespannt stiegen wir in das Taxi, welches uns zu dem noch recht jungen Naturschutzgebiet fuhr. Diesmal aber nicht allein. Gemeinsam mit Jutta, einer Blogger-Kollegin, ging es auf Entdeckungsreise.
Auf dem Weg dorthin fuhren wir wieder an saftig grünen Wiesen, Schafen und zahlreichen, blühenden Tulpenfeldern vorbei. Diese bunten Felder sind eine echte Augenweide und gehören für mich genauso zu Holland wie der Käse oder die Windmühlen. Erstaunt waren wir, dass es den Insulanern aber gar nicht um die Schnittblume an sich geht, sondern vielmehr um die Blumenzwiebeln.
Genauso überraschend war, dass es auf Texel gerade mal zwei Windmühlen gibt. Die Windmühle „De Traanroeier“ in Oudeschild, sowie die Windmühle „Het Noorden“, etwas außerhalb von Oosterend Richtung Wattenmeer gelegen.
Die zweite lag auf unserem Weg und dank Juttas Sprachkenntnissen, konnte sie unseren Taxifahrer bezirzen, dass er uns für einen kurzen Fotostopp an der Mühle aussteigen ließ. Diese wunderschöne Mühle wurde 1878 errichtet und gehört mit zu den größten Mühlen Nordhollands. Ihre Aufgabe bestand darin, das Wasser aus dem Polder zu pumpen. Heutzutage wird sie nur noch sehr selten in Betrieb genommen. Schade eigentlich.
Aber das nur zwischendurch, unser eigentliches Ziel war ja das Naturschutzgebiet Utopia. Texel ist reich an Naturschutzgebieten. Utopia zählt zu den jüngsten der Insel, denn es wurde erst im Jahr 2010 als Naturschutzgebiet ernannt. Der Name klingt etwas ungewöhnlich und erinnert mich eher an die Sendung „Planetopia“. Doch der Name hat einen tatsächlichen Bezug. Am Rande des Naturschutzgebietes steht ein gleichnamiger Bauernhof, dessen ehemalige Ackerflächen zu diesem Vogelparadies umgewandelt wurden.
Damit dies geschehen konnte, wurde das Land geflutet und kleine mit Muscheln bedeckte Inseln angelegt. Diese dienen den Brut- und Zugvogelarten als Brut- und Rastplatz. Neben Seeschwalben lassen sich vor allem Löffler sehr gut beobachten. Selbst, wenn man wie wir ohne Fernglas am Wegesrand steht. Noch nie zuvor hatte ich Löffler live gesehen. Da es auf Texel keine Füchse gibt, fühlen sich die Vögel hier besonders wohl.
Über unsere Köpfe flogen immerzu Seeschwalben hin und her. Denn gleich hinter dem Deich ist die Nordsee, wo sie aus dem Wattenmeer das Futter für ihre Jungen fischen. Die kleinen Fische in ihrem Schnabel konnte man richtig gut erkennen. Schon drollig das so anzusehen. Meist sind es Tobiasfische, kleine Sandaale, die hinter dem Kopf gepackt werden und an einer Seite des Schnabels herunter hängen.
Ein Pipowagen, ein Mann, eine Woche…
Beim Beobachten der Tiere kann man ganz schön die Zeit verlieren und so hätten wir fast vergessen, dass wir noch mit Job Schepers verabredet waren. Job schreibt eigentlich für den „Texelse Courant“ und betreibt ebenfalls einen Blog. Dafür hat er sich eine Woche in diesen umgebauten Bauwagen einquartiert. Zum einen, um über das Naturschutzgebiet selbst, und zum anderen, über allerlei Begegnungen und Beobachtungen, die er hier macht, zu schreiben.
Normalerweise kümmern sich immer zwei Freiwillige, die für eine Woche dieses Quartier beziehen, dass alles seinen geregelten Gang geht und dass niemand aus der Rolle tanzt und den Tieren doch zu nahe kommt, auch nachts. Da es Job zu zweit zu eng gewesen wäre, wollte er die Zeit ganz für sich allein genießen. In einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Niederländisch, zum Teil noch mit Händen und Füßen versuchten wir uns zu verständigen. Das war schon lustig.
So erfuhren wir, dass sich neben den Löfflern und Seeschwalben auch besonders gut Rohrweiher, Rohrsänger und Bartmeisen beobachten lassen. Von 12.000 Seeschwalbenbrutpaaren, die es in Europa gibt, sollen allein 3.000 auf Texel vorzufinden sein. Sogar jede Menge Hasen sollen sich gerade hinter dem Deich zur Wattenmeerseite tummeln. Es war so lustig, dass wir noch Stunden hätten plaudern können, doch wir hatten eine feste Uhrzeit mit dem Taxifahrer vereinbart, so dass wir uns so langsam auf den Rückweg machen mussten.
Diesmal auf dem Deich entlang. Doch wirklich schneller kamen wir auch nicht voran. Die drolligen und gleichzeitig irgendwie tollpatschig guckenden Schafe hatten unser Herz mittlerweile richtig erobert, so dass wir immer wieder stehen blieben, um sie zu fotografieren. Dabei kamen sie uns anfangs optisch noch so komisch und fremd vor.
Dass derartige Naturschutzgebiete wie Utopia Bestand haben, ist vielen freiwilligen Helfern zu verdanken. Mithelfen kann und darf jeder, zum Beispiel bei einem Arbeitswochenende im November. Dann wird das Naturschutzgebiet auf Vordermann gebracht. Die Muschelinseln werden von Pflanzenbewuchs und Müll befreit, damit sich die Vögel auch im nächsten Jahr wieder so richtig wohlfühlen.
Organisiert wird das Ganze von Natuurmonumenten, die Naturschutzorganisation, die sich um Utopia kümmert. Neben der Arbeit werden auch gemeinsame Exkursionen unternommen. Zur Stärkung gibt es deftiges holländisches Essen. Die Kosten für so ein Wochenende mit Übernachtung und Verpflegung liegen derzeit bei ca. 160 Euro p.P.
Buchen kann man das über das Hotel Prins Hendrik.
Tipp: Autos sind im Naturschutzgebiet nicht erlaubt. Es führt aber ein asphaltierter Weg durch das Gelände, der es auch Gehbehinderten leicht macht, dieses Gebiet zu erkunden.
6 Kommentare zu „Das Naturschutzgebiet Utopia auf Texel“
Texel, Texel. Das scheint ja wirklich ein ganz feines Inselchen zu sein! Gefällt mir. Liebe Grüße, Stefanie
Liebe Stefanie,
das kann ich dir sagen. In diese Insel habe ich mich richtig verliebt, dabei haben wir auf unserem Kurztrip noch lange nicht alles gesehen.
Sonnige Meeresgrüße,
Claudia
Eigentlich wollte ich meinen Utopia-Bericht heute veröffentlichen, aber ich glaube, ich lasse mal ein paar Tage verstreichen : ) Geballte Ladung Texel! Übrigens finde ich die Idee von Utopia richtig gut, wobei ich zu Anfang etwas skeptisch war, was so ein teils künstlich angelegtes Naturschutzgebiet eigentlich soll. Ist aber sehr überzeugend! Sonnige Grüße, Jutta
Moin Jutta,
ach das ist ja blöd. Wobei ich glaube, dass deine Sichtweise ja wieder eine ganz andere als unsere ist. 😉
Wir fanden das Gebiet auch echt klasse, ganz besonders weil dort so viel Herzblut investiert wird. So viele Freiwillige, das ist einfach großartig.
Sonnige Grüße zurück zu dir,
Claudia
Liebe Claudia,
einfach super, was engagierte Menschen auf die Beine stellen können. Toll! Und es macht wieder so viel Spaß, Deine Zeilen zu lesen und die wunderbaren Bilder anzusehen – danke schön. Die Schafe sind auch meine Stars – einfach nur entzückend.
Sonnige Grüße
Martina
Liebe Martina,
vielen Dank, du rührst mich mit deinen Zeilen immer zutiefst. Danke. 🙂
Wir waren auch ganz erstaunt, dass dieses noch recht junge Naturschutzgebiet schon so schnell von den Tieren angenommen wurde. Aber auch der Einsatz von vielen freiwilligen Helfern ist einfach toll.
Ganz herzliche und tatsächlich Sonnige Grüße,
Claudia