Der Winter ist eigentlich die Zeit der Ruhe im Garten. Die meisten Sträucher und Pflanzen haben sich zurückgebildet und warten auf ihr Comeback im Frühjahr. Und doch gibt es einige Stars, die gerade jetzt im rechten Licht erstrahlen.
Früher habe ich meinem Garten im Winter nie so viel Beachtung geschenkt. Sobald die letzten Blätter vom Rasen entfernt und unsere Kübel winterfest gemacht wurden, stellten auch wir uns auf eine Zeit der Ruhe ein. Meist saß ich dann drinnen mit meinen Gartenbüchern und habe Pläne für die nächste Saison geschmiedet. Ich konnte es kaum abwarten, bis die ersten wärmenden Sonnenstrahlen das nächste Saison einläuteten.
Seit ein paar Jahren hat sich das gewandelt, denn wir haben entdeckt, dass auch der Winter im Garten unheimlich schön sein kann. Vorausgesetzt es ist trocken. Angefangen hat alles damit, dass ich zur Adventszeit und insbesondere zu Weihnachten, lieber draußen als drinnen schmücke. Ob vor der Haustür oder auf der Terrasse, überall zogen dezente Lichter und Winterarrangements ein.
Am liebsten mag ich es so einfach und so natürlich wie möglich. Von daher dekoriere ich am liebsten mit Tannengrün, Zapfen, Früchten, Nüssen oder Ästen mit Flechten. Einfach alles, was die Natur hergibt und kombiniere es mit Kerzen oder Lichterketten. Mit der Zeit fing ich an, unseren Garten mehr und mehr aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Wenn man mal mit offenen Augen durch den Garten geht, dann sieht man viele spannende Texturen. Die Rinden der Bäume kommen jetzt viel mehr zur Geltung oder Sträucher, deren Stängel von grün über gelb bis rot leuchten. Besonders magisch wird es, wenn sich der Nebel oder Raureif auf die verblühten Gräser und Stauden legt und von der morgendlichen Sonne angestrahlt wird.
Von der Kraft der Natur
Ein weiterer Grund war ein sehr trauriges Erlebnis. Vor ca. zwölf Jahren mussten wir uns zwei Tage vor meinem Geburtstag von unserem geliebten Kater verabschieden. Es war ein lausig kalter Januar. Wir haben unseren Kater an einem seiner Lieblingsplätze in unserem Garten nahe der ehemaligen Terrasse begraben. Und da der Verlust so schmerzte, zog es uns trotz der eisigen Temperaturen immer wieder zu ihm nach draußen. Täglich stellten wir ihm eine neue Kerze hin und ich suchte nach etwas, das auch jetzt zu dieser unwürdigen Zeit blühen würde. Gefunden und lieben gelernt habe ich seitdem die Christrose.
Aus diesem traurigen Erlebnis wurde für viele Jahre so etwas wie ein Ritual und so gab es bei uns jedes Jahr Kerzen und Christrosen im Garten. Unser Feuerofen kam nicht mehr nur im Sommer zum Einsatz, sondern auch im Winter. Heiße Getränke und dicke Wolldecken sorgten für weitere Behaglichkeit und so begannen wir, die Outdoorsaison auch zur kalten Jahreszeit zu genießen. Das tut übrigens nicht nur der Seele richtig gut, sondern hilft ungemein gegen Winterblues.
In unserer alten Heimat haben sich des öfteren die Nachbarn dazugesellt und es war eine echt schöne Zeit, an die wir oft noch zurückdenken, wenn wir uns im Winter ein Feuerchen anzünden. Seitdem wir in Nordfriesland leben, hat sich noch ein weiteres Highlight hinzugesellt, nämlich der Himmel. Hier oben gibt es kaum Lichtverschmutzung und so genießen wir den Blick nach oben, wenn uns tausende Sterne in die Nacht leuchten.
Noch Herbst und doch schon bald Weihnachten
Unsere Jahreszeiten spielen irgendwie verrückt und so blühen trotz erster Frostnächte sogar noch einige Rosen und Glockenblumen. Das hat mich inspiriert und ich habe mal geschaut, was außer Christrosen noch Schönes blüht und bin auf den Herbststeinbrech (Saxifraga cortusifolia) gekommen. Auf den Bildern seht ihr ein Arrangement aus verschiedenen Sorten, die den Namen Autumn Grace tragen. Zusammen mit den Christrosen und den Mini-Waldkiefern sehen die richtig bezaubernd aus. Noch dürfen sie alleine in den Tontöpfen glänzen und uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Nach der Blüte werde ich sie wahrscheinlich in einen größeren Kübel als Unterpflanzung für unseren Eukalyptus nehmen. Oder, sie wandern in den Garten. Mal sehen.
Also, wenn ihr das nächste Mal mit eurem Winterblues zu kämpfen habt, dann geht raus in die Natur.