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Die große Welt der Schiffe und ihre Geschichten
Schon in unserem ersten Teil dürfte die Vielfalt, die das Internationale Maritime Museum Hamburg (IMMH) zu bieten hat, deutlich sein, aber das ist noch lange nicht alles. Im zweiten Teil nehmen wir euch mit auf die Decks 5 bis 9.
Deck 5 – Krieg und Frieden
Zur Seefahrt gehört natürlich auch die Marine, daher ist dieses Deck der Welt der Marine seit 1815 gewidmet. Die Modelle der Marineschifffahrt sind derart detailgetreu, dass sie einem Angst machen. Ok, nicht bei jedem, aber bei mir. Ich mag gar nicht so recht hinschauen.
Was mein Unbehagen auf diesem Deck verstärkt, ist das Sonar, welches die ganze Zeit im Hintergrund ertönt. Wer schon mal einen U-Boot-Film gesehen hat, weiß wie durchdringend dieses Geräusch ist.
U-Boote sind faszinierend und erschreckend zugleich. Das eine oder andere habe ich inzwischen schon besichtigt und für mich ist es immer wieder unbegreiflich, wie man damit zur See fahren kann ohne durchzudrehen. In einer Vitrine sehe ich Ausrüstungsgegenstände des Zweimann-U-Boot Typ 127 „Seehund“ und lese die Geschichte dazu.
Ein Schulboot, welches 2001 südlich von Fehmarn mit den sterblichen Überresten seiner beiden, bis heute nicht identifizierten, Besatzungsmitglieder geborgen wurde. Als wir uns später dazu das Original im Museumshof ansahen – im Ohr immer noch verfolgt vom Sonar – wird mir ganz schlecht. In dem Ding konnte man ja nicht mal stehen und das, wie so viele andere, wurde zum Grab für die Besatzung.
Ich möchte diese Ausstellung mit den Worten des französischen Malers, Dichters und Choreographen Jean Cocteau, die passender nicht hätten sein können, stehen lassen: „Man schließt die Augen der Toten behutsam, nicht minder behutsam muss man die Augen der Lebenden öffnen.“
Deck 6 – Moderne Schifffahrt
Wer sich ein wenig mit dem Hamburger Hafen und seinen Geschichten auskennt, fühlt sich auf diesem Deck wie Zuhause. Riesige Kreuzfahrt- und Containerschiffe bestimmen das heutige Bild im Hamburger Hafen. Wie alles einmal angefangen hat, erfährt man bis ins kleinste Detail auf diesem Deck.
Vor allem die Dampfschifffahrt revolutionierte Mitte des 19. Jahrhunderts die Seewelt. Die Schiffe wurden fast nur noch aus Stahl gebaut und vor allem immer größer. Die Fahrtrouten ließen sich zudem auch immer besser planen und der Transport von Waren wurde effizienter.
Mit den Auswandererschiffen begann auch der Aufschwung für die Passagierschifffahrt. Auf diesem Deck lassen sich nicht nur Schiffsmodelle bewundern, sondern der Besucher bekommt einen Einblick in die eine oder andere Passagierkabine. Begleitet wird das ganze passenderweise von Klavierklängen.
Ich möchte aber nicht zuviel verraten, ihr sollt ja selber noch auf Entdeckungsreise gehen. 🙂
Weder die Handels- noch die Passagierschifffahrt kommt manchmal ohne Hilfe aus, deshalb ist auch die Seenotrettung ein wichtiges Thema.
Viele der heute weltweit existierenden Seenotrettungsgesellschaften verdanken ihre Gründung Wohltätigkeitsvereinen bzw. der Initiative von Ärzten, Angehörigen kirchlicher Organisationen oder Privatleuten.
Deck 7 – Expedition Meer
Drei Viertel der Erde sind mit Wasser bedeckt und trotz aller Bemühungen wissen wir bis heute nur sehr wenig über das Leben ganz tief unten. Um so trauriger, wenn man überlegt, dass unsere Meere von uns Menschen immer nur ausgebeutet wurden und als Müllkippe dienen. Selbst heute noch fällt vielen ein Umdenken schwer.
Dennoch hat mich die Ausstellung positiv überrascht, denn für ein Museum ist sie ziemlich aktuell und am Zahn der Zeit. Neben geschichtlichen Expeditionen, wie die der ersten deutschen Tiefseeexpedition (1898), die übrigens im Hamburger Hafen startete, geht es auch um die heutige, moderne Erforschung der Meere.
Eine Ausstellung, die ich mir sehr gerne noch ein zweites Mal angucken würde, denn ich muss zugeben, dass die Konzentration im siebten Deck bereits nachlässt.
Deck 8 – Kunstsammlung
Auf diesem Deck dreht sich alles um die maritime Malerei. Gezeigt werden über 200 Werke aus den Niederlanden, Großbritannien, Skandinavien und Deutschland, von den Anfängen vor über vierhundert Jahren bis heute.
Mir persönlich sind die Gemälde einfach viel zu schwer, dennoch muss man neidlos anerkennen, dass in den Werken unheimlich viel Arbeit steckt. So detailgetreu wie die gemalt sind, das ist wirklich Kunst.
Auf diesem Deck befindet sich auch die Schatzkammer des Internationalen Maritimen Museum. Schiffe aus Gold, Silber und Bernstein sowie die weltweit einzigartige Sammlung seltener Knochenschiffe. Ja, ihr habt richtig gelesen. Schiffsmodelle, die aus Knochen hergestellt wurden.
Französische Kriegsgefangenen stellten während der Koalitions- und Napoleonischen Kriege die Schiffe aus den Knochenresten ihrer Essensrationen her. Anfangs dienten die kleinen Kunstwerke als Tauschobjekte, um sich zum Beispiel die Essenszuteilungen aufzubessern. Später haben englische Kapitäne die Knochenschiffe sogar bestellt.
Deck 9 – Modelle
Auf diesem Deck dürfte so manch ein Sammlerherz höher schlagen. Für die einen sind sie reinsten Staubfänger, für andere begehrte Sammlerobjekte. Sie sind aber vor allem eines, der Grundstein für die Entstehung des Internationalen Maritimen Museums Hamburg (IMMH), allen voran die Miniatur eines Küstenmotorschiffs im Maßstab 1:1250.
Mit diesem kleinen Modell, welches Peter Tamm sen. 1934 geschenkt bekommen hatte, fing alles an. Dieses kleine Schiff ist die Urzelle der weltweit größten privaten, maritimem Sammlung. Unglaublich, wenn man sich die Fülle der Vitrinen betrachtet.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten die Wasserlinienmodelle durchaus ihren Sinn. Sie dienten unter anderem der Schiffserkennung sowie der Illustration militärischer Strategien und Manöver auf See.
Ergänzt werden sie durch verschiedene Dioramen, die – sorry, wenn ich mich wiederhole – äußert beeindruckend sind. Selbst wenn man keinen Sinn für diese Objekte hat, ist die Detailgenauigkeit bei diesen kleinen Exemplaren die reinste Wucht. Die Dioramen vom Hamburger Hafen und vom Containerterminal in Bremerhaven werden zudem regelmäßig aktualisiert.
Puh… nun haben wir alle Decks durch und sind zugegeben nicht nur völlig erschlagen, sondern auch total begeistert. Viele, auch wir haben anfangs ein wenig mit der Nase gerümpft, als wir den Eintrittspreis von 12,50 Euro lasen. Bei der Vielzahl an Ausstellungen ist der mehr als gerechtfertigt.
Zum Abschluss möchten wir uns noch ganz herzlich beimm Team vom Internationalen Maritimen Museum für die Einladung und den sehr netten und freundlichen Empfang bedanken. Ihr habt ein wirklich eindrucksvolles Museum auf die Beine gestellt.
Internationales Maritimes Museum Hamburg
Kaispeicher B
Koreastraße 1
20457 Hamburg
2 Kommentare zu „Auf Entdeckungsreise im IMMH – Teil 2“
Hallo Ihr zwei Nordlichter,
danke schön für den zweiten, fesselnden Teil Eures Berichts. Das Museum ist so riesig, ein Tag reicht doch nicht für einen Besuch, oder?
Mich persönlich würde auch das Deck 7 – Expedition Meer – mit am meisten interessieren. Wir wissen immer noch ganz schön wenig über das Meer und seine (Un-) Tiefen. Da ist das Weltall beinahe besser erforscht… 😉
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
sehr, sehr gern.
Das Museum ist in der Tat riesig und du kannst locker einen ganzen Tag hier verbringen. Will man alles allerdings gründlich entdecken, lohnt es sich öfters zu kommen.
Die Ausstellung „Expedition Meer“ muss ich mir auf alle Fälle noch einmal genauer vornehmen und Ralph hätte da auch noch die eine oder andere. Was das heißt wissen wir ja… 😉
Liebe Grüße,
Claudia