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Die Austernsafari gehört zu den Winterhighlights an der dänischen Wattenmeerküste. Wir haben uns an dieses Abenteuer gewagt und sind bei einer geführten Tour auf der Insel Rømø mitgegangen. In unserem heutigen Beitrag verraten wir euch was daran so besonders ist und natürlich auch worauf ihr achten solltet.
Gehört hatten wir von der Austernsafari schon öfters, aber so richtig getraut bei einer mitzumachen, hatten wir uns bisher nicht. Aus gutem Grund, denn Austern stehen nicht gerade auf unserem Wunschspeisezettel und die Vorstellung eine Auster auch noch roh zu essen, schon mal gar nicht.
Darum machten wir uns mit gemischten Gefühlen auf, als es am frühen Morgen zur dänischen Insel Rømø ging. Zur Wiedersehensfreude auf die Insel und der Freude über das bombastische Wetter kam auch die Ehrfurcht. Wenn ich ehrlich bin, dann kribbelte es sogar reichlich in meinem Bauch, denn ich hatte mir fest vorgenommen, trotz allem Ekel mich zu überwinden und an diesem Tag zum ersten Mal in meinem Leben eine Auster zu probieren. Das Kribbeln im Bauch verstärkte sich, als wir beim Treffpunkt im Hafen ankamen. Da Rømø ein beliebtes Reiseziel für deutsche Urlauber ist, hatten wir eigentlich damit gerechnet, entsprechend viele Deutsche anzutreffen, aber weit gefehlt. Auf dem Parkplatz standen nur dänische Autos. Ups…
Dem Stimmengewirr nach waren es auch nur Dänen. Würden unsere dänischen Brocken reichen, um uns zu verständigen? Würden wir überhaupt etwas von der Tour verstehen? Einer der beiden Tourguides hakte unsere Namen auf der Teilnehmerliste ab und gab uns ein Heftchen mit Austernrezepten an die Hand – auf dänisch. Worauf hatten wir uns da nur eingelassen?!
Austern sammeln im Wattenmeer
Spaß beiseite. Die Touren werden dreisprachig angeboten. In unserem Fall waren es zwei Tourguides und die haben sich entsprechend aufgeteilt. Wobei das Gruppenverhältnis doch eher ungleich war. Von den 60 Teilnehmern, die gekommen waren, waren außer uns nur noch zwei weitere Deutsche dabei. Also hatten wir die volle Aufmerksamkeit von Iver – dem Tourguide von „Sort Safari“, der uns erstmal über den Ablauf informierte und auch auf die Gefahren hinwies, die bei so einer Wattwanderung lauern können.
Es ist nämlich wichtig nicht nur die Gezeiten im Blick zu haben, sondern sich genau an die vorgegebene Route zu halten. Sonst kann es passieren, dass man im Schlick stecken bleibt und das ist ganz sicher keine schöne Erfahrung. Wie hat Iver das so schön ausgedrückt, wenn er ruft: “ Stop, there is no point to return“, dann ist allergrößte Vorsicht geboten.
Nachdem die Sicherheitsfragen geklärt waren, wurden wir mit viel Witz und Charme in die Geschichte der Auster eingeweiht. Früher war es nämlich nur dem König und seinen engsten Verwandten vorbehalten Austern zu essen. Die Auster galt nicht nur als besondere Delikatesse, sie war sogar mehr wert als Gold. Entsprechend hoch waren die Strafen, wenn sich Bürger beim Ernten aus dem Meer oder beim Verzehr der königlichen Speise erwischen ließen. Mit der Zeit – und dem 1. und 2. Weltkrieg geschuldet – geriet die Auster in Vergessenheit.
Erst seit ein paar Jahren feiert die Auster ein Comeback als Delikatesse, nur mit dem Unterschied, dass sie heute jeder essen darf. In Dänemark gibt es das Gesetz, dass jeder Bürger für den Eigenverbrauch so viel aus dem Meer ernten darf, wie er selber verzehren kann. Nur veräußern, das ist nicht erlaubt. Inzwischen erfreut sich die Auster besonders an Silvester einer neuen und noch recht jungen Tradition. Sie wird frisch aus dem Meer gepflückt und am Abend bei einem hyggeligen Festmahl gemeinsam mit den Gästen verspeist.
Wann ist Austernsaison und was muss ich beachten?
Austern werden ausschließlich in den Monaten mit „R“ gepflückt und verzehrt, also von September/Oktober bis April. In diesem Zeitraum ist der Verzehr von Austern erlaubt bzw. ungefährlich. Das hängt mit den Temperaturen des Wassers zusammen, denn man darf nicht vergessen, dass Muscheln wie Austern das Wasser filtern. Wenn das Wasser kalt ist, ist das Risiko gering, dass die Austern giftige Algen enthalten.
Was man vielleicht auch noch wissen sollte ist, dass, wenn wir heute von der Auster sprechen, es sich nicht mehr um die ursprünglich heimische handelt – die ist nämlich durch Überfischung lange ausgestorben –, sondern um die pazifische, eine eingeschleppte Art.
Bereits im Watt demonstrierten Iver und sein Kollege uns noch, worauf man beim Pflücken von Austern achten muss, damit man sich zum Beispiel nicht an der Schale verletzt oder wie man wirklich frische Austern erkennt, wie man sie lagert oder gefahrlos öffnet. Auch wurde uns der Unterschied zwischen den einzelnen Austernarten erklärt, was meinen Appetit auf die Auster nicht wirklich steigerte. Auch nicht der Gedanke, dass die heutige Auster invasiv ist und sich jeder Naturschützer darüber freut, wenn sie der Natur entnommen wird. Die frechen Biester, so Iver, vermehren sich nämlich rasend schnell und machen anderen heimischen Lebewesen das Leben schwer. Allein nur an der dänischen Nordseeküste gibt es zahlreiche Austernbänke mit gigantischen Mengen von Austern. Beeindruckt hat uns auch, dass Austern bis zu 30 Jahre alt werden können.
Während unsere Mitstreiter alle fleißig dabei waren Austern zu pflücken und diese stolz in ihren Eimer verschwinden zu ließen, vergnügten wir uns damit ihnen dabei zuzusehen. Auch wenn wir an diesem Abenteuer teilnahmen, stand für uns im Vorhinein fest, dass wir keine Austern mit nach Hause nehmen würden. Am Ende der gut dreistündigen Safari waren die Eimer prall gefüllt und die Teilnehmer glücklich. Bei dem Gedanken, dass man sich hier in Dänemark die Delikatesse einfach so pflücken darf, während man auf Sylt dafür ein schw… Geld bezahlen müsste, musste ich schon schmunzeln.
Die Feuerprobe
Das Schmunzeln verging mir aber schnell, denn vor mir stand nun die Feuerprobe. Ivar ließ es sich nicht nehmen mich daran zu erinnern, dass ich als Höhepunkt noch eine frische Auster probieren sollte. Schluck… Er wollte es gut mit mir meinen und suchte sich ein besonders großes Exemplar heraus. Letztendlich konnte ich ihn dann doch überzeugen, mir ein möglichst kleines Exemplar zu geben. Meine Gesichtszüge entglitten schon ein wenig, als das gute Stück aufgeschnitten und mir gereicht wurde. Schon gemein, wenn alle um dich herumstehen und dich genau mustern. Zumal ich das Teil nicht einfach schlucken, sondern auch noch kauen sollte. Grumpf, Augen zu und durch.
Ich muss gestehen, dass ich es mir ekliger vorgestellt habe, als es am Ende war. Dennoch muss ich es nicht wieder haben. Selbst Ralph ließ dieses Ritual über sich ergehen, obwohl er das schon einmal hinter sich gebracht und für sich beschlossen hatte, es ebenfalls nie wieder zu tun. Irgendwie schon schade, wenn man bedenkt, dass die Auster eine Delikatesse ist und wir sie quasi selber vor der Tür haben. Aber nun ja, man muss nicht alles mögen. 😉
Gaumenfreuden mit Panoramablick
Nichts desto trotz kann ich nicht leugnen, dass so eine Austernsafari ganz schön hungrig macht. Wie gut, dass wir im Anschluss noch eine Verabredung mit Rasmus Lodahl hatten. Rasmus ist nicht nur Küchenchef im Restaurant Ø, sondern auch der amtierende Gewinner der Regionalküche Südjütlands. Wir wurden eingeladen, um eine Komposition aus dem bevorstehenden Neujahrsmenü zu probieren. Auch das sollte ein Abenteuer sein, denn wir hatten im Vorhinein keine Ahnung was wir serviert bekommen würden. Spannung pur also.
Das Restaurant Ø befindet sich an der Südküste von Rømø und bietet einen fantastischen Panoramablick auf den Golfplatz des Ferienortes „Enjoy Resorts Rømø“. Auch wenn bei uns heute die kulinarischen Genüsse im Vordergrund standen, möchten wir nicht versäumen zu erwähnen, dass zu der Anlage auch Ferienwohnungen und ein Wellnessbereich gehören.
Ein wenig perplex und peinlich berührt waren wir, als wir registrierten, tatsächlich die einzigen Gäste im Restaurant Ø zu sein. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet, sondern eher gedacht, die kulinarischen Genüsse im laufenden Restaurantbetrieb probieren zu dürfen. Stattdessen war nur für uns ein Tisch mit freiem Panoramablick auf die Landschaft eingedeckt. So müssen sich wohl Promis fühlen…
Nach einem kurzen Plausch servierte uns Rasmus nach und nach vier Gänge, die allesamt so schön auf dem Teller angerichtet waren, dass es beinahe einer Sünde gleich käme, sie einfach so aufzuessen. Aber dafür waren sie nun mal gedacht und was soll ich sagen, es war köstlich.
Im Restaurant Ø wird sehr viel Wert auf gute und regionale Produkte gelegt. Das sieht und schmeckt man auch. Und das Schöne ist, man kann hier nicht nur à la carte speisen, sondern sich mittags auch zum gemütlichen Brunchen einfinden.
Mehr zum Restaurant Ø…
Facts zum heutigen Beitrag:
Die Safari an sich würden wir jedoch jedem gerne empfehlen, denn dort erfahrt ihr viel über die Natur im Wattenmeer. Wir haben unsere Austernsafari mit Sort Safari gemacht, die übrigens das ganze Jahr über verschiedene geführte Touren anbieten.
Schaut doch mal vorbei…
Was brauchst du für eine Austernsafari?
- Die Tour dauert etwa 3 Stunden
- Praktische Kleidung (möglichst warm, wind- und wasserdicht)
- Gummistiefel und wasserdichte Handschuhe
- Einen Eimer für die Austern und eine Heugabel, falls auch Sandmuscheln gepflückt werden sollen
Tipps für den Umgang mit Austern
- Bewahrt die frischen Austern im Kühlschrank auf, niemals im Wasser
- Austern müssen Widerstand beim Öffnen leisten (Frischezeichen)
- Die Auster sollte nach frischem Meerwasser riechen
- Klares Meerwasser befindet sich in der lebenden Auster
- Gebt Zitrone hinzu, die Auster sollte sich daraufhin zusammenziehen (die Zitrone hat übrigens nichts mit dem Geschmack zu tun, sondern das Zusammenziehen ist lediglich ein Beweis dafür, dass die Auster lebt bzw. frisch ist. Falls nicht, lieber die Finger davon lassen)
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit der Destination Sønderjylland.
4 Kommentare zu „Abenteuer Austernsafari im dänischen Wattenmeer“
Moin,
das, was Ihr da angepackt habt und nun praktiziert, spricht mich als Genießer Nordfrieslands doch sehr an. – Haltet mich auf dem Laufenden und Aktuellen.
Ich wünsche Euch eine bunte Reise durch ein frisches Jahr mit reizvollen Abstechern und friedlichen, erholsamen Zielen,
Ulli Fiedler, Bredstedt
Moin Ulli,
freut uns, dass dir unsere kleine Exkursion durchs dänische Wattenmeer gefallen hat.
Dankeschön, dir auch ein spannendes Jahr und liebe Grüße in die beinahe Nachbarschaft,
Claudia
Moin du Liebe
Wie schön, dass ihr das Neue Jahr gut begonnen habt! Vielen lieben Dank für den tollen Bericht über die Austernsafari ….mir lief beim Lesen das Wasser im Mund zusammen, denn ich LIEBE Austern…;-)))
Bissel Zitrone drauf und ein Gläschen kalten Weisswein dazu….Aaahhh..ein Hochgenuss!! Dass Austern speziell an Weihnachten und Sylvester gegessen werden ist allerdings keine junge Tradition. In Frankreich ist das ein ganz alter Brauch.
Schade, dass du keinen Eimer voll mitgenommen hast, dafür hätte ich mich sofort auf den Weg zu euch gemacht!!!
( Ein Besuch in eurem Atelier steht ja schon lang auf unserer to-do Liste)
Liebste Grüsse von der Schlei
Sabina
Moin du Liebe,
ernsthaft?! Ich fand an der Auster so gar nichts leckeres. Wobei sie jetzt roh war und schön mit Schlick und Strandsand bespickt. Mit Zitrone oder gebacken… wer weiß. Dennoch bräuchte ich jetzt erstmal keine mehr. Tja, hätte ich das gewusst, dann hätte ich dir Eimerweise mitbringen können. 🙂
Dafür war der Ausflug an sich ein Erlebnis und ich finde es immer spannend mit kundigen Führer so ein Erlebnis zu wagen. Auch wenn wir schon alte Hasen sind, lernen auch wir immer wieder dazu. Und gerade im Wattenmeer finde ich den Respekt, den man von der Natur haben sollte, einfach faszinierend.
Ich freue mich darauf, wenn ihr an dem Punkt der to-do-Liste angekommen seid und uns im Atelier besucht.
Herzliche Grüße von der Westküste,
Claudia